Eine Reise in die Kindheit

Der Blick ins Klassenbuch ist immer spannend – insbesondere dann, wenn das Klassenbuch aus der Elterngeneration stammt. Das wird auch in der Ausstellung „Kinderwelten“ im Museum für Stadt- und Regionalgeschichte im Wettbergschen Adelshof deutlich, die am Sonntag, 10. April, wieder eröffnet wird.

„Lümmel“ war zu der Zeit, als das Exemplar, das ab Sonntag im Museum Bad Münder zu sehen sein wird, geführt wurde, noch eine durchaus gebräuchliche Bezeichnung, und „Lümmel“ gab es auch in Klasse 2 von 1956/57. Notiert sind im Buch die Verfehlungen, sehr wohl aber auch die verordneten Strafen: Je nach Schwere ein bis vier „Stockschläge auf das Gesäß“. Kindheit war nicht nur lustig, fröhlich, unbeschwert – das wird auch in der Ausstellung „Kinderwelten“ im Museum für Stadt- und Regionalgeschichte im Wettbergschen Adelshof deutlich, die am Sonntag, 10. April, wieder eröffnet wird.

Geplant war die Ausstellung für das ganze Jahr 2020, aber durch die Corona-Pandemie konnte sie bisher erst von September bis Ende November 2021 gezeigt werden.

Zu sehen sind Ausstellungsstücke von einer jungsteinzeitlichen Spielzeugaxt, die etwa 2000 v. Chr. entstanden ist, über Spielzeug Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zu den ersten Computern der 1980er-Jahre. Daneben berichten die Ausstellungstafeln über Kinderarbeit, Aufwachsen in Armut oder Schulerlebnisse der 1930er- und 1940er-Jahre. Eine große Vitrine ist dem Schaufenster des ehemaligen Spielzeugladens von Richard Garben in der Obertorstraße, „Onkel Ridchys Spielzeugland“, nachempfunden, der von 1977 bis 2002 dafür sorgte, das sich an dem Schaufenster die münderschen Kinder die Nase platt drückten. Die vom Museumsteam eingerichtete große Vitrine zeigt einen Querschnitt von Spielwaren aus den 1960er-Jahren wie Stofftiere von Steiff und Fernlenk-Autos über die 70er-Jahre mit Cowboyfiguren und Matchbox-Autos bis in die 80er-Jahre mit den damals begehrten Monchichis.

Die Vitrine ist liebevoll eingerichtet, und sicherlich finden viele Besucher ihr Lieblingsspielzeug von damals. Weitere Vitrinen zeigen Baukästen von etwa 1890 bis in die 1970er-Jahre, von Holzbau- oder Steinbaukästen bis hin zu Fischer-Technik. Erwachsene Besucher können eine Reise in die Vergangenheit unternehmen und Erinnerungen an die eigene Kindheit wecken lassen.

Die Ausstellung zeigt nicht nur einen Überblick des Spielzeugs über einen langen Zeitraum, sondern nimmt sich auch der Schulbildung an. Über eines der ersten Schulbücher, „Die sichtbare Welt – Orbis sensualium pictus“ aus dem 18. Jahrhundert, bis hin zum Klassenbuch ist auch hier Spannendes zu entdecken.

Das Team des Museum im Wettbergschen Adelshof knüpft mit dieser Sonderausstellung an die erfolgreichen Ausstellungen der vergangenen Jahre an. Ein Besuch ist für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen interessant, da sie den Wandel von Kindheitsleben in kurzen Zeiträumen erlebbar macht.

Geöffnet ist das Museum m Wettbergschen Adelshof mit den „Kinderwelten“ wie auch das benachbarte Bürgerhaus an der Kellerstraße sonntags von 14 bis 17 Uhr.