Echte Weltenbummler

Der Siebentonner, auf den Verlass ist. Mit seinen zwölf Gängen geht es locker durch alle Lagen. Fotos: Privat

Der Siebentonner, auf den Verlass ist. Mit seinen zwölf Gängen geht es locker durch alle Lagen. Fotos: Privat

Im Vorbeifahren nimmt man wahr, dass vor dem Haus des Ehepaars Kreutzkamp Autos stehen. Ein Indiz dafür, dass sie gerade nicht auf einer Weltreise sind. Verreisen, das ist für die beiden Eheleute zum Lebensinhalt geworden.

VON HORST VOIGTMANN

1969 geht es los, mit der Hochzeitsreise. Mit Ehefrau Juliana fährt Dieter Kreutzkamp an den Bodensee. Nichts Spektakuläres also, aber schon im nächsten Jahr steht Hammerfest als nächstes Ziel an und das Jahr darauf geht es quer durch die nördliche Sahara. 1972 geht es dann nach Kathmandu im Himalaja und nach Goa, auf dem Weg der Hippies.

Ihre leidenschaftliche Reiselust passt mit den bürgerlichen Berufen der beiden einfach nicht zusammen. Juliana Kreutzkamp gibt also ihre Tätigkeit als Leiterin eines Kindergartens auf und Dieter Kreutzkamp räumt seinen Schreibtisch, den als Beamter in der Landesverwaltung hatte, um die Welt weiter zu erkunden. Auch als das Ehepaar ein Baby bekommt, planen sie ihre Reisen weiter, dann eben mit Kind.

„Dieter Kreutzkamp gehört seit 30 Jahren zu den echten Weltenbummlern“ schrieb die Zeitschrift Focus vor etlichen Jahren, aber das ist nur die Hälfte der Wahrheit, denn ohne seine Frau Juliana ist das alles nicht vorstellbar.

Sie steht mit ihm auch die Strapazen und Schwierigkeiten der Reisen durch und unterstützt ihn sogar, wenn es darum geht, die Fahrzeuge, die sie dazu brauchen, zu warten und zu reparieren. Nur wenn es gar nicht anders zu machen geht, werden Fachleute herangezogen.

Inzwischen sind wohl über 50 Bücher erschienen, auf deren Cover der Name Dieter Kreutzkamp steht. Die Erfahrungen seiner Reisen hat er darin aufgezeichnet.

Er ist durch Europa und Afrika gefahren, war in Asien, und Down Under, Australien und Neuseeland, hat Hawaii, USA, Kanada, Südamerika und Mittelamerika bereist.

Inzwischen sind die Kreutzkamps - mit Unterbrechungen - 50 Jahre „on the road“, waren in Australien, Asien, Afrika, Süd- und Nordamerika. „Nachdem wir von 2003 bis 2005 mit einem Motorrad durch Europa gefahren waren, bin ich 2006 und 2007 mit dem Kajak auf dem Pazifik von Alaska nach Vancouver im Alleingang gepaddelt“, erzählt Dieter Kreutzkamp. Es seien zwar immer wieder Inseln auf seinem Weg gewesen, aber es sei durchaus ein großes Abenteuer, eine solche Strecke zu nehmen.

Sie sind mit ihrem siebeneinhalb Tonnen Mercedes, der mit den zwölf Gängen auch schwieriges Gelände meister durch Argentinien Richtung Feuerland gefahren. Sie fuhren an der Ostküste entlang bis Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt.

„Von dort aus sind wir dann, mal links, mal rechts der Anden wieder Richtung Norden gefahren. Auf der chilenischen Seite heißt die Straße Carretera Austral, auf argentinischer Seite Ruta 40.“ Die beiden Straßen, die durch die Patagonien genannte Landschaft Südamerikas führen, seien beide spektakulär. „Von Süd-Chile bis in den Norden des Landes sind es 6000 Kilometer“, beschreibt Dieter Kreuzkamp die Dimensionen der Landschaft, die seine Frau und er auf der ersten Südamerika-Staffel erlebt haben. Wenn sie von der chilenischen auf die argentinische Seite wechselten, galt es mit ihrem Fahrzeug etliche Höhenmeter zu überwinden. Dort erlebten sie eine karge, aber dennoch faszinierende Landschaft mit Vulkanen, schroffen Gebirgsformationen und Hochebenen.

Gelegentlich übernachteten sie auf Ebenen, die über 4000 Meter hoch über dem Meeresspiegel lagen. „Da fällt es schon schwer, zu atmen. Und wenn wir dort in unserem Auto übernachtet haben, war es kein tiefer, erholsamer Schlaf. Häufig waren es von Albträumen durchzogene Nächte“, erinnert sich Juliana Kreutzkamp. Gelegentlich waren dann frühmorgens auf der einen Seite des Autos noch Eiszapfen von der Kälte der Nacht zu sehen, während einige Zeit später das T-Shirt die angemessene Bekleidung war.