Diakonie lädt zur Vesper

Der Eingangsbereich der Mehrzweckhalle in Schmarrie ist mit allerlei Kürbisköpfen herbstlich verziert. Wer auch immer aus Schmarrie oder einem der Nachbardörfer hierher gekommen ist, ist auch herzlich willkommen. Sophie-Marie Kabuß, die ihren Arbeitsplatz beim Diakonischen Werk in der Angerstraße in Bad Münder hat, hat an die Bewohner in der Region die Einladung zur Vesper ausgesprochen.

VON HORST VOIGTMANN

Knapp 30 Personen sind dieser Einladung gefolgt. Kabuß begrüßt die Gäste, besonders freut sie sich über die Anwesenheit von Tobias Steinmeyer, den Ortsbürgermeister der Gemeinde Hülsede mit ihren Ortsteilen Schmarrie und Meinsen. Es werde eine Andacht geben und anschließend zwei unterschiedliche Suppen. Prädikant Joachim Schütz erhebt sich von seinem Stuhl und stellt sich so auf, dass er gut zu sehen und zu hören ist.

„Ich möchte euch einen kleinen Text vorlesen“, sagt er mit kräftiger und engagierter Stimme. Dabei geht es um eine Begegnung Jesu und seiner Jünger mit Leprakranken, die Jesus bitten, sie zu heilen. Jesus schickt sie zu den Priestern, damit die feststellen, dass sie geheilt sind. Nur ein Mann aus Samarien kam zurück, um sich bei Jesus zu bedanken. Wer im Krankenhaus liegt und die Aussicht hat wieder nach Hause zukommen, kann es vermutlich kaum erwarten, mit dem Arztbrief in der Hand die Klinik zu verlassen. Eine ganz normale Reaktion, sagt Schütz, der mit seiner Art den Text auszulegen, die Zuhörer auf seiner Seite hat. Seine kurze und lebensnahe Ansprache schließt mit Gebet und Segen ab.

Danach gibt es Apfelsaft, von der Förderschule am Deister in Rodenberg gestiftet und Suppe. Neben der Kürbissuppe steht Putengulaschsuppe auf dem Speiseplan. „Falls in ihrer Nachbarschaft jemand sitzt, der ein bisschen Schwierigkeiten damit hat, sich selbst die Suppe zu holen, dann wäre es nett, diese Person zu unterstützen“, erinnert Sophie-Marie Kabuß und hat auch einen kurzen Tischspruch, bevor die Löffel in die Suppe tauchen: „Herr, lass deinen Segen, über unsre Teller fegen!“

Ein Spruch, der den meisten Besuchern Vesper ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

Nachdem die Suppe ausgegeben ist, wird es ruhig in der Mehrzweckhalle, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es den Gästen schmeckt. Während sie sich es schmecken lassen, berichtet die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes Beber, Elke Hänisch. Schmarrie werde häufig übersehen, sagt sie. „Dann hole ich einfach die Kirche nach Schmarrie“, habe sie sich gedacht und bei der Diakonie offene Ohren gefunden. Dankbar sei sie auch dafür, dass Joachim Schütz das unterstützt. „Hier kann auch jemand ganz ohne religiöse Bindung dabei sein, Hauptsache sie sind nicht einsam“, sagt Elke Hänisch. Zusätzliche Schwierigkeiten gebe es dadurch, dass Schmarrie mit Weber zusammen politisch zu Schaumburg gehöre, kirchlich jedoch mit Beber und Rohrsen zum Kirchenkreis Hameln-Pyrmont.

Plötzlich lässt die Sirene in der Nachbarschaft der Mehrzweckhalle die Gesprächsfäden an den Tischen zerreißen. Die Dekontaminierung ist die Spezialität der benachbarten Schmarrier Feuerwehr. Sie muss häufig Richtung Autobahn ausrücken.

In der Mehrzweckhalle beginnt trotzdem der nächste Tagesordnungspunkt. Es darf gelacht werden: Joachim Schütz kann nicht nur predigen, sondern er kann auch Kabarett. Das macht er zusammen mit Funda Gür, einer jungen Frau mit türkischen Wurzeln, deren Stärke ihre Mimik ist. Sie nennen sich „GÜRSCH“.

Schütz erklärt, „weil es keine Bühne und keinen Vorhang gibt, könnte es sein, dass wir plötzlich unbeweglich hier vorne stehen. Dann haben wir entweder unseren Text vergessen und überlegen, wie es weitergeht, oder der Sketch ist einfach zu Ende. Aber es ist nicht so einfach, den Text zu vergessen“, sagt er.

„Weil wir keinen haben“, ergänzt Funda Gür – und sorgt erneut für Gelächter. Während Joachem Schütz ein Gedicht von Ludwig Uhland vorträgt, überträgt Funda Gür die Zeilen in eine - in jeder Hinsicht eigenwillige - Gebärdensprache, die das Publikum amüsiert. Außerdem geben die beiden vom Komiker Duo GürSch eine Anleitung weiter, wie man sich bei der Kontaktaufnahme verhält. Während Schütz dazu das richtige Rezept vermittelt, setzt Funda Gür dieses mit ihrer Mimik um. Köstlich!