Gestorf gestaltet Kirchengemeinde neu

Vor sechs Jahrzehnten gehörten 94 Prozent der Bevölkerung zu einer der beiden großen Volkskirchen. Mittlerweile sind es nur noch 50 Prozent. „Und ein Ende dieser Entwicklung zeichnet sich noch nicht ab. Sie wird auch vor unserer Kirchengemeinde nicht Halt machen“, sagt Gestorfs Kirchenvorsteher Ernst Rasche.

948 Gestorfer waren am 31. Dezember 2018 Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche. Am gleichen Stichtag drei Jahre später waren es nur noch 911 Personen. Das macht ein Minus von mehr als einem Prozent pro Jahr. „Das ist nicht eklatant oder besorgniserregend, aber es ist doch ein spürbarer Rückschritt“, sagt Rasche. Der beständige Verlust werde nicht folgenlos bleiben.

Gestorf befasst sich mit dem „Zukunftsprozess Kirche 2030“. Weniger Mitglieder bedeuten weniger Geld. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir uns unsere Kirchengemeinde in Zukunft vorstellen“, sagt Rasche. „Die Einnahmen durch die Kirchensteuer werden bis zum Jahr 2030 um circa 22 Prozent im Vergleich zu heute sinken.“ In der Landeskirche werden dann, so die Prognosen, voraussichtlich nur noch 1213 Pastorinnen und Pastoren arbeiten – statt derzeit 1647. Gestorf hat schon seit Jahren nur noch eine halbe Pastorenstelle. Was, wenn der Stundenanteil weiter sinkt? Auch die jetzige Pfarrsekretärin ist nur sieben Stunden pro Woche vor Ort. Sie hat eine Kombi-Stelle mit Arnum. „Wirklich attraktiv ist es für sie aber nicht, zweimal pro Woche zu fahren“, weiß Rasche. Es sei viel zu kurz gedacht, eine Stelle vorzuhalten und zu denken, irgendjemand werde es schon machen: Auch die Bedingungen und das Klima müssten stimmen, damit gute Leute gehalten werden.

Und dann muss eben auch Kirche so ansprechend sein, dass möglichst viele Mitglieder dauerhaft im Boot bleiben – auch wenn nicht mehr alles geboten werden kann, was jahrzehntelang üblich war. Rasche spricht von vielen Gedanken, die sich derzeit in Gestorf beim „Zukunftsprozess Kirche 2030“ gemacht werden: „Es geht darum, zu definieren, was uns für unsere Kirchengemeinde wichtig ist und wie wir die Aufgaben in Zukunft bewältigen können.“ Was er sich für die Zukunft wünscht? „Dass wir ein lebendiges Gemeindeleben vor Ort behalten.“