Eine Familie trifft ins Schwarze

Es war diese eine Frage, ob sie für ihre kurzfristig verhinderte Mutter am Gewehr einspringen könnte. Dann ein Schuss – „und ich hatte Blut geleckt“, erinnert sich Laura Wolf an ihre Schießanfänge.

Ihre Schwester sei zu der Zeit bereits zielsicher unterwegs gewesen, grinst die 22-Jährige: „Anna hat damals schon alles auf Jahrmärkten abgeräumt.“ Vier Jahre ist das jetzt her.

Heute marschiert Laura als beste Dame aus dem Schießen der Vereine in Eimbeckhausen, bei dem sie auch gleich den ersten Mannschaftsplatz mit ihrer „Cousinencrew“ belegt. Mit dabei: Schwester Anna. Die 19-Jährige ist ihrerseits amtierende Bad Mündersche Stadtbürgerkönigin, Laura landet dort auf dem dritten Platz. Gemeinsam mit ihrem Vater Michael gewinnen die beiden auch das Mannschaftsschießen, Mutter Viola wird innerhalb dieser Wertung beste Einzelschützin – vor den beiden Töchtern. Der Clou: Im vergangenen Jahr holte sich Michael Wolf den majestätischen Titel. Ebenfalls vor „seinen“ zwei Prinzessinnen Laura und Anna. Das hatte bisher noch keine Familie geschafft.

Wer dabei an das Ergebnis eines harten Trainings denkt, wird eines Besseren belehrt, wenn er die sympathische vierköpfige Familie kennenlernt. „Wir trainieren nicht“, verraten die Eltern. „Wir schießen zwar schon seit Jahrzehnten, aber einfach nur aus Spaß an der Sache.“ Heißt: Bis heute ist keiner der Vier Mitglied im Schützenverein. Alle nehmen nur maximal dreimal im Jahr – zum Volkskönigsschießen und Schießen der Vereine in Eimbeckhausen sowie seit zwei Jahren zum Stadtbürgerkönigsschießen in Bad Münder – ein Gewehr in die Hand. Und treffen dabei regelmäßig mehrfach ins Schwarze. „Dreimal war ich schon Volkskönigin und ich weiß nicht wie oft Prinzessin“, gesteht Viola Wolf mit einem Lachen. Ihr Mann kann das noch toppen: Ehe ihm in diesem Jahr der Sieg streitig gemacht wurde, hatte er viermal in Folge die Volkskönigskette ergattert.

Das Talent am Abzug, das muss den Wolfs zweifelsfrei in die Wiege gelegt worden sein. Es sei aber auch immer Glückssache, weiß Viola Wolf. „Und tagesformabhängig“, ergänzt ihr Mann. Ein Erfolgsrezept hätten sie nicht. „Einfach mit Spaß rangehen und mehr nicht“, sagt Laura, die von Kindesbeinen an gemeinsam mit ihrer Schwester die Eltern auf den Schießstand begleitet hat. Einen Rat hat sie aber dennoch: „Nur nicht zu viel Kaffee vorher trinken.“

Den Wolfs gehe es vor allem auch um die Geselligkeit und das Pflegen von Traditionen. „Ich finde es schön, dass wir das gemeinsam machen“, sagt die Mutter ohne den Stolz gegenüber ihren Kindern zu verbergen. Eine gewisse Nervosität sei aber immer dabei, ist sich das Quartett einig: „Wenn wir da stehen, möchten wir auch treffen.“

Was dabei herauskommt, sind Leistungen wie 2016: Michael Wolf wird beim örtlichen Volksschießen König, Tochter Laura Königin und Anna Jugendkönigin. Auf die Frage, wie der Dreifachsieg für das Trio war, lacht Laura: „Das war teuer.“

Er bedeutete aber auch jede Menge Freude und Gemeinschaft. „Wir schaffen das auch nochmal, wir beide“, schaut Michael Wolf seine jüngere Tochter Anna optimistisch an. Auf die ältere wartet eine andere Herausforderung: Weil ihr Vater und ihre Schwester wegen ihrer Siege für die Stadtbürgerkönigswürde im kommenden Jahr gesperrt sind, wäre es nur die logische Fortsetzung, wenn Laura Wolf den Titel verteidigt. Sie schmunzelt: „Ich versuche es.“