Kreativität und Hingabe

Es ist ein Dienstagnachmittag, das Bistro im Diakonie-Camus in der Jägerallee verwandelt sich für zwei Stunden in ein Atelier. Frauen und Männer mit Beeinträchtigungen sitzen an den Tischen, vor sich ein Bild, das die ehrenamtliche Leiterin der Malgruppe, Ute Magiera, mit dem Thema dieses Nachmittags vorbereitet hat:

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Ein Pferd ist darauf zu sehen – mal springend, mal galoppierend, mal in Western-Manier. Das vorgezeichnete Pferd ist Starthilfe für die Kreativität der Teilnehmer der Yocas-Malgruppe, die daraus ein Bild entstehen lassen. Und das tun sie mit großer Hingabe. Der eine oder andere wird motorisch unterstützt oder motiviert, wenn die Ideen fehlen. Am Ende sind kleine Kunstwerke entstanden, und nicht nur die Yocas-Bewohner sind sehr stolz darauf. „Für die Bewohner bedeutet dieses Angebot ein Erfolgserlebnis“, erklärt Doris Sixdorf. Sie ist Präsenzkraft in der Yocas-Wohngruppe, kennt alle Bewohner bestens. Und ist bei den Malkursen stets mit dabei. „Wir wissen, dass das Malen die Feinmotorik fördert, sie ist ein Mittel, um sich auszudrücken und bedeutet oft auch Erinnerungsarbeit“, erklärt Campusleiter Rüdiger Jezewski. Therapeutisches Malen sei ebenso wertvoll für die kognitiven und taktilen Fähigkeiten wie auch für den Ausdruck von Gefühlen. Wichtig sei auch: „Die Menschen werden wahrgenommen“.

Seit 2018 treffen sich regelmäßig Bewohner von Yocas im Bistro des Diakonie-Campus, um gemeinsam unter der Leitung von Ute Magiera zu malen. Mit dabei sind als ehrenamtliche Unterstützer auch Elke Bartosch und Petra Pirone.

Die ersten Bilder wurden bei einem Jubiläumsfest des Diakoniewerkes ausgestellt. Eine erste öffentliche Ausstellung gab es im Frühjahr im Nachbarschaftsladen Doppelpunkt. Sogar in einem Buch sind die Arbeiten der Yocas-Malgruppe zu sehen. Und natürlich schmücke die Bilder die Zimmer und Flure der Bewohner. Mit Bleistift zeichnet Magiera vor, was die Yocas-Gruppe dann mit Aquarellfarben ausgestalten. „Ich orientiere mich mit meinen Ideen für die Bilder oft an den Arbeiten von Franz Marc oder Friedensreich Hundertwasser“, erzählt Magiera. „Die Ideen für die Bilder sind oft auch saisonal abgestimmt, so haben wir zur Weihnachtszeit Engel gemalt“, erzählt die frühere Lehrerin für Physik, die auch VHS-Malkurse anbietet. Und immer wieder einmal frage sie auch nach den Interessen der Teilnehmer. Dass es an diesem Nachmittag Pferde sind, die im Zentrum der Bilder stehen, freut nicht zuletzt Yocas-Bewohnerin Conny, deren Leidenschaft insbesondere Rennpferde sind.

Über sein selbst geschaffenes Bild freut sich auch Daniel: Stolz zeigt er sein Werk. Womöglich werde er es verschenken, sagt er.