Einkuscheln – geborgen sein

Es sind bisher exakt 102 wunderschöne Begrüßungsdecken, die auf Initiative der Handarbeitswerkstatt des Nachbarschaftsladens Doppelpunkt genäht worden sind. Nun warten viele auf ihre Verwendung: Sie sollen ukrainischen Flüchtlingskindern eine Freude bereiten, ihnen Schutz und Geborgenheit bieten.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Mehr als 30 Näherinnen und ein Näher haben die kindgerechten Patchworkdecken gefertigt, berichtet Helge Zdebel-Müller. Gemeinsam mit Sonja Fahlbusch, Adela Seyfferth und Ulrike Hoffmann-Bürrig hat sie diese Aktion der Handarbeitswerkstatt initiiert und koordiniert. In allen Bereichen unterstützt hat Sandra Lehmann die kreative Geschenkidee für die Jüngsten, die aus der Ukraine flüchten mussten. „Das ist wirklich eine schöne Begrüßungsgeste“, sagt Lehmann. Und: „Jede Decke ist ein kleines Kunstwerk.“

Fleißig genäht haben etliche Unterstützerinnen und Unterstützer dieser Aktion, dazu die Näherinnen von Deisterflickwerk, der Patchwork-Gruppe der Springer Landfrauen, sowie die Regenbogenquilter aus Harenberg. In dieser Gruppe sind auch Springerinnen aktiv.

Fertige Stoffpakete nebst einem Inlet für die Füllungen haben die ehrenamtlichen Helferinnen des Nachbarschaftsladens fertig zugeschnitten, gepackt und an die Interessenten herausgegeben. „Das ist schon sehr aufwendig gewesen, hat aber auch viel Spaß gemacht“, berichtet Zdebel-Müller. So mussten etwa die Quadrate vorbereitet und die passenden Begleitstoffe ausgesucht werden. Wie die Näherinnen und der Näher die Stoff-Stücke dann zu einer Patchwork-Decke zusammenfügten, sei ihrer Kreativität überlassen gewesen. „Beim Packen hatte ich eine bestimmte Vorstellung von dem späteren Ergebnis – von den Umsetzungen war ich oft positiv überrascht“, so Zdebel-Müller. Genäht wurden Decken in zwei Größen: die kleinere Variante ist für Babys bis zu sechs Monaten gedacht, die größere für die älteren Kinder. Die Version konnten sich die Handarbeiter aussuchen. „Meist wurde aber das Set für die größere Decke ausgewählt“, berichtet Hoffmann-Bürrig. Möglich wurde der Kauf der wunderschönen Stoffe mit den kindgerechten Mustern durch die 6000 Euro, die ein anonymer Spender auch dem Nachbarschaftsladen habe zukommen lassen, freut sich Lehmann.

Die ersten Decken haben bereits für ein Lächeln bei den Kindern gesorgt. Ende April konnten sich die ersten ukrainischen Familien im Springer Jugendzentrum Decken aussuchen. „Ein kleiner Junge hatte sich dabei direkt in eine Decke mit Elefantenmotiven verliebt und hat sich gleich hineingekuschelt“, ist Zdebel-Müller eine Situation ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Am Ende haben alle 23 Decken für Freude gesorgt.

Die rund 80 anderen Begrüßungsdecken – einige sind noch in Arbeit – werden nun über ein Gutschein-System im Nachbarschaftsladen ausgegeben.

Bei dieser Gelegenheit sollen die Geflüchteten auch über die Angebote des Nachbarschaftsladens informiert werden. „Damit soll auch die Schwellenangst genommen werden“, so Hoffmann-Bürrig. Und vielleicht finden ja auch bald die ersten Geflüchteten den Weg in die Handarbeitswerkstatt.

Die Handarbeitswerkstatt des Nachbarschaftsladens Doppelpunkt die startet nach der Corona-Zwangspause ab Montag, 30. Mai, wieder durch: Ab 15.30 Uhr wird dort ein Workshop angeboten: „Kissenbezüge nähen“. Weitere Angebote mit anderen Themen werden folgen. TeilnehmerInnen müssen sich zu den Öffnungszeiten anmelden und am Tag des Workshops einen tagesaktuellen Coronatest vorweisen.