Von der Musik zum Schreiben

Gert Deppe studierte Musik in Hannover. Später verschrieb er sich mit dem Schreiben seiner zweiten Leidenschaft. Er volontierte bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und arbeitet als freier Journalist und Autor, auch am Deister. Mit dem Roman „Kein Ankommen, nirgendwo“ liefert er jetzt sein literarisches Debüt im Völksener zu Klampen Verlag.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Mit dem Autor sprach Hallo-Wochenende Mitarbeiterin Anne Brinkmann-Thies.

Sie arbeiten seit langem als freier Journalist, Schreiben ist Ihr Metier. Nun haben Sie als Schriftsteller mit Ihrem Roman „Kein Ankommen, nirgendwo“ literarisch debütiert. Wie kam es dazu?

Gefühlt schreibe ich eigentlich schon immer. „Kein Ankommen, nirgendwo“ ist allerdings meine erste literarische Veröffentlichung. Es gibt noch etliche unveröffentlichte Texte, darunter zwei Romane, ein Theaterstück und einige Erzählungen. Ich habe sie unterschiedlichen Verlagen angeboten, aber keiner wollte etwas davon veröffentlichen. Und da ich das literarische Schreiben nun einmal „nebenberuflich“ mache, bin ich da auch nicht so hinterher gewesen. Umso mehr aber freue ich mich, dass der zu Klampen Verlag nun mein erstes Buch veröffentlicht.

Ihr Roman handelt vom Missbrauch eines Vaters an seiner Tochter. Warum die Entscheidung für dieses Thema?

Ich habe diese Frage immer wieder gehört, die Antwort ist ganz unspektakulär: Weil ich diese Thematik ungeheuer wichtig finde, leider ist sie auch nach wie vor hochaktuell, nicht nur im kirchlichen Kontext. Rein statistisch müsste ich zahlreiche Menschen kennen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind. Wenn Sie mich aber fragen, kann ich Ihnen niemanden benennen. Darum habe ich dieses Buch geschrieben.

Vor Ihrer beruflichen Entscheidung, ein Volontariat zu machen, haben Sie Musik studiert. Ihre Romanfiguren – Täter und Opfer – verbindet die Liebe zur Musik. Inwieweit sind autobiografische Elemente mit in die Geschichte eingeflossen?

Na klar gibt es da eine Nähe zur eigenen Biografie, vor allem aber, weil ich mich in diesem Bereich zu Hause fühle und weiß, worüber ich schreibe. Ich selbst habe ja Klavier und Gesang als Hauptfach gehabt – und Kontrabass als Nebenfach. Kontrabass war schon eine Extremerfahrung ... Ich glaube, ich habe Musik auch deshalb gewählt, weil das für viele Menschen für eine „heile Welt“ steht, und mir war ja auch wichtig zu beschreiben, dass ein Missbrauch vollkommen unabhängig von einem bestimmten Millieu vorkommen kann.

Sie haben auch als Pressesprecher gearbeitet, im zu Klampen Verlag, in dem nun auch ihr Erstlingswerk erschienen ist. Hat die Zusammenarbeit mit anderen Autoren animierend gewirkt?

Natürlich habe ich in den fast zehn Jahren Pressearbeit für den zu Klampen Verlag etliche gute Autoren kennengelernt. Einfluss auf meine eigene literarische Arbeit aber hat das nicht gehabt. Auf mein Verständnis für die Buchbranche hingegen schon. Da wirken mitunter dann doch schon ganz eigene Gesetze, auf die ich ohne Innnenansicht so nicht gekommen wäre ...

Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?

Da ich ja nicht täglich daran geschrieben habe, schon etwas länger, ich würde sagen rund eineinhalb Jahre. Ich habe mir ein bis zwei Tage in der Woche fest zum Arbeiten an meinem Text freigehalten und mich dann auch gezwungen, wie ein Angestellter fleißig zu sein. Als Freiberufler konnte ich das, auch wenn es mitunter finanziell vielleicht etwas knapp wurde. Fleißig war ich eigentlich immer, effektiv im Sinne von produktiv hingegen nicht. Trotzdem war und ist das für mich das richtige Arbeitsmodell, abends „nach Feierabend“ oder am Wochenende würde wahrscheinlich nicht halb so gut klappen.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?

Da gibt es zwei Antworten. Ein Autor, der mich sozusagen literarisch sozialisiert hat, war zweifelsohne Max Frisch. Seine Romane „Stiller“, „Mein Name sei Gantenbein“, „Homo faber“ oder auch das Bühnenstück „Biografie: ein Spiel“ haben mich als junger Mann wirklich zutiefst erschüttert, also im positiven Sinne, im Sinne von aufgewühlt. Zwei Bücher haben mich in den zurückliegenden Jahren ganz besonders fasziniert: „Die Frau des Zeitreisenden“ von Audrey Niffenegger und Christoph Ransmayrs „Cox oder der Lauf der Zeit „– großartige, wundervolle Schreibkunst!

Musik und Literatur gehören zu Ihren Leidenschaften, aber auch der Sport. Gibt es hier Wechselwirkungen?

Ich habe tatsächlich, nachdem ich als Jugendlicher relativ erfolgreich Leichtathletik betrieben habe, im Alter von 36 wieder damit angefangen. Da ist man dann Senior und startet bei Senioren-Meisterschaften.

Bis 2017 habe ich als 400m-Läufer sehr leistungsorientiert Sport betrieben und mich mit dem Europameistertitel über 4x400m aus dem Leistungssport verabschiedet.

Seit 2014 bin ich Trainer im sehr erfolgreichen Leichtathletikteam der SG Bredenbeck, da müssen jetzt andere rennen. Ich halte mich fit und ziehe die Spikes nur noch in Ausnahmefällen an. Die einzige Wechselwirkung, die mir zu meinen Leidenschaften einfällt, ist tatsächlich die Leidenschaft selbst.

Wie geht es jetzt mit Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit weiter?

Ich würde mir wünschen, dass mir durch „Kein Ankommen, nirgendwo“ vielleicht ein paar Türen ein kleines Stückchen weiter geöffnet werden. Will heißen, dass ich weitere Texte veröffentlichen kann. Ein Projekt zum Thema selbstbestimmtes Sterben ist auf einem gute Weg zum Abschluss, und da hängt mein Herz ebenso dran wie an meinem Debütroman. Wenn sich da etwas täte in Richtung Veröffentlichung, wäre ich tatsächlich sehr dankbar und glücklich.

Der Debüt-Roman „Kein Ankommen, nirgends“ vist im zu Klampen Verlag erschienen und kostet als Paperback 16 Euro.

Der Roman ist auch erhältlich in der Geschäftsstelle der Neuen Deister-Zeitung, in der Bahnhofsstarfe 18.