Surreales Arbeiten ausprobieren

In Flensburg gestaltet Myra Martin gemeinsam mit anderen Künstlerinnen die Sankt-Jürgen-Treppe. Finanziert wird das Projekt vom Technischen Betriebszentrum Flensburg. Fotos: Privat

In Flensburg gestaltet Myra Martin gemeinsam mit anderen Künstlerinnen die Sankt-Jürgen-Treppe. Finanziert wird das Projekt vom Technischen Betriebszentrum Flensburg. Fotos: Privat

Die vier Graffitis an den Wänden im Flur des Musiktraktes des Otto-Hahn-Gymnasiums sehen noch genauso aus, wie sie die Graffiti-Künstlerin Myra Martin in den Sommerferien letzten Jahres gestaltet hat. „Sie sind nicht wieder bekritzelt worden“, freut sich die 19-Jährige, als sie ihre Werke jetzt noch einmal in Augenschein nimmt.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Bekritzelt worden waren die nackten Mauerwände nämlich, worauf Schulleiterin Kerstin Prietzel die Idee hatte, dass Myra dort großformatige Graffitis sprayen könnte. Die Motive – vier großformatige fantasievolle Bilder – erzählen vom Erreichen von Träumen. Und damit wohl auch ein Stück von ihr selbst. Denn mit dem ersten Auftrag zur Gestaltung einer Garagenwand am Spielplatz im Thiefeld startete sie durch, meldete ein Kleinunternehmen an, schrieb ihr erstes Angebot für ihre Auftraggeber. Und künftige: Denn auch der FC Bennigsen möchte die Kreativität der jungen Künstlerin nutzen und sein Vereinsheim mit einem Graffiti verschönern lassen.

Auch Workshops hat sie schon geleitet und arbeitet – etwa bei Festivals – auch oft im Kollektiv mit anderen Graffiti-Künstlern. Gelernt hat sie den Umgang mit den Spraydosen unter anderem Philipp von Zitzewitz. Sehr unterstützt auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit habe sie die Graffiti-Künstlerin Melina Grasso, mit der zusammen und einer weiteren Künstlerin sie aktuell ein Projekt in Flensburg umsetzt. Künstlerisch bezeichnet sich Myra Martin durchaus als Autodidaktin. „Jetzt stehe ich auf eigenen Füßen“, sagt sie und will sich künstlerisch weiterentwickeln. „Ich habe viel realistisch gearbeitet, jetzt möchte ich das Surreale ausprobieren“, erzählt sie. Realistische Arbeiten seien etwa ein großes Porträt für eine Freundin oder die runzlig gewordenen Händen ihrer Großmutter, die sie in einer für Graffitis freigegebenen Brücke bei Rethen gesprayt hat.

Kann gut sein, dass dieses Werk inzwischen von anderen Sprayern überarbeitet worden sei, sagt Myra Martin. Das findet sie eigentlich gar nicht so schlimm. „Es ist wie Sandmalerei, die wieder verschwindet“. Flächen für legales Sprayen gebe es zwar nicht viele, doch es gibt sie, berichtete die Graffiti-Künstlerin.

Für die Bennigserin beginnt im Oktober ein weiterer Abschnitt. „Ich habe mich für ein Kunststudium beworben.“ Eine erste Zusage gebe es bereits, bei einer anderen Uni ist sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Für ihre Bewerbungen hatte sie eine Mappe erstellt – auch mit ihren Graffitis.