Märchenfigur mit vielen Namen

Diakonin Peggy Zawilla (von links) , Christian Pfohl und Björn Henkel sprechen die verbindenden Texte.Foto: Voigtmann

Diakonin Peggy Zawilla (von links) , Christian Pfohl und Björn Henkel sprechen die verbindenden Texte.Foto: Voigtmann

Bad Münder. Filmgottesdienste haben in Bad Münder Tradition. Diesmal, am letzten Sonntag im alten Jahr, wird ein Märchenfilm gezeigt.

Die grobe Struktur des Märchens ist in allen Varianten ähnlich. Es handelt von einem liebenswerten Mädchen, das zunächst die Mutter und bald darauf den Vater verliert. Dieser hat jedoch wieder geheiratet. Das Mädchen, oder besser die junge Frau, heißt bei Disney Cinderella, bei den Brüdern Grimm Aschenputtel und in der bekannten filmischen Fassung „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ einfach Aschenbrödel. In der französischen Variante, die Charles Perrault verfasst hat, trägt sie den Namen Cendrillon. Laut Experten reichen die Ursprünge der Geschichte bis ins China des 9. Jahrhunderts zurück.

Die Stiefmutter, die ein oder zwei Töchter mit in die Ehe bringt, behandelt die Stieftochter wie eine Magd.

Ein weiterer Erzählstrang handelt vom König, der einen Sohn im heiratsfähigen Alter hat. Ein Ball soll dem Thronfolger helfen, eine passende Frau zu finden.

Dass der Prinz und die Stieftochter sich schon im Wald begegnet sind, als der Prinz jagte, weiß die Stiefmutter nicht. Aschenbrödel, die eigentlich Dora heißt, hat dabei mit einem gezielten Schneeballwurf den Jagderfolg des Prinzen vereitelt, sodass ein Reh entkommen konnte.

Beide Stieftöchter wollen zum Ball im Schloss, doch Dora fehlt die richtige Garderobe. Der Knecht soll für die Stiefmutter und ihre Tochter Kleider aus dem Nachbarort holen. Für Dora jedoch muss ein Wunder geschehen. Vielleicht greift eine Fee ein, oder die drei Haselnüsse, die drei Wünsche erfüllen, könnten helfen, ein Kleid und passende Schuhe bereitzustellen.

Das Wunder geschieht: Der Prinz tanzt mit Aschenputtel und verliebt sich in sie. Doch nach dem Ball muss er sie suchen, denn sie hat einen Schuh verloren, der ihm hilft, die Richtige zu finden.

Im Filmgottesdienst werden Ausschnitte aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gezeigt, und Diakonin Peggy Zawilla, der Jugendliche Christian Pfohl und Kirchenvorsteher Björn Henkel sprechen darüber.

„2024 wurde der Film Drei Haselnüsse für Aschenbrödel rund um Weihnachten 16 Mal ausgestrahlt“, hat Christian Pfohl recherchiert. „Und das alles nur für ein Märchen?“ Peggy Zawilla ist anderer Meinung: „Der Film ist nicht nur ein Märchen, er ist Kult! In der Zeit seiner Entstehung wurden viele Märchenfilme produziert. Man sprach damals von ‚Hollywood behind the walls‘.“

„Was begeistert die Menschen daran? Ich schlafe schon beim Vorspann ein“, sagt Pfohl. Um die Magie des Films soll es im Gottesdienst gehen.

Der erste Ausschnitt zeigt, wie einem jungen Küchenhelfer eine Keramikschale zerbricht. Die Stiefmutter betritt die Küche und fragt: „Wer war das?“ Dora sieht die Gefahr für den Küchenhelfer und sagt: „Mir ist es passiert.“ Während der Küchenhelfer einer Bestrafung mit der Peitsche entgeht, bekommt Dora eine Strafarbeit: Die Stiefmutter vermischt Linsen mit Mais, verteilt sie auf dem Boden und verlangt von Dora, sie zu trennen. Dora bittet Tauben um Hilfe.

Eigentlich darf Dora den Schimmel nicht reiten. Doch sie nutzt eine Nuss, kleidet sich wie ein Jäger und reitet in den Wald. Dort trifft sie den Königssohn, der gerade jagt. Als er anlegt, um ein Reh zu erlegen, wirft Dora einen Schneeball auf seinen Kopf, sodass er sein Ziel verfehlt.

Der Prinz will sie fangen, doch Dora entkommt spielerisch. Sie zeigt zudem ihre Treffsicherheit, indem sie einen Raubvogel erlegt, den der Prinz und seine Begleiter verfehlt haben.

Eine weitere Nuss nutzt Dora, um sich für den Ball einzukleiden. In einem schönen Kleid und goldenen Schuhen fordert der Prinz sie zum Tanz auf. Ein feiner Schleier verbirgt ihr Gesicht.

Der Prinz verliebt sich und hält um ihre Hand an. Dora macht ihre Entscheidung von der Beantwortung dreier Fragen abhängig und rennt davon.

Ratlos bleibt der Prinz zurück mit den Fragen:

„Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht.

Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht.

Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht.“

Dora verliert einen Schuh, den der Prinz benutzt, um sie zu finden. Schließlich begegnen sie sich wieder, und er erkennt Dora als seine Angebetete.

Die Botschaft des Films lautet: Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Offenheit sind Tugenden, mit denen man im Leben weiterkommt – nicht nur für Christen, sondern für alle Menschen.