Hilfe für junge Seelen

Traumatisierte Schüler sollen an der IGS Springe künftig schnelle und niedrigschwellige Hilfe bekommen. FOTO: Pixabay

Traumatisierte Schüler sollen an der IGS Springe künftig schnelle und niedrigschwellige Hilfe bekommen. FOTO: Pixabay

Kinder und Jugendliche mit traumatischen Belastungen, etwa durch Fluchterfahrungen oder die Folgen der Corona-Pandemie, sollen an der IGS Springe künftig stärker psychologisch betreut werden. Das Coaching-Programm wird aber nicht billig - der Förderverein der Schule hat deshalb eine Spendenaktion gestartet.

Schule ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche lernen - aber auch einer, an dem sie ihre Persönlichkeit und ein soziales Miteinander entwickeln. Die Integrierte Gesamtschule Springe (IGS) will diese Entwicklung speziell bei den Schülerinnen und Schülern fördern, die psychisch belastet sind - etwa durch Fluchterfahrung, ihre Migrationsgeschichte oder die Corona-Pandemie.

„Das ist etwas, was wir brauchen“, sagt Schulleiter Cedric Liebrum. Er will ein Coaching-Programm an der Schule etablieren, das betroffenen Schülerinnen und Schülern dabei hilft, mit Belastungen besser umzugehen: „Es geht ausdrücklich um ein Coaching, nicht um eine Psychotherapie - das können wir nicht leisten“, sagt Liebrum.

Schon jetzt gibt es bei Problemen zahlreiche Ansprechpartner für die Jugendlichen an der Schule: zwei Beratungslehrerinnen, drei Sozialpädagoginnen und sogar Lehrerinnen, die sich zu Traumatherapeutinnen weitergebildet haben. „Aber die gehören alle zur Schulgemeinschaft“, sagt Liebrum. Jugendliche könnten sich manchmal besser Personen gegenüber öffnen, die sie nicht täglich sehen. „Deshalb suchen wir jemanden von extern, um eine weitere Hemmschwelle abzubauen“, so Liebrum. Und: Ein Mann sollte es sein - denn alle Beratungskräfte an der Schule bisher seien tatsächlich Frauen, „wir wünschen uns eine männliche Ergänzung“.Einmal pro Woche, so der Wunsch der Schulleitung, solle ein Coach an die IGS kommen. Kalkuliert wird dafür mit Kosten von 32.000 Euro. Aus dem Schulbudget lässt sich das nicht finanzieren. Auch mit den Mitteln aus dem Startchancenprogramm, in das die IGS als einzige Springer Schule aufgenommen wurde, seien die Kosten nicht komplett zu decken.

Mit dem Programm erhalten 390 niedersächsische Schulen in den kommenden zehn Jahren insgesamt fast 100 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr. Jede Schule erhält dabei einen Sockelbetrag von 40.000 Euro, die restliche Summe ist abhängig von der Schülerzahl.

Das Geld würde für das Coaching-Programm theoretisch reichen. Die Förderung muss aber anteilig auf drei Säulen aufgeteilt werden: Baumaßnahmen, Entwicklung von pädagogischen und Lernkonzepten, Sozialarbeit und Beratung. Er könne nicht einen so großen Teil der Mittel in eine im Gesamtvergleich kleine Maßnahme stecken, so Liebrum. Wichtig sei das Programm dennoch: „Es geht um niedrigschwellige Hilfe für traumatisierte Kinder.“

Der Förderverein der Schule macht sich nun für die Finanzierung des Projekts stark. Auf der Crowdfunding-Plattform „Gofundme“ hat der Verein eine Spendenaktion mit dem Titel „Hilfe für junge Seelen“ gestartet. Die Verantwortlichen wollen zudem örtliche Unternehmen als Sponsoren für das Coaching-Programm gewinnen und bei entsprechenden Stiftungen und öffentlichen Stellen Fördermittel beantragen. So soll nicht nur die psychische Gesundheit einzelner Schülerinnen und Schüler gefördert, sondern das gesamte Schulklima verbessert werden nach der - vereinfachten Formel: weniger belastete Jugendliche gleich weniger Konflikte gleich besseres Miteinander. Eine erste Spendenzusage hat der Förderverein bereits: Der Erlös der nächsten Cocktailnacht der Händlergemeinschaft „WIR“ in der Springer Innenstadt soll in das Projekt fließen. Im vorigen Jahr kamen dabei mehr als 10000 Euro zusammen.