Ein Füllhorn guter Ideen
Kunstfertig und kreativ sind die Lampenschirme aus Steinen von Barbara Beckedorf-Hille. Fotos: Brinkmann-Thies
Ihre Kreativität scheint keine Grenzen zu kennen: Barbara Beckedorf-Hille liebt Naturmaterialien.
VON ANNE BRINKMANN-THIES
Die 83-jährige Ikebana-Meisterin ist auch eine Meisterin darin, aus Gefundenem Neues zu gestalten. „Man kann aus allem etwas gestalten“, sagt die Völkserin. Ein Beispiel sind kunstvoll gefertigte Lampenschirme aus gesammelten Steinen, die sie schleift, dann mit Kupferfolie ummantelt und mit Zinndraht zusammenlötet. „Geduld braucht man schon dafür“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Beckedorf-Hille gibt Collage-Kurse, in denen die Teilnehmerinnen – meist sind es Frauen – mit Fantasie nahezu alles verarbeiten können. Manchmal sind es Fotos oder besondere Erinnerungen. Und wer weitere Materialien braucht – kein Problem: „Mein Fundus ist groß.“
Auch Ikebana unterrichtet Beckedorf-Hille. Ihr Künstlername ist So Syo. Das ist japanisch und bedeutet „Bambus im Wind“. Verliehen, so erzählt Beckedorf-Hille, wurde ihr der Name zusammen mit dem Lehrdiplom als Ikebana-Lehrerin. Das war 1978. Seitdem gibt die Völkserin Kurse – in der Kunst des Arrangierens, aber auch für die Gestaltung von Collagen oder Reliefs. „Ich gehöre der Sogetsu-Schule an, sie gilt als modernste Schule Japans“, erzählt Beckedorf-Hille. Hier wird das Gestaltungsprinzip der japanischen Blumenkunst auch auf andere Materialien wie etwa Steine oder Holz übertragen. „Dadurch wird die Kreativität des Einzelnen gefördert“, sagt sie. Die Teilnehmerinnen dürfen gerne auch florale Elemente aus ihrem Garten verwenden. Bevor es mit dem Gestalten losgeht, werden Diagramme erstellt. Denn auch das moderne Sogetsu-Ikebana folgt genauen Regeln mit vorgeschriebenen Maßen, Winkeln und Linien.
Diese stehen für „shin“ (japanisch für Himmel), „soe“ (Mensch), „hikae“ (Erde) und die Hilfslinien „jushi“. Für Einsteiger sei es am einfachsten, mit der Gestaltung einer flachen Schale zu beginnen. Bei höheren Gefäßen sei die Umsetzung der Regeln deutlich schwieriger, sagt Beckedorf-Hille.
Die besondere Beziehung Beckedorf-Hilles zu Naturmaterialien wird schon im Eingangsbereich deutlich. Die Haustür etwa schmückt ein hölzernes Relief, von ihr entworfen. „Ich liebe Hölzer, die von Wind oder Wellen gestaltet sind“, erzählt die 83-Jährige. Mit ihrem Mann Hans-Jürgen Hille hat sie sich Lebensträume erfüllt, ist in die Arktis und die Antarktis gereist. Und wo immer es möglich war, hat Beckedorf-Hille von ihren Reisen Steine, Strandgut und Naturmaterialien mitgenommen, aus denen sie mit ihrer Kreativität und Kunstfertigkeit etwas Neues und Einzigartiges geschaffen hat. So wie die Plankenreste eines vor Jahrhunderten gesunkenen Schiffs an der dänischen Westküste, die sie nach einem schweren Sturm am Strand entdeckte – und daraus daheim ein japanisches Schriftzeichen gestaltete, mit der Bedeutung „Hand“.
Auch hölzerne Reliefs schmücken die Wände des Domizils der Hilles – einem norwegischen Holzhaus, das beide selbst entworfen haben. Doch noch bevor die beiden dafür aus Norwegen an den Lauseberg angereisten Handwerker die ersten Bretter verbauten, hatte Beckedorf-Hille bereits den ersten Bambus im Garten gepflanzt. Einen Ableger jenes Bambus, den sie gemeinsam mit ihrem Lehrdiplom erhalten hat und der ihr ihren Künstlernamen gab.
Wer Interesse an einem Kurs hat, kann einen Termin mit Beckedorf-Hille abstimmen unter 05041/ 801256 oder 81233 .

