Das Spiel mit den Kugeln

Statt mit Metallkugeln zu werfen, geht es in der Halle nur mit Kunststoffkugeln, die zwar ähnlich groß und schwer wie die echten Boule-Kugeln sind, sich aber anders verhalten. Die silberne Kugel liegt dem Scheinchen (gelbe Kugel) am nächsten. Das ist ein Punkt. Foto: Voigtmann
Fußball wird ja auch im Winter draußen gespielt, warum sollte das nicht auch für den Boule-Sport möglich sein? Die Erklärung ist ganz einfach: Beim Fußball bewegen sich die Leute kräftig und werden dabei warm. Abgesehen mal vom Torwart, ist zu vermuten – der muss beweglich bleiben und sich trotzdem warm anziehen.
VON HORST VOIGTMANN
Claus Pipial, Leiter der Boule-Sparte im Sportclub (SC) Bad Münder, freut sich, dass auch im Winter die Boule-Sparte in einer geheizten KGS-Sporthalle die große Kugel nach der kleinen (Schweinchen genannt) werfen kann.
Im Frühjahr werden es wieder mehr Leute sein. Gerade sind es sechs Mitglieder der Sparte, die am Mittwochnachmittag den Weg in die Sporthalle gefunden haben. Man will schließlich beweglich bleiben. Allerdings sind die Bedingungen doch ein wenig andere. Die Kugeln für die Halle sind zwar von Gewicht und Größe her ähnlich denen, die beim Freiluft-Boule eingesetzt werden, aber eben nur ähnlich.
Der Hersteller dieser Kugeln sagt: „Die Kugeln können, wie im Freien – gelegt oder geschossen werden.“ Ein Set mit sechs Kugeln in einer Nylontasche kostet etwa 100 Euro; der Durchmesser entspricht mit 74 Millimetern dem der Metallkugeln. Und auch das Gewicht ist den Metallkugeln mit 680 Gramm vergleichbar. Allerdings ist die Indoor-Kugel nicht hart wie das Outdoor-Exemplar und verhält sich daher ganz anders. Die Boule-Fans, die mit den Indoor-Kugeln schon häufiger gespielt haben, sind eindeutig im Vorteil, weil sie die Charaktereigenschaften der Hallen-Kugeln besser einschätzen können.
Am Rande des Spiels nutzt Spartenleiter Pipial die Gelegenheit, um ein Anliegen deutlich zu machen. Er wehrt sich dagegen, dass der Boule-Sport nur etwas für die ältere Generation sei. Tatsächlich sind in der Boule-Sparte im SC Bad Münder die überwiegenden Mitglieder über 50 Jahre. Aber Pipial erinnert sich an einen Wettkampf in Bad Pyrmont, bei dem er zugeschaut hat. Da waren auch Jugendliche am Start, um ihre Leistung miteinander zu messen. Besonders schwärmte er von einem jungen Boule-Spieler, dessen Vater besonders hochwertige Kugeln für seinen Sohn besorgt hatte, mit denen dieser immer wieder traf, auch wenn es fast unmöglich schien.
Eigentlich ist Boule ein Sport, der draußen betrieben wird. Mit den Indoor-Kugeln wird das eine ganz andere Sache. „Das stimmt natürlich“, bestätigt Claus Pipial. „Das sind Kunststoffkugeln, die eine Gummiummantelung haben mit einem Granulat im Inneren. Wenn die eine gewisse Zeit laufen und sie häufig geworfen werden, dann verändert sich das Innenleben und der Gummimantel wird weicher. Wenn ich die Kugel werfe, dann bleibt sie manches Mal liegen, aber wenn sie einen gewissen Drall hat, dann läuft sie auch weiter. Das liegt auch am Fußboden, der zwar eben erscheint, aber kleine Unebenheiten aufweist. Es sind immer Überraschungen möglich.“ Sonst seien deutlich mehr Boule-Freundinnen und -Freunde auch in der Halle anzutreffen, betont der Spartenleiter. Einige seien krank, andere verreist. Wenn sie in der Halle mit 16 oder 18 Personen spielen, werde die Halle so aufgeteilt, dass man in drei Gruppen spielen könne. Deutlich zu spüren ist, dass zwar jeder gern gewinnen möchte, indem seine Mannschaft zuerst mit 13 Zählern an das Ziel gelangt. Aber wenn das nicht klappt, ist es auch kein Beinbruch, denn es macht einfach nur Spaß, Boule zu spielen. Und das ist ja auch ein hoher Wert.