Zu Gast in einem anderen Land

Besuch und Gegenbesuch: Das ist das Prinzip eines Austauschprogrammes. Am Springer Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) sind derzeit 14 französische Schüler aus Cannes zu Gast. Sie wollen hier Einblicke bekommen in deutsche Kultur und Gepflogenheiten. Ihre Springer Partnerschüler kennen sie bereits.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Denn die 15 Zehntklässler des OHG waren im September zu Gast in Cannes – begleitet und betreut von der Fachobfrau Französisch am OHG, Stefanie Randt, und von dem ehemaligen OHG-Lehrer Hartmut Kahl.

Nun also sind die französischen Jugendlichen für fast zehn Tage in Deutschland, haben zwei Tage in Berlin verbracht, lernen Hamburg und Hameln kennen.

Und sie machen Unterrichtserfahrungen. Dass es an deutschen Schulen locker zugeht, das finden etwa Louison und Cassandra bemerkenswert. Hier dürfe während des Unterrichts sogar getrunken werden. Und die Schüler dürften – in der kurzen Pause einer Doppelstunde – ohne Lehrer im Raum bleiben. Das sei an ihrem Lycee Jules Ferry und an französischen Schulen allgemein undenkbar. Umgekehrt ist dieser Unterschied zwischen deutschen und französischen Schulen auch den Springern bei ihrem Aufenthalt in Südfrankreich deutlich vor Augen geführt worden. Das erzählten etwa die OHGler Robert und Max. Am französischen Lycée sei alles viel strenger geregelt. Sie berichten: Die französischen Kultur kennenzulernen und Cannes, Nizza oder auch die Parfüm-Stadt Grasse zu sehen, habe viel Spaß gemacht. Dass ein Schüler-Austausch zudem für die (Fremd-)Sprache begeistern soll, das ist Fachobfrau Stefanie Randt wichtig. „Mit diesem Programm möchten wir natürlich auch das Interesse am Fach Französisch stärken und die Schüler motivieren, diese Sprache weiter zu lernen“, berichtet sie.

Für viele Schüler sei dieser Austausch zudem mit ganz neuen Erfahrungen verbunden. So seien einige das erste Mal so lange allein von zu Hause fort, andere das erste Mal im Leben geflogen.

Fast zehn Jahre lang gibt es die gegenseitigen Besuche französischer Schüler am OHG und die Fahrten Springer Zehntklässler nach Cannes. Möglich sei dies – über die Corona-Zäsur hinaus – auch durch die freundschaftlichen Beziehungen, die sich zwischen den Lehrern des Lycées – Julie Chams und Jan Boyer – und den Pädagogen aus Springe im Laufe der Zeit entwickelt haben, macht Randt klar. Dass ein solches Austauschprogramm auch ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung sei, das machte Jürgen Bock, Mitglied des OHG-Schulleiter-Teams bei einem Empfang der französischen Schüler und ihrer Lehrer deutlich. Es sei – besonders in diesen Zeiten – wichtig, ein Zeichen zu setzen für die deutsch-französische Freundschaft und Zusammenarbeit in der EU. Die OHGler ebenso wie die französischen Gäste jedenfalls haben längst eine Brücke geschlagen – menschlich und sprachlich.