Neue Star im Wisentgehege

Mit zwei Monaten: Klein-Nemo erkundet den Bachlauf in der ehemaligen Mink-/lltisanlage im Wisentgehege Springe. FOTOs: Hennig

Mit zwei Monaten: Klein-Nemo erkundet den Bachlauf in der ehemaligen Mink-/lltisanlage im Wisentgehege Springe. FOTOs: Hennig

Die Besucher des Wisentgeheges Springe haben einen neuen Liebling: Fischotter Nemo ist einfach zu süß. Dabei hätte er fast die erste Woche seines Lebens nicht überstanden. Seine Geschichte. Buchstäblich in letzter Minute hat Tierpflegerin Heike Brömer kurz vor Weihnachten 2023 im Wisentgehege ein Fischotterbaby gerettet.

Ihm drohte das Ertrinken. Am Heiligabend war ein Baum auf das Ottergehege gefallen. Nicht nur das: Das Weihnachtshochwasser mit Sturm Zoltan und der Dauerregen hatten auch im Wisentgehege schwere Überschwemmungen ausgelöst.

Bei der Zählung der Otter am 2. Feiertag fiel auf: Fischotter Nummer 4, ein halb erwachsenes Jungtier, fehlte. Bei der Suche entdeckte die Tierpflegerin aber nicht nur ihn, sondern auch Otter Nummer 5. „Das Fischotterbaby war zu diesem Zeitpunkt etwa zwei bis drei Tage alt“, berichtet Wisentgehege-Leiter Thomas Hennig. Wäre das Wasser nur wenige Zentimeter weiter gestiegen, „dann wäre der Kleine ertrunken“.

Zu diesem Zeitpunkt wog der Otter, der den Namen Nemo bekam, nur 129 Gramm. Um das Baby zu retten, zog Hennigs Tochter Melina den Winzling mit der Flasche auf. Sie fütterte ihn in den ersten Lebenswochen alle zwei Stunden mit Aufzuchtmilch. Nemo bekam ganz viel körperliche Nähe beim Kuscheln und beim Transport im Tragetuch am Körper. „Sein erstes Kuscheltier hatte einen akkubetriebenen Herzschlag, wenn die Ziehmutter einmal Pause benötigte“, erklärt Hennig. In der selbst gebauten und durch die Waschbär-Aufzucht bereits bewährten Aufzuchtbox verbrachte Nemo die Ruhephasen seiner ersten Lebenswochen. Ab der siebten Woche gab es ergänzend zur Milch verschiedene Sorten Fisch - Lachs, Forelle, Kabeljau -, aber auch Eier, Eintagsküken, Putenherzen, Krabben oder Garnelen. Die ersten Milchzähne brachen schon mit 14 Tagen durch. Etwa am 34. Tag öffnete das Fischotterbaby seine Augen.

Mit knapp zwei Monaten lernte Nemo dann auch Wasser als Medium kennen. Zunächst im warmen Aquatrainingsbecken in der Tierarztpraxis Kloene - dann auch im Bachlauf der Kleinraubtieranlage und im Badebecken im Garten. „Er musste schwimmen lernen. Das ist den Ottern nicht angeboren“, so Hennig. Auch Nemos Fell hat noch längst nicht die Dichte, wie bei seinen erwachsenen Artgenossen, die bis zu 70.000 Haare pro Quadratzentimeter haben. „Noch wird Nemo klitschnass und friert irgendwann“, berichtet Hennig. Also muss er mit einem Handtuch trocken gerubbelt werden.

Nemo sei „unglaublich verspielt“, sagt der Wisentgehegeleiter. „Er liebt Geschenkband, Bälle und seine Kuscheltiere.“ Seine besten tierischen Freunde seien Hennigs Labrador Mila und Hütehund-Mix Clyde von seiner Retterin Heike Brömer.

Mit drei Monaten wog Nemo 2,2 Kilogramm. Sein Spielen ist inzwischen rabiater geworden und die spitzen Zähnchen können schon richtig wehtun. Mittlerweile ist der Zahnwechsel längst abgeschlossen und Nemo bringt mit knapp fünf Monaten stattliche vier Kilogramm auf die Waage. Etwa mit drei Jahren wird er erwachsen sein. Eine Eingliederung bei den anderen Ottern sei allerdings nicht möglich, sagt Hennig: „Otter sind Einzelgänger und dulden keine fremden Otter im Lebensraum.“ Inzwischen hat Nemo daher eine eigene Anlage in der Kleinraubtieranlage: Besucher können ihn in der ehemaligen Mink-/lltisanlage bewundern. Ziehmutter Melina besucht ihn jeden Tag. Sie ist sicher, dass Nemo zum Besucherliebling werden wird, wie die Reaktionen bei den täglichen Spaziergängen zeigen.