„Alle waren sehr nett zu uns“

Bassam Zaghnoun und seine Frau Safaa sind zusammen mit ihrem ältesten Sohn vor sechseinhalb Jahren – im September 2015 – nach Deutschland gekommen. Seit 2016 leben sie in Bad Münder.

VON HORST VOIGTMANN

Bassam Zaghnoun hat bereits etliche Deutschkurse absolviert. „Beim Sprechen habe ich das B2-Niveau erreicht. Leider habe ich das beim Schreiben nicht ganz geschafft“, sagt er. Kein Wunder, denn er kommt aus einer Tradition, die ganz andere Schriftzeichen benutzt.

Manches Mal fehlt ihm im Alltag auch das eine oder andere Wort, aber er spricht gut verständlich von seinem Leben in Syrien, bevor dort alles zerstört wurde: „Safaa, meine Frau, hat den Beruf der Erzieherin erlernt. Sie hat in einem Kindergarten in Syrien gearbeitet. Und ich habe mit meiner Familie zusammen einen Handel gehabt. Alles was zur Herstellung von Schuhen benötigt wurde, Leder, Sohlen und Kleber konnte man bei uns kaufen.“

Von den staatlichen Zuwendungen, die Migranten in Deutschland zustehen, das war ihm sehr schnell klar, wollte er möglichst schnell unabhängig werden. Bassam Zaghnoun fragte sich, in welchen Berufen in Deutschland dringend Menschen gebraucht werden – und was er an Möglichkeiten nutzen könne, um das notwendige Geld für seine Familie zu verdienen. Er stieß dabei darauf, dass Lkw-Fahrer gesucht werden. „Das zu wissen, half mir bei dem Ziel, für mich und meine Familie selber das nötige Geld zu verdienen. Das macht ein gutes Gefühl“, sagt er. Die Zahlungen, die er vom Jobcenter bekam, hätten bei ihm eher das Gegenteil ausgelöst.

Seine Ausbildung für den Führerschein habe er in kurzer Zeit geschafft. Seit Oktober 2018 hat er eine Anstellung und bekommt keine staatlichen Leistungen mehr.

Der Standort der Firma, für die er fährt, ist in Lehrte. Mit dem Lkw der Spedition fährt er Waren für ein Unternehmen, das zahlreiche Lebensmittelmärkte unterhält. „Eine Woche habe ich Spät- und eine Woche Früh- oder Nachtschicht. Im Wechsel arbeite ich fünf Tage und die Woche drauf sechs Tage.“

Auch mit dem Lohn sei er zufrieden, denn er könne damit seine Familie selbst ernähren.

In Bad Münder, wo er seit 2016 wohnt, fühlen er und seine Frau sich sehr wohl. Einmal sind sie schon umgezogen. Seit elf Monaten ist die kleine Habiba als neues Familienmitglied dazugekommen. Der Anfang mit dem Baby war nicht einfach. Aber in der Medizinischen Hochschule haben sich Ärzte und Pflegepersonal große Mühe gegeben, der Neubürgerin zu helfen und ihre Gesundheit zu stabilisieren.

Bassam und Safaa sind dafür sehr dankbar. Sie sind stolze Eltern ihres dritten Kindes. Aber nun wäre es gut, wenn sie eine etwas größere Wohnung hätten, damit die kleine Habiba ein eigenes Zimmer bekommen kann.

Die beiden größeren Kinder lernen schon Deutsch, eines im Kindergarten und das älteste in der Schule. Seine Frau muss im Verstehen und Sprechen der deutschen Sprache auch noch besser werden, wenn sie vielleicht in den kommenden Jahren wieder als Erzieherin im Kindergarten arbeiten will. „Wir sind Ausländer und daher ist es wichtig, dass wir und unsere Kinder Deutsch lernen“, sagt Bassam Zaghnoun.

Er erzählt stolz von einem Gespräch in der Grundschule, in dem es um die gute sprachliche Entwicklung seines Ältesten ging.

Fremdenfeindliche Äußerungen habe er in Bad Münder noch nicht erlebt. „Wir sind richtig zufrieden, hier leben zu können“, sagt er. „Die Leute, die wir kennengelernt haben, die Nachbarn, waren alle sehr nett zu uns. Auch die Menschen im Rathaus! Wir haben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.“

Seine Träume von der Zukunft sind die, die auch deutsche Mitbürger haben. Ein eigenes Haus sehnt er sich für seine Familie herbei. Bis dahin wird es vermutlich noch ein langer Weg sein. Aber demnächst wird er einen deutschen Personalausweis bekommen. Darauf freut er sich besonders.