Wo Regen aufs Blätterdach tropft

Es regnet – ungewohnt nach der langen Trockenheit: Die Mädchen und Jungen des Springer Waldkindergartens der St.-Andreas-Gemeinde haben es sich zum Frühstück deshalb in ihrem geschützten Waldhaus gemütlich gemacht. Der Holzofen bollert, in der Mitte des Zimmers leuchten einige Kerzen.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Ihren ersten Spaziergang vom Treffpunkt am Ende der Philipp-Reis-Straße bis zu ihrem Domizil unter Bäumen haben die Kinder da schon absolviert. Nun trocknen einige Jacken am warmen Feuer – nicht alle haben dem Dauerregen komplett getrotzt. Den Mädchen und Jungen, ihrer Leiterin Patricia Machaalani und ihrer Erzieherin Vivi Henkelmann macht das schlechte Wetter nicht viel aus. „Es regnet, Gott segnet ...“, stimmen spontan einige Kinder an, als sie aus dem Fenster schauen.

Noch gar nicht lange ist es her, da haben die Mädchen und Jungen ein Erntedankfest mit ihren Erzieherinnen, den Eltern und mit Pastor Eckhard Lukow gefeiert. Er habe nicht nur mit den Kindern das Vater-Unser gesprochen, sondern auch jene Früchte und Lebensmittel gesegnet, die die Kinder an diesem Tag mitgebracht hatten, berichtet Machaalani. „Brot, Birnen, Kartoffeln“: Was sie für dieses Fest mit in den Wald gebracht haben, zählen die Kinder gerne auf. Auch Ähren waren dabei, Kürbisse und Möhren.

Eigens für diesen Tag habe die Gruppe ein Lied und einen Tanz mit dem Titel „Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit einem ersten Schritt an“ eingeübt und aufgeführt. Dabei mussten alle gleichzeitig mit dem rechten Fuß losgehen. Das sei schon etwas ganz Besonderes gewesen, so Machaalani. Schließlich seien fünf dreijährige Kinder nach den Sommerferien ganz neu in die Gruppe gekommen. Nun können schon alle rechts und links unterscheiden.

In der Adventszeit soll es nun ganz entspannt zugehen. Ein gemeinsames Gedicht wird im Mittelpunkt stehen und eingeübt. Und eine Geschichte: „Der etwas andere Nikolaus“ erzählt von einem Hahn, der ganz allein seinen Weg zu einem Gnadenhof findet. Und damit wird auch ein Thema aufgegriffen, das in der Waldkita eine große Rolle spielt: Der achtsame Umgang mit der Natur und mit den Tieren. Der gelebte Respekt gegenüber der Schöpfung ist eine der Leitlinien dieses Waldkindergartens in der Trägerschaft des Kindertagesstättenverbands Calenberger Land.

Das zeigt sich auch, wenn die Kinder mit ihren Erzieherinnen sorgsam die Kröten, Lurche und Feuersalamander von der Fahrstraße zu ihrer Kita sammeln, um die Tiere bei ihrer Wanderung vor dem Tod durch Autoreifen zu schützen. Und auch das jährliche Müllsammeln an der Sophienhöhe gehört längst zu den festen Terminen des Waldkindergartens.

Da ist es vielleicht besonders enttäuschend, wenn auf dem Gelände der Waldkita von Unbekannten randaliert wird. So wurde schon zwei Mal aus dem Waldhaus eine Bau-Lampe gestohlen und die hölzerne Sitzgruppe im Freien ist beschädigt. Das sei richtig schade, sagen die Kinder.

Dann ist ihr Frühstück vorbei, die Jacken sind wieder trocken. Einige Kinder bleiben in ihrem Domizil, um dort zu spielen, andere möchten wieder ins Freie. „Wenn alle nachher Lust haben, machen wir gemeinsam noch einen Spaziergang“, sagt Machaalani. Da werden auch ein paar Regentropfen nicht stören.