Wo die Bären wohnen
Natürlich kommt man bei Kanadafahrten auf Bären zu sprechen. Und natürlich hat es für die Weltenbummler Juliane und Dieter Kreutzkamp Begegnungen mit Bären gegeben. Anfangs habe er noch ein Gewehr dabei gehabt, erzählt Dieter Kreutzkamp.
VON HORST VOIGTMANN
„Das würde ich heute nicht mehr machen. Inzwischen weiß ich, dass ein spezielles Pfefferspray ein wirksamer Schutz gegen Bären ist. Das haben wir immer dabei, wenn wir in der Wildnis unterwegs sind. Als wir in Alaska waren, waren es riesige Grizzlybären, die oberhalb unseres Zeltes vorbeiliefen.“
Die Grizzlys in den Bergen seien aufgrund ihres Angebots an Nahrung zwar stattlich, aber kleiner als die Artgenossen, die Kodiakbären, die wie die Grizzly zu den Braunbären gehören. Sie können eine Körpergröße von über drei Metern erreichen und zwischen 800 Kilogramm oder auch mehr wiegen.
„In den Brooks-Wasserfällen stehen die Bären im Wasser und lassen die Fische ins geöffnete Maul schwimmen“: Juliana Kreutzkamp erzählt von einem Erlebnis: „Wir waren auf einem Kanutrip und hatten uns Pfannkuchen gemacht. Plötzlich war ein Bär da. Wir haben alles nur ganz schnell ins Boot hineingeworfen und sind weiter gepaddelt. Von da an haben wir uns anders verhalten: anhalten, nur das aus dem Boot nehmen, was wir fürs Abendessen brauchen. Dann alles wieder schön wegpacken, eine Stunde weiterpaddeln, dann das Zelt aufbauen und dann schlafen.“
Nicht das einzige Erlebnis: „Bei einer unserer kompletten Alaska-Durchquerung, wir hatten das Zelt schon aufgebaut“, erzählt Dieter Kreutzkamp von einer anderen Bären-Begegnung, „hörten wir ein eigenartiges Geräusch. Wir dachten erst, es sei eine abgebrochene Uferböschung gewesen. Es war aber nicht die Uferböschung, sondern ein Bär. Er schwamm recht dicht an unserem Platz vorbei. Wir waren ein ganz klein bisschen in Aufregung. Wäre unser Pfefferspray noch in Ordnung gewesen? Wir machten einen Versuch. Die gelbbraune Fahne aus dem Spray stand förmlich fast eine halbe Stunde in der Luft und ich konnte kaum daran vorbeigehen, ohne brennende Augen zu bekommen. Wenn man in dieser Region unterwegs ist, lernt man sehr schnell, dass man möglichst nichts dabei haben sollte, was für den Bären interessant riecht. Und dazu gehört zum Beispiel auch Zahnpasta oder Creme für Hände oder Gesicht.“
Für Menschen, die in der Region unterwegs sind, gibt es inzwischen bärensichere zylindrische Behälter. Die kann ein Bär nicht öffnen, allerdings damit spielen. Doch weil er an die interessanten Dinge im Behälter nicht herankommt, wird er wohl sehr schnell davon ablassen. „Nachdem wir schon zwei Winter mit unserer Tochter in Alaska gelebt hatten, fuhren wir auf dem Alaska Highway. Bei einer Pause gehe ich einige Schritte und sehe die Rücken von schwarzen Kühen. Dachte ich jedenfalls. Plötzlich geht die eine Kuh in die Aufrechtstellung. Da wurde mir klar, das ist ein Bär, das Muttertier. Das war eine gefährliche Situation, weil ich mich zwischen der Bärin und ihren Kindern befand und 200 Meter weiter das Auto stand. Ich habe mich zentimeterweise rückwärts bewegt. Und als ich aus dem Blickwinkel der Bärin war, bin ich die restlichen gut hundert Meter gerannt. Als ich am Auto ankam, fragte meine Tochter: ‚Papa, was ist denn, du siehst so blass aus?‘ Das war wohl die gefährlichste Situation, die ich mit einem Bären erlebt habe.
Klar, dass dort kein Foto entstand, denn der Bär hätte vermutlich nicht einmal auf dringliches Bitten hin gelächelt.
Als wir uns verabschieden, erfahre ich von Dieter Kreutzkamp: „In der Antarktis waren wir noch nicht!“