Historiker und Vollblutmusiker

Die Geschichte Niedersachsens muss zwar nicht neu geschrieben werden, der Historiker Professor Carl-Hans Hauptmeyer hat sein Buch aber überarbeitet und mit neuesten Forschungsergebnissen ergänzt. Fotos: br/privat

Die Geschichte Niedersachsens muss zwar nicht neu geschrieben werden, der Historiker Professor Carl-Hans Hauptmeyer hat sein Buch aber überarbeitet und mit neuesten Forschungsergebnissen ergänzt. Fotos: br/privat

Er ist ein ausgewiesener Kenner der Geschichte, insbesondere auch der niedersächsischen: Der Historiker und Geograph Professor Carl-Hans Hauptmeyer hat mit seinem Buch „Geschichte Niedersachsens“ unser Bundesland von seinen Ursprüngen im Mittelalter bis zur Gegenwart eingehend und zugleich verständlich beleuchtet.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Gerade ist die zweite und überarbeitete Auflage erschienen – aktualisiert und mit weiteren Abbildungen bereichert.

„Zum Glück muss die Geschichte Niedersachsens nicht neu geschrieben werden. Allerdings gibt es einige moderne Forschungsergebnisse, die nicht unbeachtet bleiben dürfen“, sagte der Professor, der seit fast 20 Jahren in Lüdersen lebt.

Von der Archäologie erschlossene Bodenfunde haben viele neue Erkenntnisse geliefert. Die ältesten von Menschen fein bearbeiteten Holzwaffen, die Schöninger Speere, können immer genauer datiert werden. Die Vorstöße der Römer nördlich des Limes unmittelbar vor der Varusschlacht 9 n. Chr. und bis ins 3. Jahrhundert hinein sind inzwischen detailliert belegbar. Ergänzend konnten für die Zeit seit Karl dem Großen viele schriftliche Quellen neu interpretiert werden. Aus allem zeigt sich, dass es den großen „Stamm“ der Sachsen nie gegeben hat – besser muss von drei verschiedenen germanischen Kulturräumen im heutigen Niedersachsen gesprochen werden. Auch sind die frühen Bistumsgründungen und ältesten Kirchen nicht direkt auf Karl den Großen zurückzuführen. Und selbstverständlich ist insbesondere das Kapitel „Niedersachsen in der Zeitgeschichte“ nun für die letzten zwei Jahrzehnte um viele Informationen erweitert worden.

Von 1981 bis 2013 hatte Hauptmeyer den Lehrstuhl für Geschichte des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit unter Einschluss der Regional- und Lokalgeschichte an der Leibniz Universität Hannover inne. Eine Vielzahl von Schriften und Beiträgen hat Hauptmeyer seit den 1970er-Jahren publiziert: zur Geschichte des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, zur (angewandten) Regionalgeschichte, zur Geschichte Niedersachsens und des Raumes Hannover sowie zu erfolgreichen metropolenfernen Regionen und zu Rotary im Nationalsozialismus. Er initiierte die interdisziplinären Arbeitsgruppen „Regionalgeschichte“ und „Dorf und ländlicher Raum“, die Vorläufer der anwendungsorientierten „Forschungsinitiative Raum und Region“ an der Leibniz Universität Hannover.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Hauptmeyer seit den 1980er-Jahren ehrenamtlich und vielfach in leitenden Funktionen in zahlreichen landesweiten Gremien sowie lokalen Vereinen. So leitete er etwa als Mitglied der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen von 2003 bis 2012 den „Arbeitskreis Wirtschafts- und Sozialgeschichte“. Im Niedersächsischen Heimatbund (NHB) ist er seit 2024 Ehrenmitglied. Hier hatte er viele Jahre die Leitung der Fachgruppe Geschichte inne und errichtete eine bis 1991 bestehende Kontaktstelle Regionalforschung mit Schwerpunkt auf der Fortbildung von Heimatforschern. 1998 gründete er das Institut für Historische Regionalforschung, dessen Vorsitzender er bis 2004 war. Er wirkte 2000 an der Gründung des Kompetenzzentrums für Raumforschung und Regionalentwicklung in der Region Hannover mit, das er auch zwei Jahre lang leitete.

Im Jahr 2021 ist Hauptmeyer vom Heimatbund Niedersachsen und der Landeshauptstadt Hannover mit dem „Cord-Borgentrick-Stein“ geehrt worden. Zu seinem 75. Geburtstag vor zwei Jahren wurde der Professor dann für sein bedeutsames Engagement für die Heimatpflege und Landeskunde in Niedersachsen mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens geehrt. „Die Welt mit der Heimat verbinden und Lokales aus Globalem erklären“ – das ist einer der Leitsätze von Carl-Hans Hauptmeyer. Er ist weiterhin unter anderem Vorstandsmitglied etlicher Vereine, so des Freundeskreises des Stadtarchivs Hannover, oder zumindest Beiratsmitglied, so des Historischen Vereins für Niedersachsen, und bereits lange tätig etwa im Kuratorium frauenORTE Niedersachsen des Landesfrauenrats Niedersachsen.

„Für die Menschen und mit den Menschen“ – dies sei ein weiterer Leitsatz in seinem Leben, berichtet Hauptmeyer, der sich auch in seinem Heimatort Lüdersen sehr engagiert. Seit 2010 setzt er sich – sieben Jahre an der Spitze und danach als stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Bergdorf Lüdersen – für die Dorfentwicklung seines Heimatorts ein. Und nutzte gleichwohl auch hier sein wissenschaftliches Wirken zum Wohle des Dorfes und seiner Entwicklung.

Hauptmeyer ist aber auch ein begeisterter Musiker, schreibt Chansons und tritt mit verschiedenen Ensembles auf. Mit seiner Band „Trockendock“ spielt er am Pfingstmontag, 9. Juni, ab 11 Uhr in der Lüderser Bergdorfhalle Blues, Soul und Rock. Das Bar-Foyer ist bereits ab 10.15 Uhr geöffnet, Einlass in die Halle ist ab 10.45 Uhr. „Der Eintritt ist frei, Spenden sind aber sehr willkommen und fließen in die Modernisierung der Lüderser Bergdorfhalle“, sagt der heimatverbundene Historiker.

Das Buch „Geschichte Niedersachsens“ von Carl-Hans Hauptmeyer ist im C.H.Beck Verlag erschienen. Es kostet 18 Euro.