Leidenschaft für Gedenksteine

Alles begann mit dem Deister-Wanderpass. Als die damaligen Neubürger Sonja Fahlbusch und Winfried Hader vor fünf Jahren nach Springe zogen, wollten sie ihre neue Heimat zu Fuß erkunden. Dabei, so das Paar, seien ihnen die vielen Gedenksteine im Deister aufgefallen. „Das Fieber begann“, sagen die beiden.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Seither erwandern, kartieren und recherchieren die beiden über diese steinernen Zeugnisse und wollen damit die kulturellen Informationen über den Deister erhalten. Erster Leitfaden war ein Buch von Günter Klapproth „Gedenksteine im Deister“, von dem sie wussten. Doch das Buch ist vergriffen. Es dauerte Monate, bis sie es schließlich doch in den Händen halten konnten.

Und merkten: Bei den 103 Gedenksteinen, die dort vermerkt sind, stimmen durch Veränderungen im Wald die Wegbeschreibungen teils nicht mehr, auch neue Steine sind dazugekommen. So machte sich das Paar daran, die aufgefundenen Gedenksteine im, – aber anders als im Klapproth-Buch – auch rund um den Deister, zu kartieren, mit GPS-Daten zu versehen und die Geschichten und Hintergründe zu den steinernen Zeugnissen zu recherchieren. „Das ist natürlich die intensivste Arbeit“, erzählt Fahlbusch. Als Quellen dienen ihr Zeugnisse aus den umliegenden Museen des Deisters, aber auch von Heimat- oder Bürgervereinen. Viel Lob bekommt aber vor allem auch das Archiv der Neuen Deister-Zeitung. „Das ist eine wirkliche Schatzkammer“, so Fahlbusch.

Oft seien die Inschriften nicht mehr gut lesbar. Im Zweifel helfe es, die Steine zu befeuchten, dann zeige sich die Schrift deutlicher, sagt Fahlbusch. Bei ihren Touren haben sie deshalb stets eine Bürste dabei, um die Steine von Moos und Flechten zu befreien.

Stein für Stein haben die beiden bereits die rund 200 Steine im Deister fotografiert, vermessen, kartiert und mit den GPS-Daten hinterlegt, die rund 80 Steine im Kleinen Deister haben sie zumindest schon kartiert und vermessen. Alle Informationen sind auf ihrer Webseite www.deister-gedenksteine.de übersichtlich dargestellt. „Eine Webseite kann man immer aktuell halten“, so Hader, der sich vorrangig über das Fotografieren der Gedenksteine kümmert.

Und weil die beiden Wanderfreunde bei ihren Erkundungstouren gemerkt haben, dass nicht überall im Deister überall mobiles Internet zur Verfügung steht, kann man bequem verlinkte PDF-Dateien speichern und offline nutzen, um während einer Wanderung Informationen zu den Gedenksteinen zu bekommen. So wie etwa über den ältesten Stein im Deister, den Wettberg-Stein mit der Jahreszahl 1583. Der Wettbergstein, auch Junkerstein genannt, ist vom Parkplatz Köllnischfeld oder auch von Nettelrede aus zu erreichen. „Es ist ein sogenannter Kreuzstein für Verunglückte, die kein Sterbesakrament mehr erhalten konnten“, berichtete Fahlbusch. Die Witwe des Junkers Christoffer von Wettberg hatte den großen Stein für ihren Mann aufstellen lassen, der dereinst an jenem Platz durch einen umstürzenden Baum zu Tode kam. Mit ihrem Hobby wollen Fahlbusch und Hader auch kulturelles Wissen lebendig halten. „Es wäre schade, wenn das verloren geht“, sagt Fahlbusch. Und: fügt hinzu: „Es gibt so viele nicht erzählte Geschichten“.

Unter deister-gedenksteine.de finden Interessierte kostenlos sämtliche Infos zu den Gedenksteine in und um den Deister.