Von „Action Painting“ inspiriert
Helga Lützelberger ist bei Kunstfreunden in Springe keine Unbekannte. Auch in diesem Jahr hat sie beim Wettbewerb „Springer Licht“ mit einem eingereichten Bild wieder einen der vorderen Plätze belegt – ein Erfolg, der die Jury überzeugte.
VON HORST VOIGTMANN
Wann hat ihre Leidenschaft für die Malerei eigentlich begonnen? Lützelberger zögert nicht lange: „Wenn ich der Familie glauben darf, dann habe ich schon aus dem Kinderwagen heraus die Wände bemalt“, sagt sie lachend. Sie erinnert sich, dass sie bereits als Kind viel gemalt hat. Später kam das Zeichnen dazu – ein Hobby, das gut zu ihrem späteren Berufsweg passte, denn sie absolvierte eine Ausbildung zur Bauzeichnerin.
Mit Vorliebe habe sie damals mit Kohle gezeichnet, erzählt sie. Zahlreiche Porträts seien in dieser Zeit entstanden. „Für Porträtzeichnungen eignet sich Kohle besonders gut, denn man kann sie verwischen und so Schatten einarbeiten. Das habe ich sehr gerne gemacht. Ich habe es auch mit Aquarellfarben und Kreide versucht“, berichtet sie. Doch es gab auch Phasen, in denen die Kunst in den Hintergrund trat. Familie, Beruf und sogar eine Zeit im Ausland standen an erster Stelle. „Da konnte ich nur gelegentlich etwas Zeit für mich zum Malen abzweigen“, erzählt sie. Manchmal habe sie gemeinsam mit ihrer Tochter gemalt. Erst als die Familie wieder in Springe lebte, sei ihre Leidenschaft für Pinsel und Farben zurückgekehrt. Zunächst habe sie kleinformatige Bilder gemalt, vor allem für sich selbst.
Einen Wendepunkt gab es, als ihre Tochter ihr einen Kurs in „Action Painting“ bei dem Künstler Günther Reil in der Kunstfabrik Hannover schenkte. „Ab da wusste ich, wie mein Ziel aussehen soll. Dort wurde Farbe geschüttet und mit allen möglichen Materialien hantiert, etwas draufgekleistert – alles spontan, aus dem Gefühl heraus. Das hat mich richtig inspiriert“, erzählt Lützelberger begeistert. Wie sie heute arbeitet, wenn ein leerer Keilrahmen vor ihr liegt? „Häufig beginne ich mit viel weißer Farbe, in die ich mit dem Spachtel Konturen einarbeite. Dann nehme ich Farben, die mir in den Sinn kommen. Ich habe dabei kein fertiges Bild im Kopf – ich lasse es einfach passieren. Manchmal passiert aber auch erst einmal gar nichts.“ In solchen Fällen werde das Bild vorübergehend beiseitegelegt, manchmal auch übermalt, bis sie zufrieden sei. „Unter Umständen dauert es eine ganze Weile, bis das Bild so aussieht, wie es soll.“
Ihre Arbeitsweise sei geprägt von Experimentierfreude und Offenheit. Häufig übermale sie auch alte Bilder, erzählt sie. Besonders spannend findet sie jedoch die Reaktionen der Betrachter: „Ich bin immer wieder erstaunt, was andere in meinen abstrakten Bildern sehen. Bei gegenständlichen Bildern ist das klar, aber bei abstrakten Kunstwerken geht es um Fantasie, Emotionen und die Gefühle, die ein Bild beim Betrachten auslöst.“ Sie selbst vermeide es, ihre Werke zu erklären. „Ich finde es viel spannender, zu hören, was andere über meine Bilder sagen.“ Ihr Atelier befindet sich im Keller ihres Hauses – ein kleiner, dunkler Raum, der jedoch mit viel Geschick und leuchtenden Farben zum Leben erweckt wird. Einige ihrer Werke hängen im Parterre ihrer Wohnung und laden die Betrachter ein, für einige Momente in ihre Bildlandschaften einzutauchen.