In anderer Umgebung

Lothar Ruck vom Museumsteam stellt Ortsbürgermeisterin Petra Joumaah den Krawatten-Bügler vor, den Karl-Wilhelm Baule aus Nienstedt dem Museum überlassen hat. FOTOS: Witthinrich
Und dann ging es doch noch einmal: Das Museum Bad Münder hat das Museumsjahr mit einer Ausstellung eröffnet. Das war lange Zeit nicht sicher – und nur durch die Verzögerungen beim Sparkassen-Neubau möglich.
Es geht um seltene Stücke. Neuzugänge im Museum. Besonderes und Originelles, sehr oft auch mit Bezug zu Bad Münder und dem Deister-Sünteltal. Wenn es das Team des Museums Bad Münder vom Wettbergschen Adelshof mit einer bunten Auswahl von Exponaten in die Räume der Sparkasse Hameln-Weserbergland am Steinhof zieht, dann ist das immer einen Besuch wert. Wobei die jüngste Ausstellung überhaupt nicht mehr geplant war. Die lange Tradition der Ausstellungen zum Jahresbeginn, seit mehr als 20 Jahren gepflegt und auf beiden Seiten als Bereicherung wahrgenommen, weil das Museumsteam sich in einem anderen Umfeld einem breiten Publikum vorstellen kann, sollte auslaufen. Musste auslaufen, weil die Sparkasse einen Neubau gleich nebenan beziehen will.
Da sich der Umzug der Sparkasse in den Neubau aber verzögert, wurde kurzfristig noch eine Ausstellung anberaumt. Sehr zur Freude von Ortsbürgermeisterin Petra Joumaah, die zu den Gästen der Eröffnungsveranstaltung gehörte. Die Freude über die Ausstellungsmöglichkeit sei aber auch im Museumsteam groß gewesen, sagt Museums-Chef Dr. Kai Witthinrich. Bei der Eröffnung der Ausstellung wies er unter anderem auf das älteste Stück hin: Ein aus Scherben restauriertes „Schreibzeug“ aus der Zeit um 1600, das vielleicht dem Pastor von Völksen bei der Führung der Kirchenbücher diente und zur Aufbewahrung von Tinte, Löschsand und Federkielen genutzt wurde.
Wer heute den Begriff „Putzgeschäft“ hört, denkt vermutlich an Innen- und Außenputze auf einer Baustelle. Doch in dem Putzgeschäft, das Luise Uekermann 1884 in der Münderschen Obertorstraße eröffnete und bis zu ihrem Tod 1925 betrieb, ging es um Hüte, Blumen, Federn und anderes, mit denen sich die Damenwelt des Städtchens „herausputzen“ konnte.
Den Weg in die Sammlung des Museums hat nun eine über 100 Jahre alte handgefertigte Trauerhaube gefunden. Und was ist wohl ein „Gautschbrief“? Uwe-Peter Keil, langjähriger Ratsherr und auch stellvertretender Bürgermeister in Bad Münder, hat sich von diesem Erinnerungsstück an seine Lehrzeit als Schriftsetzer in den 1960er-Jahren zugunsten des Museums getrennt. Der Brief bestätigt den erfolgreichen Abschluss der Lehre. Überreicht wurde er nach einem Ritual, das schon im 15. Jahrhundert dokumentiert wurde: Dabei werden die Lehrlinge gepackt und in einen Wasserbottich getaucht, um sie von ihren Sünden der Lehrzeit reinzuwaschen. Dieser Akt wird „Gautschen“ genannt.
Museums-Chef Witthinrich wirbt für einen Besuch der Ausstellung: „Die kleine Zeitreise kann in der Schalterhalle der Sparkasse noch bis Anfang Februar besichtigt werden.“