Bunter Fummel und derbe Sprüche

Sie ist immer noch Jungfrau, die Urmutter vom „Zauber der Travestie“, Fräulein Luise. Das jedenfalls behauptet sie frech auf der Bühne der Aula im Schulzentrum Süd – und sucht weiter nach einem Hirsch. Sozusagen.

Die wandlungsfähige Travestiekünstlerin glänzte wieder einmal in den unwahrscheinlichsten Rollen: Mal mit ausladendem Gesäß im engen Leopardendress, dann wieder in feiner Rüschenrobe sorgt sie für Stimmung und Lacher im Publikum. Und wer in der ersten Reihe saß, musste so manche ihrer sexgeladenen Attacken über sich ergehen lassen.

Seit über 20 Jahre tourt Fräulein Luise, man nennt sie auch den „Terminator der Travestieszene“, mit unterschiedlichen Künstlern durch die deutschen Lande. Und jedes Jahr macht sie mit ihren Geschlechtsgenossinnen Halt in der Deisterstadt.

Und es dauerte nicht lange, da hatte die Truppe das Publikum auf ihrer Seite: Johlend und händeklatschend machten alle bereitwillig mit. Es ist schon eine Kunst, wie die Herren Damen sich in den unterschiedlichsten Rollen präsentieren. Ob Glitzerlook oder Clownskostüm, bunter Fummel, Abendrobe oder orientalische Gewänder und Perücken – bunter kann ein Programm auch modisch kaum sein. Es ist eben das Konzept, diesen Alltag überzogen auf die Bühne zu bringen. Da ist zum Beispiel Denisse Zambrana. Mal agiert sie als feurige Spanierin und singt live „Quando“, dann wiederum spielt sie im zweiten Teil einen kunterbunten Clown, der überdies auch noch hervorragend „Oh mein Papa“ auf der Trompete bläst – um sich anschließend aus dem Clownskostüm zu schälen und wie ein bunter Schmetterling singend vors Mikrofon zu treten. Die Auftritte der Travestiekünstler sind gut aufeinander abgestimmt und abwechslungsreich. „Jhonny Boy“, letztes Jahr noch als Tina-Turner-Double gefeiert, zeigte dieses Mal bei dem Song „Cage“ die Wandlung vom Mann zur Frau. Sein Bauchtanz im orientalischen Kostüm – er hatte sich dafür auch einen Zuschauer aus dem Publikum auf die Bühne geholt – sorgte für kreischende Fans.

Einige der Travestiekünstler sind schon alte Bekannte auf der Springer Bühne und die Besucher freuen sich schon auf deren Erzählungen und Sprüche, die das erotische Liebesleben überzogen karikieren und auch sonst aus dem Nähkästchen plaudern.

Und dann die Musik: „Alt wie ein Baum“ von den Puhdys, ein Andrea-Berg-Medley mit Seitenhieben auf Helene Fischer und ihren „Silbereisen“ oder Sahnestückchen von Udo Jürgens. Und immer wieder Fräulein Luise. Auch diesmal musste sie wieder jungfräulich abtreten, nachdem sich alle Akteure in ihren hübschen bunten Fummeln nach und nach zum Lied „My way“ von Frank Sinatra zum Schlussbild versammelten.