Weihnachtliche Besucher in Bad Münder

Wer dieser Tage aufmerksamen Auges durch die Innenstadt von Bad Münder geht, kann die Figuren, die sonst ihren Platz in der Weihnachtszeit in der Petri-Pauli-Kirche haben, kaum übersehen.

Ob es die Kinder sind, die sonst mit andächtig gesenktem Blick und gefalteten Händen im zugigen Stall das Kind betrachten, derzeit aber in der Buchhandlung Wanderer ein Schaufenster zieren. Oder der junge Flöte spielende Hirte, der dem Kind wohl einen Ständchen bringen will und derzeit mit einem Schaf in einem Schaufenster der St. Annen-Apotheke steht.

Auch im Schaufenster von Optikermeister Johann Hasenfuss hält sich einer der Hirten auf, ein Schaf auf dem Arm und gemeinsam mit dem Esel, ohne den der Stall von Betlehem nicht vollständig wäre.

Unweit davon steht das andere Tier, das im weihnachtlichen Stall seinen festen Platz hat – der Ochse. Gemeinsam mit einem alten Hirten ist er im Schaufenster des Bürobedarfshandels Przykopanski zu entdecken. Und schließlich, etliche Schritte weiter, dort wo die Bahnhofstraße und die Angerstraße einander begegnen, in einem Fenster der diakonischen Beratungsstelle, sieht man einen weiteren Hirten und eine Frau, die ihr kleines Kind in den Stall mitbringen wird.

Dass diese wunderschönen Figuren der Weihnachtsgeschichte in der münderschen Petri-Pauli-Kirche Jahr für Jahr zu sehen sind, hat die Gemeinde einem großzügigen Spender zu verdanken. Der Münderaner, Harry Deutsch, der in die USA ausgewandert war und in Chicago lebte, hatte in den 60er Jahren der Kirchengemeinde seiner alten Heimat einen großen Geldbetrag gespendet. Von diesem Geld hat die Kirchengemeinde für rund 2700 Mark unter anderem die Figuren der Weihnachtskrippe bei der Schnitzerei GG Lang Sel. Erben angeschafft.

Weil durch den veränderten Gottesdienstort am Heiligen Abend, nämlich den Umzug in den Kurpark, der weihnachtliche Stall für viele Menschen aus Bad Münder nicht zu sehen sein wird, hat sich der Kirchenvorstand auf Vorschlag von Kirchenvorsteherin Anja Langkopf entschlossen, die Figuren der Weihnachtsgeschichte, außer Maria, Josef und das Krippenkind, mitten in das pulsierende Leben des Ortes zu stellen. Durchaus ein richtiger Ort, denn immerhin hat die Weihnachtsbotschaft auch mit dem Leben der heutigen Menschen zu tun.

Die Weihnachtskrippe mit Ochs und Esel sowie der Heiligen Familie und den Hirten, die als erste von der Geburt Jesu erfuhren, ist erst seit gut 200 Jahren in den Wohnzimmern vertreten. Die christliche Tradition der Weihnachtskrippe geht jedoch schon auf Franz von Assisi zurück, der 1223 mit einem Ochsen und einem Esel im Wald von Greccio den Heiligen Abend gefeiert haben soll.

Die erste Weihnachtskrippe wurde in der Jesuitenkirche in Prag 1562 aufgestellt. Sie muss durch die Wirklichkeitstreue ihrer Figuren sehr eindrucksvoll gewesen sein. Im Mittelalter griffen dann vor allem reiche Patrizierfamilien diese Tradition auf, für die diese Darstellung auch zum Statussymbol geworden war. Künstler bekamen den Auftrag, reich ausgestattete Krippenlandschaften zu gestalten. Im Zeitalter der Aufklärung, Ende des 18. Jahrhunderts, wurde die Darstellung des Weihnachtsgeschehens aus den Kirchen verbannt.

Das trotz aller Aufklärung fromm gebliebene Volk wollte auf die vertrauten Szenen aus dem Stall von Bethlehem nicht verzichten. Weil man sich aber keine Krippenfiguren aus Holz leisten konnte, wurden bald Papierkrippen angeboten, die sich auch einfache Leute leisten konnten.

Und es entstanden unterschiedlichste Krippenspiele, deren Tradition bis ins England des 14. Jahrhundert zurückreicht. Auch heute noch werden an Weihnachten Krippenspiele in den Kirchen aufgeführt.