Kein Tag gleicht dem anderen

VON ANNE BRINKMANN-THIES

UN-Biodiversitätskonferenz – das klingt total spannend. Wie lange waren Sie vor Ort und was waren Ihre Aufgaben?

Ich war vom 15. bis 21. Dezember vor Ort, da war die Konferenz schon in ihrer Schlussphase. Denn diese startete bereits am 7. Dezember, aber so richtig spannend wird es erst gegen Ende, wenn es zum Hammerschlag kommt und das Abkommen unterzeichnet wird. Meine Berufsbezeichnung lautet Cutter - multifunktional. Ich bin also kein reiner Cutter, der für technische Erstellung eines Beitrags zuständig ist. Ich kümmere mich weiterhin auch um den Großteil der Technik, die wir vor Ort mit dabei haben. Es geht außerdem auch um die Absetzung eines Beitrags nach Mainz oder beispielsweise die Vorbereitung von Liveschalten.

Man ist nicht nur für eine Vielzahl an Dingen zuständig, sondern auch dafür verantwortlich, dass der Beitrag letztendlich im Fernsehen zu sehen ist. Für den Zuschauer ist häufig nicht ersichtlich, wie knapp die Beiträge vor der Sendung letztendlich fertiggestellt und überspielt werden. Dadurch, dass es in Montreal sechs Stunden später als in Deutschland ist, liefen die Nachrichtensendungen nach kanadischer Zeit deutlich eher für uns. Es gab ständig neue Entwicklungen auf der Konferenz, weswegen wir die Beiträge meistens erst kurz vor Sendungsbeginn fertigstellen konnten. Man sitzt mit hunderten Pressevertretern aus aller Welt in einer großen Halle, baut dort seine Technik auf und fängt dann an zu produzieren.

Ist ein Cutter bei allen Dreharbeiten dabei?

In der Regel ist ein Cutter nicht bei den Dreharbeiten dabei. Dadurch, dass ich aber als „Multi“ arbeite, bin ich im Landesstudio Sachsen-Anhalt unter anderem auch als Tonassistent oder bei kleineren Sachen auch als Kameramann im Einsatz. Im Normalfall läuft es aber so ab, dass der Kameramann/Kamerafrau mit dem Kamera/ Tonassistentinnen und einem Redakteur/ Redakteurin auf einen Dreh fährt, danach dem Cutter das Rohmaterial überreicht und der Cutter es dann zusammen mit dem Redakteur/ Redakteurin zu einem Beitrag zusammenfügt.

Gibt es Beiträge vom ZDF-Team von dieser Konferenz, die in der Mediathek oder im Internet nachgeschaut werden können?

Ja, die gibt es. Einfach Montreal oder COP 15 in die Suchleiste der Mediathek eingeben und schon kommt man zu den Beiträgen.

Gab es andere Aufträge, die Sie besonders reizvoll fanden? Im September hatte ich die Möglichkeit für einen Monat in Johannesburg, Südafrika vor Ort zu sein. Es gibt dort ein kleines ZDF-Studio, welches für den südlichen Teil Afrikas zuständig ist. Ich hatte dort die Gelegenheit den Multi, der normalerweise in Johannesburg tätig ist, zu vertreten. Wir haben unter anderem eine Reise nach Pietermaritzburg unternommen. Im Rahmen dieser erstellten wir ein Portrait über den Gründer der größten afrikanischen Hilfsorganisation (Gift of the Givers). Ich habe es als ein wirkliches Privileg empfunden, eine so interessante Persönlichkeit einmal kennenlernen zu dürfen.

Zusätzlich haben wir von dem Prozess um die Friedenspreisträgerin und Autorin Tsitsi Dangarembga in Simbabwe berichtet. Die Beiträge finden sich über die Suchfunktion auch auf der ZDF-Seite.

Was ist das spannende an Ihrem Beruf?

Das spannende an meinem Beruf ist, dass kein Tag dem anderen gleicht. Was das Handwerkliche und Technische angeht, sind es natürlich oft ähnliche Handgriffe, allerdings wird man immer wieder mit neuen Themen und Bildern konfrontiert. Man bekommt die Chance Orte zu sehen, die man sonst einfach nicht gesehen hätte. Als große Möglichkeit sehe ich es an, sehr viele Erfahrungen zu machen, Land und Leute kennenzulernen und verschiedene Blickwinkel zu erleben.

Sie bekommen ja vermutlich viel Material, aus dem Sie dann eine Auswahl treffen müssen. Braucht ein Cutter, eine Cutterin ein gutes Auge für Dramaturgie und Ästhetik – und auch viel Vorstellungsvermögen?

Als Cutter braucht man schon ein Auge für Gestaltung und Ästhetik. Eine Herausforderung liegt darin, dass man gelegentlich mit Themen konfrontiert wird, die auf der Bildebene nicht viel zu bieten haben. Dann gilt es aus dem wenigen zur Verfügung stehenden Material das Maximum rauszuholen. Andererseits hat man ebenfalls mit Dokumentationen zu tun, bei denen der Spielraum für Ästhetik und Kreativität deutlich mehr Möglichkeiten bietet. Die Mischung macht es am Ende aus und daher auch umso spannender.

Sie arbeiten beim ZDF-Sachsen-Anhalt in Magdeburg. Wie kam es dazu?

Schon bei meinem vorherigen Arbeitgeber haben wir eng mit dem ZDF zusammengearbeitet, wodurch man schon ein paar Kollegen kennenlernen konnte. Ich wollte mich einfach verändern, ein bisschen was anderes machen, aus meiner Komfortzone rauskommen und noch mal etwas Neues erleben. Ich habe dann mitbekommen, dass eine Stelle in Magdeburg frei wird, also habe die Chance ergriffen und mich beworben.

Sie haben am OHG Abi gemacht und haben lange aktiv beim SC Völksen Fußball gespielt.

Seitdem ich sechs Jahre alt bin, bin ich, von einer kleinen Pause von zwei Jahren abgesehen, beim SC Völksen aktiv gewesen. Aktuell kann ich die Mannschaft vor Ort eher weniger unterstützen, da der Weg dann doch ein bisschen weit ist. Wenn ich aber in der Heimat bin und ein Spiel ansteht, probiere ich natürlich, von der Seitenlinie dabei zu sein. Durch meinen aktuellen Trainingsrückstand ist mir das selbst Mitspielen dann leider doch ein bisschen zu gefährlich. Vielleicht zieht es mich ja eines Tages wieder in die Gegend zurück um ein vollständiges Comeback zu feiern (schmunzelt).

Gibt es einen „Traum-Dreh“, an dem Sie gerne mitwirken würden?

Ich habe in der letzten Zeit schon unglaublich viele Sachen machen können, deswegen gibt es jetzt nicht wirklich den Traumdreh. Viel kann man auch nicht planen und ich lasse es einfach auf mich zukommen und bin für alles offen.