Gut für Mensch, Tier und Umwelt

Ohne eine gute Heckenlandschaft kann der Artenschutz nicht gelingen“, sagt Andrea Brenker-Pegesa. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Kai Kunze sowie weiteren BUND-Mitgliedern und Helfern ist die Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Hameln-Pyrmont trotz unangenehmer Witterungsverhältnisse nach Eimbeckhausen gekommen.
VON JOHANNA LINDERMANN
Hier, auf einer Wiese am Dorfrand, hat Jan-Hendrik Hartinger, Landwirt im Nebenerwerb, zahlreiche Obstbäume angepflanzt. Um diese zu schützen und gleichzeitig kleinen Tieren und Insekten Lebensraum zur Verfügung zu stellen, haben die Freiwilligen hier auf einer Länge von über 300 Metern insgesamt etwa 800 Sträucher in die Erde gebracht.
Bei den Pflanzen, die von den Freiwilligen einzeln in die zuvor ausgehobenen Löcher gesetzt werden, handelt es sich ausschließlich um „heimische Arten aus gebietseigenem Anbau“, erklärt Jakob Grabow-Klucken vom BUND-Landesverband Niedersachsen. Er ist zuständig für den Wildbienenschutz und das Projekt „Eigene Vielfalt“. Mit dem Projekt, das der BUND gemeinsam mit dem Landvolk Niedersachsen, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Stiftung Kulturlandpflege durchführt und das von der Bingo-Umweltstiftung gefördert wird, soll in der Agrarlandschaft für mehr Vielfalt gesorgt werden – gleichzeitig sollen Biotope geschaffen und Lebensräume vernetzt werden, um dem Insektensterben und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken.
Den Schwerpunkt der Pflanzaktion in Eimbeckhausen bildet Weißdorn. „Der wächst dicht und bildet einen Schutz zur Straße“, so Grabow-Klucken. Gleichzeitig würden die weißen Blüten schön aussehen. In der dichten Hecke, die hier wachsen wird, sollen Vögel Nahrung und Nistplätze finden können, ebenso wie Wildbienen und Schmetterlinge.
Zu den eingesetzten Pflanzen zählen auch drei verschiedene Weidenarten, da deren Pollen von mehreren Wildbienenarten gesammelt würden, erklärt Grabow-Klucken. Auch Kreuzdorn wird angepflanzt: „Was viele nicht wissen: Der Zitronenfalter entwickelt sich nur an zwei Sträuchern, der Kreuzdorn ist einer davon.“ Würden diese Pflanzen fehlen, würde das Zitronenfalter-Vorkommen weiter zurückgehen. Auch für einfache Arten brauche es einen sehr vielfältigen ökologischen Zusammenhang, sagt Grabow-Klucken, der bedauert, dass Hecken größtenteils aus der Agrarlandschaft verschwunden seien.
„Es ist extrem wichtig, die leergefegte Landschaft zu renaturieren“, betont auch die BUND-Kreisgruppenvorsitzende Brenker-Pegesa. Idealerweise solle der Zustand von früher erreicht werden, als Felder und Landschaften von Hecken gesäumt waren. „Die Tiere, die darin leben, sind die, die mit am meisten auf der Roten Liste stehen, weil sie ihre Habitate verloren haben.“ Daher sollen nun in Absprache mit Landwirten neue Flächen geschaffen werden. „Der Austausch mit den landwirtschaftlichen Partnern ist uns dabei sehr wichtig“, sagt Grabow-Klucken.
Nebenerwerbslandwirt Hartinger unterstützt die Aktion sehr gerne und stellt dafür seine Fläche zur Verfügung. 2020 hat er begonnen, auf der Wiese Richtung Rohrsen Obstbäume anzupflanzen – ein Waldgarten entstand, in dem sowohl bekannte als auch außergewöhnliche Obstsorten wachsen; auch Altdeutsche Landgänse hält er dort. Die Anpflanzung der Hecke sieht Hartinger als „Win-Win-Situation für beide Seiten“: „Die Hecke ist ein Schutz vor Abgasen und gleichzeitig ein Rückzugsort für Tiere und Insekten.“
Dieser Agroforstbetrieb kombiniere die Biotope Wiese und Wald, „das ist ungeheuer wertvoll für den Artenschutz“, erklärt Brenker-Pegesa, die Hartinger auch für die spätere Pflege der Hecke Unterstützung anbietet.Dass das Graben der Löcher und das eigenhändige Einsetzen der rund 800 Pflanzen in den Boden eine anstrengende Arbeit ist, stört die Naturschützerin dabei nicht. Und: „Mal richtig dreckig werden, gehört eben auch zum Naturschutz dazu.“
Bis die Hecke in Eimbeckhausen richtig groß und dicht ist, wird es ungefähr zehn bis zwölf Jahre dauern. In fünf bis sechs Jahren werde sie aber bereits als Hecke zu erkennen sein, sagt Grabow-Klucken. Auf jeden Fall ist sie ein Nutzen für alle – für Mensch, Tier und Umwelt.
Der BUND Niedersachsen plant auf Landesebene einen flächendeckenden Biotopverbund und ist daher auf der Suche nach geeigneten Flächen. Dafür bieten sich etwa Randstreifen an Äckern oder Grünland, Wege- und Gewässerrandstreifen, ehemalige Wegraine oder auch überwucherte Geholzbestände an. Weitere Informationen gibt es unter www.bund-niedersachsen.de/eigene-vielfalt.
Übrigens umfasst das Projekt „Eigene Vielfalt“ nicht nur Pflanzaktionen, sondern auch Seminare. So findet etwa am 25. März ein Tagesseminar zum Thema „Lebensraum Hecke“ im Stift Fischbeck statt.