Schlussakkord!

Zum 98. Mal bekommen Mitglieder und Freunde des Springer Kulturkreises am heutigen Sonnabendnachmittag per E-Mail einen „Kulturtipp zum Sonntag“ geschickt. Noch zwei Mal, dann ist Schluss. „Der 100. Kulturtipp wird unser letzter sein“, sagt Vereins-Vorsitzender Hinrich Bergmeier.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Eine runde Zahl sei ein guter Abschluss für ein Angebot, das der Vorstand wechselseitig verfasst hat, findet Bergmeier.

Für den Vorstand des Kulturkreises, der im Juni 1971 von 32 Springer Bürgerinnen und Bürger aus der Taufe gehoben worden ist, ist es auch ein kleines Finale vor dem großen: Denn das Quartett mit Bergmeier, seiner Stellvertreterin Karin Müller-Rothe, Schatzmeister Maurice Laurenz und Schriftführerin Janne Sörensen hat seinen Rücktritt angekündigt. Mit der nächsten Jahresversammlung am 13. Juni soll Schluss sein für den gesamten Vorstand aus engagierten Kulturliebhabern. Eine Nachfolge? Ist schwierig, sagt Bergmeier. Gerade habe der Vorstand einen Brief an alle Mitglieder verschickt, mit dem neue Vorstandskandidaten gesucht werden.

Der 73-jährige Studiendirektor, der während seines Berufslebens Musikreferendare ausgebildet hat, steht dem Springer Kulturkreis seit mehr als einem Dutzend Jahren vor. Davor leitete er lange die Hannoversche Gesellschaft für Neue Musik. Doch nun müsse für ihn Schuss ein, sagt der Springer. Gleiches gelte für seine Vorstandskollegen, die ebenfalls so lange wie er, teils sogar länger, dieses Ehrenamt ausüben. Müller-Rothe engagiert sich schon seit rund 17 Jahren, Laurenz seit zwölf und Sörensen seit fast sieben Jahren im Vorstand des Vereins.

Mit einem guten finanziellen Polster und rund 140 Mitgliedern hinterlasse der Vorstand sehr geordnete Verhältnisse, sagte Bergmeier. Der Vorstand – aber auch die teils langjährigen Mitglieder können auf großartige Konzerte, Lesungen und Ausstellungen zurückblicken, so der Kulturkreis. Und insgesamt auf eine erfolgreiche Zeit: „Ich habe den Kulturkreis in dieser Zeit auf links gedreht“. Bergmeier erinnert an die Kunsthalle in der St.-Andreas-Straße, die der Kulturkreis für Ausstellungen, gelegentlich auch für Lesungen und Konzerte nutzte. Doch der Raum war nicht ideal: Er konnte nicht geheizt werden; sanitäre Anlagen standen nicht zur Verfügung. Für Lesungen zog der Verein nach dem Wegfall des Forums der Sparkasse auch ins Amtsgericht oder in das Lokal Deisterpforte, bis auch das geschlossen wurde. Für Ausstellungen war der Verein auch zu Gast im Museum Auf dem Burghof. Stets war der Kulturkreis auf der Suche nach einer anderen dauerhaften Raum-Lösung für seine Veranstaltungen, wünschte sich ein nicht kommerzielles kulturelles Zentrum für die ganze Stadt, das für die Kulturkreis-Veranstaltungen mitgenutzt werden konnte. Doch hier gab es keine Lösungen. Vielmehr: „Die Situation hat sich zugespitzt“, sagt der Kulturkreis-Chef. Für die Konzerte gebe es derzeit keine befriedigenden Lösungen. Er fühlt sich von der Stadtverwaltung im Stich gelassen. Dabei sei der Verein wirtschaftlich, mit der Zahl seiner Mitglieder, aber auch mit den Künstlern, die gerne nach Springe kommen, sehr gut aufgestellt.

Geplant hat der noch amtierende Vorstand nun eine halbe Saison, sprich drei Konzerte plus eine Lesung. Dabei kehrt man für zwei Konzerte zurück in den Kaisersaal des Jagdschlosses. Am 24. April spielt dort das trio musica assoluta unter anderem ein Klaviertrio C-Dur von Joseph Haydn.

Am 12. Juni tritt – ebenfalls im Jagdschloss – das Alinde Quartett auf und interpretiert unter anderem Di Lassos Prolog aus „Prophetiae Sibyllarum“.

Bereits am 2. Juni liest die Schauspielerin Sonja Beißwenger aus Ingo Schulzes Roman „Adam d Evelyn“.

Und dann findet am 10. Juli endlich das coronabedingt verschobene Jubiläumskonzert zum 50. Geburtstag des Kulturkreises statt: Es spielt dann das Polymnia Quintett unter anderem Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenquintett auf dem Gelände von St. Andreas.

Nun hofft Bergmeier sehr, dass sich für das Vorstandsquartett des Kulturkreises Nachfolger finden. Denn sonst gehe eine Institution der Deisterstadt verloren.