Keine Lieder von der Stange

„Schon in meiner Jugend hat mich Gerhard Schöne mit seinen Liedern tief berührt, seine Texte haben etwas, womit ich mich identifizieren kann“, gesteht Eckhard Lukow, Pastor von St. Vincenz in Altenhagen I und St. Andreas in Springe. Es war sein lang gehegter Wunsch, den Liedermacher auf der Bühne zu erleben.

Dieses Anliegen wurde ihm nun quasi als vorgezogenes Abschiedsgeschenk – Lukow geht am Ende des Jahres in den Ruhestand – in der St.-Andreas-Kirche erfüllt. Der Kirchenvorstand hatte Schöne nach Springe geholt – für den Liedermacher war es nach vier Monaten Pause der erste Auftritt und er hatte zwei hochkarätige Musiker im Gepäck, die selbst seit 1997 als Duo „Orgelsax“ die Republik bereisen: Jens Goldhardt, Kirchenmusikdirektor und Kantor an der Margarethenkirche in Gotha, sowie Ralf Benschu, der sich als Saxofonist und Frontmann der Gruppe „Keimzeit“ einen Namen gemacht hat.

Es waren keine Lieder von der Stange, die das Trio präsentierte. Der im sächsischen Coswig aufgewachsene Schöne wurde schon zu DDR-Zeiten, trotz seiner kritischen Töne, einer der erfolgreichsten Liedermacher des Landes. Viele Ehrungen und Auszeichnungen – unter anderem der Kunstpreis und Nationalpreis der DDR sowie der Verdienstorden des Landes Berlin – zeugen von seinem Engagement für Kinder.

Die Musik für die Kleinen ist ein Schwerpunkt des mittlerweile 70-jährigen Künstlers. Daneben hat er eine große Palette an Liedern, die sich mit dem weltlichen und geistlichen Leben auseinandersetzen. Die Bandbreite der Musik war bemerkenswert: Bei einem Werk von Johann Sebastian Bach dominierte die von Goldhardt bespielte Klais-Orgel in dem altwürdigen Gotteshaus, dann gesellte sich Benschu mit der Flöte dazu und marschierte von der Orgel zum Altarraum. Seine Soli, ob auf der Flöte oder dem Saxofon, zeugten von der Ausnahmestellung dieses Musikers. Mit einer Mischung verschiedener Epochen und Musikstile zogen sie das Publikum in den Bann: Barock traf Rock ’n’ Roll, Klezmermusik wechselte sich mit leicht verjazzten Songs ab – und immer wieder gab es Lieder und Texte die sich auf das geistliche, ja sakrale Leben bezogen. Texte, die zu Herzen gingen und nachdenklich machten, aber auch an alte Couplets aus vergangenen Berliner Zeiten erinnerten. Liebe, Leid und Leidenschaften musikalisch umgesetzt, die Wüste wässern, die Welt verbessern und dann als Zugabe „Jesu meine Freude …“ – es war ein Konzert, wie man es sich nicht hätte besser vorstellen können und doch erlebt hat. „Du warst eingemauert und hast überdauert …“ diesen Song, basierend auf einem Erlebnis eines polnischen Kindes in einem Lager, hat Schöne auf eine Melodie von Mikis Theodorakis neu getextet und sorgte damit für Ergriffenheit im Publikum. „Viele meiner Texte sind nicht einfach erdacht, sondern stammen vom Zuhören“, sagte Schöne. Mit lang anhaltendem Beifall wurden die Ausnahmemusiker vom Publikum belohnt. Natürlich gab es auch eine Zugabe: Mit „Dona nobis pacem – gib uns Frieden“ sorgten sie dabei für ein gewollt lautloses Konzertende.