Kräuter sind Multitalente

Weit muss Gudrun Fischer-Seidel nicht gehen, um nahe des Wanderparkplatzes am Klostergut Beifuß zu entdecken. Fotos: Brinkmann-Thies

Weit muss Gudrun Fischer-Seidel nicht gehen, um nahe des Wanderparkplatzes am Klostergut Beifuß zu entdecken. Fotos: Brinkmann-Thies

Sie kennt sich mit Kräutern bestens aus: Gudrun Fischer-Seidel weiß viel über Heil- und Küchenkräuter. Ihr Wissen gibt sie bei öffentlichen und privaten Führungen gerne weiter. Und weiß: Weit muss man oft gar nicht gehen, um rund um Deister und Süntel Interessantes zu entdecken.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Am Wanderparkplatz neben dem Klostergut Wülfinghausen startet die Kräuterexpertin nicht nur mit ihrer Frühlingstour im April und einer Sommertour am 13. Juli. Auch jetzt im Mai findet die Expertin schon nach wenigen Schritten Gesundes und Heilsames am Wegesrand. So wie etwa den Spitzwegerich, ein echtes Multitalent. Dass der Saft seiner Blätter bei Insektenstichen hilft, wisse schon ihre siebenjährige Enkeltochter, erzählt Fischer-Seidel mit einem Schmunzeln. Auch deshalb, so findet sie, gehöre er eigentlich in jeden Garten. Auch als Hustentee eignet sich das Kraut, zudem seien die kleinen Knospen essbar.

In diesem Jahr sei die Natur in ihrer Vegetation sehr früh, sagt Fischer-Seidel. Da machen die Wildkräuter keine Ausnahme. So blüht schon jetzt die Knoblauchrauke. Die Blätter schmecken dann nicht mehr, weiß die Expertin. Doch die kleinen Blüten seien auch durchaus schmackhaft.

Ein richtiger Allrounder sei auch der wüchsige Giersch, den so mancher Gartenbesitzer lieber nicht in seiner grünen Oase finden möchte. „Gerade beim Giersch kann man aber alles nutzen“. Sie selbst etwa schneide die Blätter klein und mische sie beispielsweise unter Spinatblätter zu einer Gemüsemahlzeit.

Dass Beifuß besonders reichhaltiges Essen – wie etwa einen üppigen Weihnachtsbraten – durchaus verdauungsverträglicher mache, sei früher im Küchen-Wissen tief verankert gewesen. Und die Wurzeln des Nelkenwurzes als Ersatz für Gewürznelken kannten frühere Generationen wohl ebenfalls.

Das Gänseblümchen übrigens gelte als „Kinderkraut“, denn dessen Inhaltsstoffe – Saponine – wirken hautfreundlich. Wer eine Hautwunde schneller verschließen möchte, der könne dazu den stinkenden Storchenschnabel verwenden, der eine adstringierende Wirkung habe, sagt Fischer-Seidel.

Ihr Wissen hat sie die Boitzumerin nicht nur beim Besucher der Freiberger Heilpflanzenschule, sondern auch bei unterschiedlichsten Seminaren erworben. So wie jüngst beim Besuch eines Doldenblüten-Seminars. Und rät Laien, davon besser die Finger zu lassen.

Oft seien es übrigens Frauen, die an ihren Touren Teilnehmen und ein offenes Ohr oder sogar eigene Tipps für den Umgang mit Wildkräutern haben, erzählt Fischer-Seidel, die seit vielen Jahren auch als Gästeführerin beim Calenberger Landsommer Kräuterspaziergänge anbietet. Auch beim Deistertag am vergangenen Wochenende war die Expertin dabei und ist mit vielen Teilnehmern am Springer Jagdschloss zu einer Kräuterwanderung gestartet. Das Interesse sei sehr groß gewesen, freut sie sich. Und auch private Führungen bietet Fischer-Seidel, die früher auch in einer Grundschule Kräutervormittage angeboten hat, gerne an.

Und das sind die nächsten öffentlichen Gästeführungen mit Gudrun Fischer-Seidel: Abendliche Kräuterführung im Energie- und Umweltzentrum am 12. Juni, um 18 Uhr. Bei der Firma Meta Fackler gibt es am 19. Juni um 13.30 Uhr unter dem Motto „Die Dosis macht´s“ einen Einblick in die Herstellungsverfahren und der Biodiversitätspfad wird erkundet.„Wildkräuter im Sommer“ heißt es bei einem Spaziergang am Rande des Osterwaldes am 13. Juli, um 14 Uhr. Aber auch private Führungen sind möglich: Interessierte melden sich bei Fischer-Seidel unter Telefon 05044 / 1715 oder per Mail an: fischer-seidel@web.de.