Gutes Argument gegen Vorurteile

Conny Büchse, Beraterin im münderschen Familienbüro, hat zu einem Gespräch in ihr Büro im Rathaus eingeladen. Jasmin Jadiba und Abdulsalam Arshokiye sind bereit, darüber zu erzählen, wie sie sich hier eingelebt haben, nachdem sie aus Syrien nach Deutschland gekommen sind.

VON HORST VOIGTMANN

Abdulsalam ist seit 2015 in Deutschland, also fast sieben Jahre und hat schon die deutsche Staatsbürgerschaft. Seine Frau ist seit Juli vergangenen Jahres in Deutschland und erwartet ein Baby. In Syrien sei es üblich, dass die Frauen ihren Familiennamen behalten, aber es sei auch möglich, den Namen des Mannes anzunehmen, erklärt er.

Als er sich auf die Ausbildung als Kranken- und Gesundheitspfleger vorbereitete, hat Abdulsalam Arshokiye einen Deutschkurs besucht. Inzwischen ist er schon gut 18 Monate fertig ausgebildeter Kranken- und Gesundheitspfleger, arbeitet im Nordstadtkrankenhaus in Hannover und assistiert dem ärztlichen Personal bei den Operationen. „Ich hab meine Ausbildung dort gemacht, von 2017 an. 2020 im Oktober habe ich meine Ausbildung abgeschlossen. Und seit diesem Zeitpunkt arbeite ich im Bereich der Operationssäle. Schon in meiner Heimat habe ich die Ausbildung in Krankenpflege gemacht und habe in einem Operationssaal gearbeitet. Leider konnte ich die Ausbildung damals nicht absolvieren. Deshalb musste ich hier ganz von vorne anfangen.“

Er sei mit seiner Arbeitsstelle sehr zufrieden, sagt Arshokiye. Es sei zwar eine harte und anstrengende, aber eine gute Arbeit. Am Anfang sei es etwas schwierig gewesen, mit dem Team klarzukommen, aber im Augenblick sei alles sehr angenehm und er verstehe sich mit Ärzten und Kollegen gut.

„Seit acht Monaten bin ich in Deutschland“, sagt Jasmin Jadiba. Sie kann schon ein bisschen Deutsch verstehen und auch schon ein paar Sätze sagen. „Ich habe in Syrien Kindererziehung studiert“, sagt sie – und würde auch gerne in ihrer neuen Heimat in einem Kindergarten arbeiten. Conny Büchse, die bisher schweigend zugehört hat, bestätigt, dass Kindergartenpersonal dringend gebraucht wird. Sicher muss die junge Frau bis dahin noch ein bisschen mehr Deutsch sprechen können, damit sie auch die Kinder dort ansprechen kann, denen sie als Erzieherin begegnet.

Aber jetzt ist ohnehin ein anderer Termin viel wichtiger: Im April wird ihr Baby zur Welt kommen und da wird sie ganz und gar erst mal als Mutter gefragt sein.

Der junge Vater, Abdulsalam Arshokiye, wird seine Frau dafür nach Hameln ins Krankenhaus bringen. Aufregende Zeiten stehen dem jungen Paar dann in ihrer Wohnung in Bad Münder bevor.

Auf die Frage, ob er bereits Fremdenfeindlichkeit kennengelernt hat, zögert Abdulsalam Arshokiye einen Augenblick. Ein Kollege habe darüber geredet, dass so viele Ausländer im Krankenhaus arbeiten und war offensichtlich damit nicht einverstanden. Aber Arshokiye sagt, er habe sich davon nicht beeinflussen lassen. Er habe sich für sein Leben hier in Deutschland einen Weg vorgenommen, den sei er ganz konsequent gegangen. „Wenn man die Sprache gut beherrscht, dann hat man hier in Deutschland viele Möglichkeiten. Und wenn man zuverlässig ist, dann ist das auch ein gutes Argument gegen Vorurteile und schafft Vertrauen.“

Die meisten Menschen, die er kennengelernt hat in den zurückliegenden Jahren, seien allerdings nett zu ihm gewesen.

Nach seinen Träumen gefragt, sagt er: „Ich wünsche mir, dass meine Familie in der Nähe ist. Meine Mutter und drei Brüder sind noch in Syrien, einer in Jordanien und einer in Bad Münder.“