Die Tafel unterstützt Flüchtlinge

Ein fast normaler Mittwoch bei der Münderschen Tafel, Am Theenser Anger 47. Es haben sich schon etliche Kunden eingefunden, die darauf warten, sich Nahrungsmittel abholen zu können, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Inzwischen gehören auch einige Ukrainerinnen zu den Tafel-Kunden.

VON HORST VOIGTMANN

Von Dieter Hainer, dem Vorsitzenden der Münderschen Tafel, und seinen Mitarbeitern wird viel Kreativität abgefordert. Die Regale in der Ausgabestelle sind nicht so gut gefüllt, wie es eigentlich sein müsste. Besonders haltbare Nahrungsmittel wie Reis und Nudeln, Milch, Kakao, Margarine, Süßigkeiten und Konserven stehen derzeit nicht in ausreichendem Maße zur Verteilung bereit. „In der zurückliegenden Woche haben wir sieben Frauen aus der Ukraine mit Kindern aufgenommen. Auch heute werden wir vermutlich drei oder vier Frauen mit Kindern aufnehmen.“ Es handele sich um Frauen, die bei bekannten oder verwandten Familien untergebracht sind oder über diese hierher gekommen seien. Eine offizielle Anmeldung sei noch nicht geschehen.

„Wir müssen sie mit Lebensmitteln versorgen, aber das sieht im Augenblick nicht gerade gut aus“, sagt Dieter Hainer. Das sei alles durch Corona viel schwerer geworden, weil man seitens der Tafel nicht in der Lage war, die Sammlungen in den Lebensmittelmärkten vorzunehmen.

„Als der Krieg gegen die Ukraine ausgebrochen war, haben wir Thomas Wiese unterstützt. Der Autohändler ist mit Lkw nach Polen gefahren und hat dort haltbare Lebensmittel, Schutzmasken und Hygieneartikel auch aus unserem Bestand hingebracht.“

Freuen würde sich Dieter Hainer, wenn sich Menschen bei der Tafel melden, die beim Anmelden als Übersetzer für die ukrainischen Flüchtlinge fungieren würden.

Bei den ersten Aufnahmen der Ukrainerinnen seien auch deren Kinder dabei gewesen, erzählt Hainer. „Ich habe dabei gesehen, wie die Kinder in sich selbst versunken waren, fast apathisch. Das hat mich sehr berührt. Dabei habe ich schon viel erlebt mit den syrischen Familien. Aber die Frauen aus der Ukraine kommen ja alleine mit ihren Kindern. Die Väter müssen kämpfen.“

Für die ukrainischen Flüchtlinge wird die Fahrradwerkstatt für Kinder und Erwachsene Fahrräder zur Verfügung stellen für einen symbolischen Preis von einem Euro. Dafür bekommt jedes Familienmitglied ein Fahrrad und einen Helm.

Doch geplant ist noch mehr: „An drei Standorten im Bereich Bad Münder haben wir Einkaufswagen mit Schildern stehen, mit denen wir um haltbare Lebensmittel für unsere Kunden bitten. Das startet in der kommenden Woche“, sagt Hainer, der damit rechnet, Lebensmittel zukaufen zu müssen, d“enn wir rechnen mit weiteren Anmeldungen. Derzeit sind es etwa 400 Personen, aus 60 Familien, die bei uns eingetragen sind“.

Am 26. März finde von 12 bis 17 Uhr ein Kunsthandwerkermarkt in der Ziegenbuche zugunsten der Tafel statt. „Auch dort wird um Lebensmittelspenden gebeten.“ Zwei der Frauen aus der Ukraine sind gerade angekommen. Sie haben in Dnipro, der viertgrößten Stadt in der Ukraine gelebt. Die Kinder der beiden gehen bereits in Bad Münder in die Schule. Bald wird ein weiteres Kind geboren. Die Frauen werden begleitet von Integrationslotsin Asia Jobe, die aus Eritrea nach Deutschland kam und von Elke Elsholz, die den beiden jungen Frauen mit ihren Russisch-Sprachkenntnissen hilft und für sie übersetzt.