Im Umsonstladen kann jeder einkaufen

Nur wenige Schritte von einem großen Discounter entfernt, in der Obertorstraße 16, gibt es seit etwa 18 Jahren den Umsonstladen. Hier kann man sich etwas aussuchen, ohne es bezahlen zu müssen. Und das sogar ohne belegen zu müssen, dass man Sozialhilfeempfänger oder Empfänger einer niedrigen Rente ist.

VON HORST VOIGTMANN

Im Umsonstladen arbeiten ausschließlich Ehrenamtliche! Menschen, die zu viel haben oder etwas nicht mehr brauchen, können dies dem Umsonstladen anbieten. Je nach Platzangebot und Bedarf werden die gespendeten Artikel dann ins Regal gestellt. Andernfalls wird der Spender gebeten, später gerne noch einmal vorbeizuschauen.

Es ist Dienstagnachmittag: Ute Gehrmann-Köhler und Angelika Grubert haben Dienst im Laden. Sonst seien immer schon Leute vor der Tür, wenn sie dienstags um kurz vor 15 Uhr kommen, um den Laden aufzuschließen.

Heute sei das wohl auch wegen der Hitze ganz anders. Aber inzwischen, es ist eine Stunde später, geht auch die Ladentür immer mal wieder auf und jemand tritt ein. Andere Kolleginnen kümmern sich sofort um die Kundinnen, damit sie die gewünschten Artikel möglichst auch finden.

Ein wenig irreführend ist der Name Umsonstladen durchaus, denn wenn jemand einen, zwei oder drei Artikel findet, und sie mit nach Hause nehmen will, zahlt er dafür derzeit drei Euro. Allerdings nicht für die gefundenen Artikel, sondern für Heizung und was da noch so alles an Kosten für einen Laden dranhängt.

Für alles, was in den Umsonstladen gebracht wird, gilt: Die Gegenstände sollen so sein, dass sie für den Sperrmüll gänzlich ungeeignet sind, weil sie noch funktionstüchtig, gut erhalten und sauber sind. Wer durch die Ladentür hineingeht, darf sich bis zu drei Teile aussuchen und umsonst mit nach Hause nehmen.

Dafür wird um eine Spende in festgelegter Höhe gebeten. Dieser Betrag könnte sich in der Zukunft ändern, weil die Kosten ja in jüngerer Vergangenheit deutlich steigen. Man sagt ja auch gelegentlich, „Was nichts kostet, ist nichts wert!“ Alles, was man hier ausgesucht hat, darf der neue Eigentümer nicht verkaufen!

Wichtig ist: Es gibt auch Dinge, die man nicht im Umsonstladen abgeben kann: zum Beispiel Unterwäsche, Sportbekleidung und Sportschuhe. Auch Übertöpfe, Schnaps- und Likörgläser stehen auf dem Index für den Laden. Das gleiche gilt für Bücher, CDs und Musikkassetten.

Bettwäsche, Handtücher, Damen- und Herrenoberbekleidung und auch Bekleidung für Kinder, soweit sie zur jeweiligen Jahreszeit passen, sowie Geschirr und Besteck sind dagegen herzlich willkommen. Allerdings: Bei Geschirr und Besteck muss es wenigstens für vier Personen reichen.

Seit einiger Zeit hat der Umsonstladen auch eine Filiale, die sich einzig und allein um die Menschen aus der Ukraine kümmert. Während der Umsonstladen dienstags von 15 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 10 bis 12.30 Uhr öffnet, hat die Filiale in der Kellerstraße, die speziell für die Gäste aus der Ukraine eingerichtet ist, montags von 10 bis 12 und 15 bis 17 Uhr und freitags zur gleichen Zeit geöffnet.

„In der Zeit von März bis Mitte Mai haben wir teilweise in der Kellerstraße fünf Tage lang hintereinander geöffnet gehabt“, sagt Angelika Grubert. „Wenn wir die Ukrainer ausgestattet haben, dann sind sie sehr dankbar – und das ist ein gutes Gefühl.“