Quilisma-Chor setzt „Odyssee“ magisch in Szene
Magisch und mitreißend: Mit ihrem Musiktheaterstück „Odyssee – Vom Suchen und Finden“ haben der Quilisma-Kinder- und Jugendchor ein vielschichtiges und facettenreiches Stück dargeboten.
VON ANNE BRINKMANN-THIES
Die Wittenburger Klosterkirche wurde unter der Gesamtleitung von Tammo Azam in eine grandiose Bühne für Irrfahrten und Erkenntnisse auf hoher See und unbekannten Ufern verwandelt.
Azam ist der neue „Kapitän“ des Jugendchors, Magnus Witting der des Kinderchores. So bezeichnen sie sich selbst in dem Programmheft zum Stück mit dem Titel „Bordbuch der MS Quilisma“. Gemeinsam mit dem „Steuermann“ Michael Lohmann (Regie und Libretto) setzten sie mit den Chorkindern (Kinderchor I und II), dem Jugendchor sowie jungen Geflüchteten aus Springe die Irrfahrt des Odysseus eindrucksvoll in Szene.
Beeindruckend waren neben der stimmlichen Qualität der jungen Sänger auch ihre spürbare Freude an der Darstellung. Schon die Allerjüngsten schafften problemlos die gemeinsamen Auftritte.
Odysseus – wunderbar dargestellt von der Schauspielerin und Librettistin Kristin Scheinhütte – lernt am Ende seiner Irrfahrt etwas ganz Wesentliches: Nur in der Gemeinschaft kann es gelingen, in die Heimat zurückzufinden. „Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist“: Dieses Brecht-Zitat aus dessen Exillyrik wird zu einer zentralen Erkenntnis des Odysseus.
Doch zuvor durchlebt er mit seiner Mannschaft viele Abenteuer. Sie führen zu den Lotophagen, zu Begegnungen mit dem Windgott und der schönen Kirke, ja sogar in den Hades und schließlich zu den Sirenen. Vielfältig ist auch die Musik, die die jungen Sängerinnen und Sänger mit instrumentaler Begleitung des Ensembles Geräuschkulisse darbieten.
So erklingen Werke des französischen Impressionismus, amerikanische Minimal Music, aber auch Volkslied-Vertonungen. Die Zuschauer hören Lieder auf deutsch, englisch, persisch, arabisch und französisch. Als Abschluss-Song erklingt das Stück „Men ab Eldamar“, das anlässlich des syrischen Bürgerkriegs komponiert wurde. Und damit, so steht es im „Bordbuch der MS Quilisma“ macht das Musiktheaterstück auch deutlich, dass Kriege die Hauptgründe für eine Flucht der Menschen sind.
So schließt sich der Kreis zu den Geflüchteten, die an diesem Projekt mitwirken. Sie sind Teil der Chor-Gemeinschaft Quilisma geworden. Und die wiederum war ebenfalls auf einer Art Irrfahrt, bevor sie mit Tammo Azam und Magnus Witting zwei neue Chorleiter fand.
An drei Abenden hintereinander brachte Quilisma die Irrfahrt des Odysseus in der Wittenburger Kirche auf die Bühne. Viele helfende Hände hatten für einen reibungslosen Ablauf gesorgt; zahlreiche Eltern und Großeltern brachten sich unter anderem im Näh- und im Bauteam ein.
Wer das Stück sehen möchte, hat dazu am Freitag, 12. Mai, noch einmal Gelegenheit. Dann wird es in der Christuskirche in Hannover noch einmal zu sehen sein.