Handwerk mit Licht

Im Museum kann tief in die Geschichte der Fotografie eingetaucht werden – insbesondere die Arbeit und die Studioausstattung des Fotografen Joachim Thielscher stehen dabei im Mittelpunkt.

Im Museum kann tief in die Geschichte der Fotografie eingetaucht werden – insbesondere die Arbeit und die Studioausstattung des Fotografen Joachim Thielscher stehen dabei im Mittelpunkt.

Im Museum auf dem Burghof in Springe gibt es eine Abteilung, die einiges über die Geschichte der Fotografie erzählt. Was heute in Zeiten von digitaler Fotografie und Bildbearbeitung leicht von der Hand geht, war in früheren Jahren eine aufwendige Arbeit und dauerte unter Umständen mehrere Stunden.

VON HORST VOIGTMANN

Der Franzose Joseph Nicéphore Niepce (1765 - 1833) konnte als erster Mensch Bilder auf eine lichtempfindliche Schicht bannen. Er nahm eine Camera Obscura und schaffte es 1826, das erste beständige Bild anzufertigen: Einen Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in Le Gras, den er mit acht Stunden Belichtung herstellte.

Wollte in früheren Zeiten jemand eine Porträtfotografie bei seinem Fotografen anfertigen lassen, musste er – damit die Aufnahme nicht verwackelte – sich in ein Gerät zwängen, das seine Beweglichkeit einschränkte. Kurze Belichtungszeiten waren in den Anfängen der Fotografie nicht möglich.

Bis zur Erfindung des Rollfilms, der heute schon fast wieder vergessen ist, dauerte es noch mehr als 60 Jahre, bis 1889. Heute wird das Smartphone gezückt oder die Digitalkamera angeschaltet und wahlweise ein Foto geschossen oder ein kleiner Film gedreht. Das Museum Springe ermöglicht aber auch den Blick zurück: Stolz zeigt Museumsleiterin Heidi Dopheide die Vitrine mit den Kameras aus längst vergangener Zeit, mit denen man, zunächst nur mit Schwarz-Weiß-Filmen, später auch mit Farbfilmen fotografieren konnte. Es sind auch einige Schätzchen in der Kamerasammlung vorhanden, darunter Großformat- und Plattenkameras.

Um Fotografien in einem Album sammeln zu können, musste man vorher den Film entwickeln und die Bilder abziehen lassen. Ein handwerklicher Prozess, der mit viel Fingerspitzengefühl und mit den entsprechenden Chemikalien erledigt werden musste. Zum Übertragen auf das Fotopapier brauchte es ein Vergrößerungsgerät, in das der entwickelte Film eingelegt werden musste.

Die einzelnen Abläufe, aber auch das dafür benötigte Gerät und die Laborausstattung sind nun Teil der Ausstellung im Museum. Sie stammen aus der Sammlung von Ursula Thielscher. Ihr Mann Joachim, Fotomeister, etablierte in Bad Münder ein Fotostudio mit Labor. Nach seinem Tod führte Ursula Thielscher, die bei ihrem späteren Ehemann eine Lehre absolviert hatte, das Fotostudio weiter. Die Leidenschaft ihres Mannes für die Fotografie hat sie übernommen und bis zu ihrer Rente das Fachgeschäft an der Echternstraße in Bad Münder weitergeführt.

Jetzt kann sie sich sehr gut vorstellen, das Wissen um die Fotografie, insbesondere um die Fotografie auf Film und die Arbeit im Labor, weiterzugeben. „Ich würde sehr gern Schulklassen begleiten, die sich für Fotografie interessieren und ihnen hier im Museum die Schritte von der Aufnahme eines Fotos bis zur fertigen Fotografie erklären“, sagt Ursula Thielscher. Den Weg der Entwicklung der Filme beschreiben, das dafür benötigte Material vom Messbecher mit feiner Skala über die Chemie bis hin zur Filmentwicklungsdose vorstellen. Und bei Interesse auch den weiteren Entwicklungsprozess beschreiben: vom Negativ über den Vergrößerer und das Ausbelichten auf Fotopapier bis hin zur Entwicklung und Fixierung bei Rotlicht in der Dunkelkammer.