16000 neue Lehrer

Es ist das kleinste Klassenzimmer am Otto-Hahn-Gymnasium – aber es hat mehr Einwohner als die Springer Kernstadt. In einem Stück eines hohlen Fichtenstamms im Schulgarten des OHG ist jetzt ein Bienenvolk eingezogen. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Der Vater einer Schülerin war auf den Springer Verein „Waldbiene“ aufmerksam geworden, der sich dem Schutz der wildlebenden Honigbiene verschrieben hat. „Er hat gesagt: ‚Das wäre doch was für die Schule‘“, berichtet Maja Hüper, eine der Lehrerinnen, die für den Schulgarten zuständig sind. Sie und ihre Kolleginnen hätten schon lange ein Bienenprojekt anbieten wollen, „aber wir haben alle keinen Imkerschein“. Also wandte sie sich tatsächlich an den Verein – und der sagte gleich zu.

Schon Anfang April stellte Rudolf Rantzau vom Waldbiene-Verein den hohlen Stamm, die neue Behausung der Bienen, auf. Bis das Volk, das bislang in seinem Garten residierte aber bereit für den Umzug war, dauerte es noch eine Weile.

Erst kurz vor der Umsiedlung seien die Bienen „geschwärmt“.

Heißt: Weil eine neue Königin im Nest heranwächst, fliegt die alte aus – und das halbe Volk folgt. „Die Bienen bilden zunächst eine Traube an einem Baum“, berichtete Rantzau.

Die Traube bugsierte er in einen Bienen-Fangkorb – den er zunächst für eine Nacht in seinen dunklen Keller stellte: „So wird ihr Orientierungssinn neu justiert“, erklärte er, „sonst wären sie womöglich gleich zurückgeflogen.“

Aus dem gleichen Grund brachte er die Bienen auch erst am Abend in den Schulgarten: „Sonst wären sie vielleicht auf die Idee gekommen, dass sie was Besseres finden und gleich wieder abgehauen.“

Ca. 16 000 Bienen zählt das Volk. Knapp drei Wochen lang, erklärt der Experte, leben die Arbeiterinnen im Sommer. Jetzt, in dieser Aufbauphase, müssen die Bienen etwas länger durchhalten, denn bis der erste Nachwuchs im Schulgarten schlüpft, dauert es knapp vier Wochen: Zunächst müssen die Arbeiterinnen genügend Waben bauen, bevor die Königin Eier in die sechseckigen Zellen hinein legt, dann dauert es drei Wochen bis die ersten Bienen schlüpfen – dann aber bis Ende Juni täglich etwa 1000 -2000 Stück.

Honig soll an der Schule nicht geerntet werden, sagt Hüper – weil eben die Imkerscheine fehlen. Ganz ohne imkerliche Betreuung kann das Volk aber auch nicht leben. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es den folgenden Winter übersteht, sei gering, sagt Rantzau. Zwar seien Bienen widerstandsfähig und sollen schon länger auf der Erde leben als der Mensch.

Der sorgt allerdings dafür, dass die Bienen immer neuen Umweltbelastungen ausgesetzt sind. Die Varroa-Milbe setze den Insekten besonders zu. Davor sollen sie geschützt werden, sagt Hüper, „denn wir wollen sie möglichst lange behalten, um das Volk für den Unterricht zu nutzen“.

Die Bienen würden weniger als Nutztier für die Honiggewinnung betrachtet, sondern als ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems. Sie ermöglichen es, „komplexe ökologische Zusammenhänge an einem ganz praktischen Beispiel an unserer Schule zu betrachten“, schreibt Hüper in einem Elternbrief.

Als erste werden sich die Schülerinnen und Schüler der Schulgarten-AG mit den Bienen befassen. Für die gesamte Schulgemeinschaft des Gymnasiums hat der Wahlpflichtkurs „Natur und Technik“ des neunten Jahrgangs bereits ein E-Book mit Informationen über die Bienen erstellt.

Wer sich nicht gerade im Unterricht mit den Tieren befasst, sagt Hüper, werde die Bienen kaum bemerken – der Schulgarten liegt abseits des Schulgebäudes und der Bienenstock in der am weitesten entfernten Ecke.