Für Joris Lemke geht es steil bergauf

Joris Lemke beim Rennen „La Leyenda de Tartessos“ im spanischen Huelva. Fotos: privat
Der 20-jährige Mountainbiker Joris Lemke aus Springe fährt seit Jahresbeginn als Jungprofi für den italienischen Rennstall DMT Racing Team. Im Interview mit Hallo Wochenende-Mitarbeiterin Anne Brinkmann-Thies spricht er über seine Karriere, seine Pläne und seinen Alltag.
VON ANNE BRINKMANN-THIES
Erst einmal herzlichen Glückwunsch: Profi zu werden, war ja ein Traum von dir. Seit wann fährst du für den italienischen Rennstall und wie kam es letztlich dazu?
„Ich bin schon immer gerne Rennen in Italien gefahren, da dort der Mountainbike-Sport großes Ansehen genießt und bei den Rennen immer viel Konkurrenz ist. Ich habe mir insbesondere während der letzten Saison, in der ich mein erstes Jahr in der U23 bestritten habe, erhofft, einen Platz in einem italienischen Team zu finden. Nach einem guten 11. Platz beim „Kronplatz King“ in den Dolomiten im letzten Jahr kam Andrea Marconi (Manager des Teams) auf mich zu und wir einigten uns auf einen Vertrag für dieses Jahr.“
Im März hast du die U23-Wertung beim zweitägigen Etappenrennen „Far West Race“ im Nordosten von Spanien gewonnen. Was sind deine nächsten Ziele?
„Momentan bin ich in der Reha nach einem Schlüsselbeinbruch Ende März. Glücklicherweise ist die Heilung bislang sehr gut verlaufen und so bin ich guter Dinge, schon sehr bald wieder bei Rennen starten zu können. Die nächsten größeren Ziele sind der Jura Bike Marathon in der Schweiz, der Bike Marathon in Willingen/Sauerland und das Roc Laissagais in Frankreich.“
Deine Familie in Springe siehst du natürlich jetzt nur noch selten. Entfernt zu wohnen, ist aber nichts Neues für dich. Du bist ja schon mit 16 Jahren aus Bremen alleine nach Springe gezogen. Wie kam es dazu?
„Die Idee entstand während des Corona-Lockdowns, da der eigentlich geplante Schüleraustausch wegen der Pandemie nicht möglich war. Wir kamen darauf, eine kleine Wohnung für mich in Springe zu mieten, da der Ort sehr gute Trainingsmöglichkeiten für das Mountainbikefahren bietet, ganz im Gegensatz zum flachen Bremen, aus dem wir ursprünglich stammen.“
Und wie ging es in Springe mit dem Mountainbiken weiter?
„Ich habe mich letztendlich 2022 vom Enduro-Rennfahren zum Cross-Country-Marathon umorientiert, was sich als sehr gute Entscheidung herausstellte. Die letzten drei Saisons bin ich ohne Team mit meinem Vater als Mechaniker und Verpfleger mit unserem Wohnmobil zu den Rennen gefahren. Seit diesem Jahr hat er wieder mehr Freizeit.“
Wie sieht für dich dein Alltag als Radprofi im italienischen Ancona aus? Beschreib doch kurz einen ganz normalen Montag.
„Wenn wir nicht gerade bei einem Rennen sind, steht morgens eigentlich immer eine Trainingseinheit mit einer Dauer von zwei bis drei Stunden auf dem Programm. Den Rest des Tages kümmere ich mich ein bisschen um mein Sportwissenschaftsstudium und den Haushalt.“
Wie muss man sich einen solchen Rennstall vorstellen? Wie viele Mountainbiker hat DMT Racing Marconi unter Vertrag?
„Momentan sind wir vier Fahrer: ein Italiener, ein Spanier, ein Chilene und ich.“
Kannst du inzwischen schon etwas Italienisch oder wird im Rennstall Englisch gesprochen?
„Es sprechen zwar alle Mitglieder des Teams gutes Englisch, die Alltagssprache ist aber eher Italienisch. Deswegen versuche ich mir momentan ein paar Basics anzueignen. Das macht mir aber auch großen Spaß.“