Hilfe für Ghana

Die Situation in Deutschland: Mangel bei Pflegekräften, dafür stehen Pflegebedürftigen aber ausreichend medizinische Hilfsmittel zur Verfügung. Anders die Situation in Ghana. Dort sind medizinische Hilfsmittel rar, die den Menschen in Krankenhäusern wie im Alltag daheim das Leben erleichtern könnten.

VON GERT MENSING

Um die Situation in seiner ehemaligen Heimat ein wenig zu verbessern, hat Sami Owuso aus Bad Münder ein eigenes Hilfsprojekt aufgesetzt, bei dem er von einem Bakeder Ehepaar intensiv unterstützt wird.

Vor rund 35 Jahren verließ Sami Owuso Ghana, um in Deutschland ein Studium zu beginnen. In diesem Jahr kann Owuso sein 30-jähriges Arbeitsjubiläum im Gartenfachbetrieb Siemen feiern. In den vergangenen Jahren reiste er mehrmals nach Ghana – und entwickelte dabei auch die Idee für ein Hilfsprojekt. Als er die Möglichkeit sah, Menschen in seiner ehemaligen Heimat mit medizinischen Hilfsmitteln den Alltag zu erleichtern, und diese Idee Anfang 2020 dem befreundeten Ehepaar Angelika und Reinhard Freier vorstellte, fand er sofort Hilfe und Unterstützung. „Als Sami mit der Idee kam, waren wir sofort dabei“, berichtet Angelika Freier, die sich auch schon zuvor an Hilfsprojekten beteiligt hatte.

Und so zog sie los, sprach Alten- und Pflegeheime an, fragte nach ausgemusterten, aber funktionsfähigen Hilfsmitteln, stieß dabei auf offene Ohren – und wurde eingeladen, auszuwählen. Allein aus dem Lauenauer Altenheim kamen 14 Rollatoren und vier Rollstühle, die ihre Dienste in dem großen Haus geleistet hatten. Fürs Verschrotten zu schade, für den täglichen Gebrauch in der Einrichtung aber auch nicht mehr benötigt. Ein privater Pflegedienst aus der Nachbarschaft der Freiers spendierte Infusionsständer und Gehhilfen. Der Anfang war gemacht, und es kamen im Laufe der Zeit immer mehr Spenden dazu, auch von privater Seite.

Die Liste der gesammelten Hilfsmittel wurde immer größer, der Transport wurde geplant. Doch dann erwischte Sami Owuso und die Familie Freier ein Problem, mit dem sie nicht gerechnet hatten: Mit der Corona-Pandemie schwanden ihre Möglichkeiten, die Spenden ins afrikanische Ghana zu bringen. Erst im Herbst des letzten Jahres war es dann möglich, die inzwischen in einem Container in Hannover gelagerten Hilfsmittel weiterzuleiten.

In Hamburg wurden sie auf ein Containerschiff verfrachtet und auf die weite Reise nach Ghana gebracht.

Im Hafen vom Toma am Golf von Ghana nahm Sami Owuso sie schließlich wieder entgegen, mietete einen Transporter und fuhr die Hilfsmittel schließlich persönlich in sein Heimatdorf Sekodumasi in der Nähe von Kumasi im Süden von Ghana und überreichte sie dem örtlichen Kinderkrankenhaus. Dort sprach sich die Spende herum und so dauerte es nicht lange, dass der Bürgermeister erschien und seinen Dank aussprach.

Sami Owuso hatte auch private Spendengelder gesammelt. Die etwa übergab er nicht an die Betreiber eines Kinderheimes, sondern an die Kinder selbst. Seine Begründung: „Die Korruption im Land ist immer noch hoch.“ Er kaufte Lebensmittel und Leckereien.

Damit hatte er sichergestellt, dass auch alles dort ankommt, wo es hingehört. Der Blick in die strahlenden Gesichter der Kinder machte ihn stolz, und er brachte diese Eindrücke in Bildern – auch zur Freude der Familie Freier – nach Bakede zurück.

Die Korruption in Ghana hat er auch selbst erfahren müssen. Als er vor 35 Jahren nach Deutschland kam, war er mit einem Studienstipendium ausgestattet. Doch dann musste er sein Studium abbrechen, denn die Gelder blieben aus. „Damals war die Korruption auch in der Politik angenommen,“ erinnert er sich. Erst in den letzten Jahren habe sich das mit einer neuen Regierung verbessert.

Er hatte damals zunächst auf dem Gutshof in Luttringhausen eine Wohnung gefunden, wo er gern als Aushilfe arbeitete. Eigentlich hatte er sein Landwirtschaftsstudium beenden wollen, doch dann fand er beim münderschen Gartenexperten Karl Siemen eine Anstellung, die sich als „Job fürs Leben“ erweisen sollte. Er zog nach Bad Münder, wo er seither lebt.

Dank der Großzügigkeit seines Chefs habe er öfter für längere Zeit in Ghana Urlaub machen können. Daher denkt Sami Owuso noch längst nicht an den Ruhestand. „Ich möchte arbeiten, so lange ich kann.“ Auch die Freundschaft mit Angelika und Reinhard Freier will er weiter pflegen – er hatte sie auch über seine Tätigkeit bei Siemen kennengelernt.