Türöffner für Klassik

Temperamentvoll: Jörg Schade spielt in „Beethoven zieht um“ den Meister-Komponisten. Fotos: Pyrmonter Theater Companie
Die Pyrmonter Theater Companie ist schon einige Male auch in Springe zu Gast gewesen. Jetzt fand wieder ein Familienkonzert statt. Dieses Mal ging es um Felix Mendelssohn Bartholdy, der 1809 in Hamburg geboren wurde, und seine ältere Schwester Fanny.
VON HORST VOIGTMANN
Dieses Stück konnte die Pyrmonter Theater Companie bereits einmal gemeinsam mit dem Gewandhausorchester aufführen.
Wie in den übrigen Geschichten, die die Pyrmonter Theater Companie auf der Bühne entfaltet, geht es darum, für Kinder und Erwachsene die Tür zur Musik zu öffnen, erzählt Schauspieler Jörg Schade: „Die Theater Companie gibt es seit 1996, also fast schon seit 30 Jahren, aus einer Laune heraus. Ich bin ja Schauspieler von Beruf. Im Pyrmonter Schloss fanden immer Theateraufführungen statt. Und da habe ich gedacht, dort müssten wir doch auch mal was machen. Und dann sind wir gestartet, mit Kollegen, die ich vom Ohnsorg-Theater in Hamburg und von anderen Theatern her kannte. Wir haben da ein Sommertheater auf die Beine gestellt. Das läuft jetzt seit fast 30 Jahren.“
Seit 2004 mache die Companie zu fünfzig Prozent Klassik für Kinderkonzerte. Da sei jemand auf sie zugekommen und habe gesagt, es gebe so wenig Möglichkeiten, Kindern an klassische Musik heranzuführen. Man könne ja nicht immer „Peter und der Wolf“ spielen und „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns sei für Kinder schwer. Jörg Schade habe nachgedacht und kam dann auf den Komponisten Joseph Haydn, der viel Musik geschrieben habe und viel Humor hatte. Und so entstand das erste Stück, „Papa Haydns kleine Tierschau“, das übrigens in Springe im Rahmen der niedersächsischen Musiktage seine Uraufführung hatte. Bereits damals spielte das Ensemble Prisma mit, mit dem Jörg Schade auch heute noch unterwegs ist. Das war vor 21 Jahren. Seit dieser Zeit seien 14 solcher Kinderprojekte entstanden, die immer über einen Komponisten erzählen. Dazu sei immer eine kleine Geschichte erfunden worden.
„Zum Beispiel muss Joseph Haydn eine Komposition über die Giraffe schreiben und hat noch nie eine Giraffe gesehen. Und so entwickelt sich dann langsam eine Geschichte daraus. Jedes der Stücke hat solch einen eigenen Ansatz. Es gibt auch ein Stück, das heißt „Tarzahn hat Karies“, da geht es ganz quer durch den musikalischen Garten.“
Eines seiner Lieblingsstücke sei ja auch schon in Springe gelaufen, „Captain Crusoe Furioso“. In diesem Stück gehen zwei Reinigungskräfte in einem Papierschiffchen auf eine fantasievolle Reise über das Notenmeer.
„Unsere Hauptaufgabe ist es, dass wir in Schulen spielen. Da erwischen wir alle Kinder, nicht nur die, die in der Musikschule ein Instrument lernen. Wir haben Kinder, die gar keine Ahnung von klassischer Musik haben. An einigen Schulen liegt der Musikunterricht unter Umständen am Boden, weil kein Musiklehrer oder keine Musiklehrerin mehr da ist. Dann ist das für die Kinder die erste Begegnung mit der klassischen Musik überhaupt. Wir versuchen immer, die Kinder da abzuholen, wo sie sind; dass sie mitraten können, ist uns wichtig. Singen ist auch wichtig, und wo es sich anbietet, singen wir gemeinsam.“
Wichtig sei es, die Stücke immer wieder der Zeit anzupassen, denn die Kinder vor 20 Jahren brachten ganz andere Voraussetzungen mit, als die Kinder heute. Jörg Schade, das merkt man im Gespräch mit ihm, liebt diese Arbeit. Es sei ein gutes Gefühl, diese Arbeit zu tun, weil man immer wieder merke, wie sinnvoll es ist, Kinder an die Musik heranzuführen.
„Für mich ist es ein großer Spaß, für Kinder und mit ihnen etwas auf die Bühne zu bringen“, sagt Jörg Schade.