Kitt für die Gemeinschaft
Starke Dörfer leben vom Engagement ihrer Einwohner, speziell ihrer Gruppen und Vereine. Brechen die weg, wird es eng - auch deshalb setzen sich viele Mitglieder für den Erhalt ein, wie das Beispiel der DRK-Ortsvereine zeigt.
Dr. Annette Kloene lädt die Mitglieder des DRK-Ortsvereins Eimbeckhausen zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Am 17. April um 15 Uhr will sie ein für den Ortsverein wichtiges Thema diskutieren – es geht um nicht weniger als die Zukunft des DRK in Eimbeckhausen. Im Vorstand kündigen sich in zentralen Positionen Veränderungen an, wichtige Posten müssen besetzt werden, soll die Eigenständigkeit erhalten bleiben.
Mehr als 100 Mitglieder zählt der Verein, doch ob es gelingen kann, die Eigenständigkeit des eingetragenen Vereins zu bewahren, steht für Kloene noch in den Sternen. Um die Möglichkeiten auszuloten, hat ihr Vorstand bereits die Fühler in Richtung Bad Münder ausgestreckt. Der große Ortsverein Bad Münder war vor einem Jahr noch größer geworden - durch die Verschmelzung des damaligen DRK-Ortsvereins Hamelspringe-Böbber mit dem in der Kernstadt.
Das Problem, vor dem die Verantwortlichen in Hamelspringe und Böbber standen: Sie fanden keine Bewerber für einen neuen Vorstand. Ohne Vorstand aber kein Verein, die Verschmelzung mit dem Ortsverein Bad Münder winkte als Gegenentwurf zur Auflösung, und die Mitgliederentscheidung in beiden Vereinen ebneten den Weg.
Nun also eine ähnliche Situation in Eimbeckhausen, wenn auch dort noch Hoffnung auf eine andere Lösung besteht. Für Regina Seifert, Ansprechpartnerin für die mehr als 100 Ortsvereine im DRK-Kreisverband Weserbergland und Vorsitzende des münderschen Ortsvereins, wäre die Eigenständigkeit des Vereins in Eimbeckhausen der beste Weg, daran lässt sie keinen Zweifel. Für sie steht der Erhalt der Ortsvereine an erster Stelle, erst nachgeordnet wäre die Zusammenführung mit benachbarten Vereinen ein Weg, um die Auflösung zu verhindern und weiterhin Angebote machen zu können.
Letztlich geht es um die Basis der Rotkreuzarbeit, und die funktioniert am besten, wenn sie möglichst nah an den Menschen stattfindet, vor Ort und mit vielfältigen Angeboten. Auf die verweist in Nienstedt die stellvertretende Vorsitzende Gerlinde Hegewald. Im Sommer 2021, mitten in der Corona-Pandemie, musste der Ortsverein hoch oben im Deister die Vorstandsspitze neu besetzen - und tat sich schwer, Kandidaten zu finden. Mit Christian Dreeke übernahm ein bis dato in Nienstedt wenig bekanntes DRK-Mitglied. Führte den Ortsverein via Facebook in ein neues Zeitalter, musste sich im Internet nach einem Blutspende-Aufruf mit Beschimpfungen durch Impfgegner beschäftigen, erfuhr aber auch Unterstützung. Dreekes Zeit an der Ortsvereinsspitze ist vorbei, nicht aber die Bereitschaft im Ortsverein, mit Aktionen auf sich aufmerksam zu machen und auf seine Bedeutung für den Ort zu verweisen. Gerlinde Hegewald macht deutlich, dass das DRK neben der Feuerwehr eine wichtige Rolle einnehme. Rund 110 Mitglieder zähle der Ortsverein, mindestens einmal im Monat stehe eine Veranstaltung an. Auf die Entwicklung in Eimbeckhausen, dem Nachbar-Ortsverein, blickt Hegewald mit Besorgnis.
Gelungen ist der Wechsel gerade erst in Flegessen, Klein Süntel und Hasperde. Annegret Flügge, seit 48 Jahren im Ortsverein und seit 2005 Vorsitzende, kandidierte nicht erneut. Zehn Jahre hatte sie sich auch im Vorstand auf Kreisverbandsebene engagiert, zuletzt als Vizepräsidentin.
„Eine gute Zeit“, sagt Flügge im Rückblick – und ist froh, in Ingrid Bredlau eine Nachfolgerin gefunden zu haben.
Die hat sich, weil sie um die Bedeutung des Vereins für die Menschen in den Dörfern weiß, auch ohne vorausgegangene langjährige Mitarbeit im DRK-Ortverein für eine Kandidatur entschieden und wurde gewählt. Jetzt sieht sie ihre große Aufgabe darin, die ältere und die jüngeren Generationen in Flegessen, Klein Süntel und Hasperde zusammenzubringen, Menschen mit teilweise ganz unterschiedlichen Ansätzen und Vorstellungen. Keine leichte Aufgabe, das ist ihr bewusst – aber sie sei wichtig für den Ortsverein und für das Miteinander in den Dörfern.