Glauben im Grünen

Wer in Bad Münder am Himmelfahrtstag an einem Gottesdienst teilnehmen wollte, der stand bei der Petri-Pauli-Kirche vor verschlossener Tür. Ebenso bei allen anderen Kirchen in der Region Bad Münder. Die Gottesdienste für die Gemeinden fanden an diesem Feiertag an zwei Orten statt – und außerhalb von Kirchenmauern.

VON HORST VOIGTMANN

Freiluftgottesdienste erfreuen sich seit vielen Jahren auch in der heimischen Region großer Beliebtheit. Die Kombination aus Natur und Glauben, aus Frühlingstemperaturen und Musik, lockt oft auch Menschen an, die vielleicht gar nicht in einen normalen Gottesdienst gekommen wäre.

An der Bergschmiede, im Süntel, oberhalb von Bad Münder, fand dieses Jahr ein Gottesdienst um 8 Uhr morgens statt, den Pastorin Sonja Wieland, Eimbeckhausen, mit dem Posaunenchor gestaltete. Gut 40 Personen fanden den Weg in den frühen Stunden des Feiertags dorthin.

Die Gemeinde und der Posaunenchor standen in einem großen Kreis auf der Wiese hinter der Bergschmiede. Pastorin Wieland regte an, die Natur als Geschenk Gottes im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, ein Blatt von einem Baum zu nehmen und dieses Wunderwerk zu betrachten. „Gott ist nicht nur so, wie wir ihn immer geglaubt haben“, sagte sie.

Etwa nach einer Dreiviertelstunde musste der Posaunenchor Noten und Notenständer einpacken, um nach Hasperde zu fahren, wo ein weiterer Gottesdienst unter freiem Himmel stattfinden sollte. In dem landschaftlich schön angelegten Park des gräflichen Anwesens der Familie Adelmann war das Besondere, dass Pastorin Barbara Daentzer zwei Familien eingeladen hatte, bei denen eine Taufe anstand.

Ribera Rickus kam mit ihrem Sohn Diani und den Paten in den Park, damit ihre kleine Tochter Alika getauft werden konnte. Amilia Rose war das zweite Mädchen, das getauft werden soll. Ihre Eltern sind Denise und Sören Schaldach. Sicher waren die Taufen nicht der einzige Grund, aus dem so viele Menschen den Weg in den Park gefunden hatten. Denn der ist fraglos eine hervorragend gepflegte Naturlandschaft mit imponierenden Bäumen und einem See. Pünktlich waren die Posaunenchormitglieder an Ort und Stelle und begleiteten den Gemeindegesang. Barbara Daentzer erinnerte in ihrer Predigt an den Zweifel Salomos, der für Gott den Tempel in Jerusalem hatte bauen lassen, dass ein solches Bauwerk in der Lage sei, Gott zu beherbergen.

„Gott ist nicht einzufangen in Wände und er braucht auch keine Wohnung, weil er überall sein kann. Wir Menschen aber brauchen solche Orte, an denen wir Gott näher kommen. Heute ist dieser Ort hier draußen, in diesem wunderschönen gräflichen Park. Und zu anderen Zeiten ist es eine Kirche. Spuren von Gott zu finden, das bleibt unsere Aufgabe. Gott hat keine Heimat, er braucht keine Heimat, er lässt sich überall finden“, so Barbara Daentzer in ihrer Predigt.

Mit der Taufe sei die Einladung verbunden, in der Gemeinschaft mit anderen Menschen, die gleiche Werte vertreten, den Weg zu gehen, erinnerte Daentzer die Himmelfahrtsgemeinde. In dem schönen Park in Hasperde entwickelte sich bei milden Temperaturen und der festlichen Musik der Blechbläser eine schöne Atmosphäre, die vielleicht den einen oder die andere ein bisschen die göttliche Nähe spüren ließ. Und die zeigte, warum diese Art Gottesdienst so beliebt ist.