Lebendige Geschichte

Die Geschichte von Max und Moritz ist schon vorbereitet; junge Akteure sollen sie mit ihrem Auftritt bereichern. Foto: Brinkmann-Thies

Die Geschichte von Max und Moritz ist schon vorbereitet; junge Akteure sollen sie mit ihrem Auftritt bereichern. Foto: Brinkmann-Thies

„Nachfragen, ob die historische Windmühle auch in den Herbst und Wintermonaten geöffnet ist, haben uns veranlasst, jeweils sonntags ab 14 Uhr vom Garten des Caféhauses Kaffeemühle, durch den Mühlengarten hindurch, eine Mühlenführung durchzuführen“, berichten Birgit Schlange und ihr Mann Erich Sillus.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Bereichern soll dieses Angebot nun der Auftritt von jungen Akteuren. Bereits bei einem Mühlenfest seien Kinder und Jugendliche als Mühlengeister und Mühlenmäuse aufgetreten, so Schlange. Diese Idee soll nun bei den sonntäglichen Touren aufgenommen werden. Gesucht werden vier bis sechs Kinder, die sich – immer zu zweit – in diesen Rollen abwechseln.

Dabei sollten sie Wilhelm Buschs Geschichte von Max und Moritz kennen, insbesondere jenen Teil, in dem die beiden Lausbuben zur Mühle gebracht werden. In der dritten Etage der Mühle gibt es hierfür eigens eine Tafel mit der gereimten Erzählung.

Gar nicht fiktiv ist indes die Geschichte der Mühle, die Sillus lebendig hält. Vollendet wurde die Windmühle mit der umlaufenden Gallerie Anfang 1884 von Ludwig Tiedt. „Zuvor stand an dieser Stelle eine Bock-Windmühle“, berichtet Sillus. Er ersteigerte die Tiedtsche Mühle im Jahr 1986. Da hatte die Mühle schon keine Kappe mehr. Anfang der 1980er Jahre war diese samt der verbliebenen Flügelreste an eine Mühle in Hameln-Tündern verkauft worden.

Bis zum Jahr 1951 war Bennigsens Mühle noch richtig in Betrieb – bis einer der Jalousienflügel brach. Ein nahezu komplett eisernes Räderwerk und ein ausgeklügeltes System von Transmissionen machten die Mühle bei ihrer Erbauung zu einer der am besten ausgestatteten Windmühlen der Region. Trotz des schon seit der 1920er Jahren spürbaren Mühlensterbens konnte sich der Betrieb bis nach dem 2. Weltkrieg gut halten.

Die technischen Konstruktionen im Inneren – wie etwa die Mahlgänge oder auch Transmissionen für den Transport des Getreides in das Mahlwerk – hat Mauermeister Sillus ebenso restauriert wie das Gebäude selbst. Nun hofft er, dass die Mühle auch eine neue Haube samt Windrose bekommen kann. Sillus führt aber nicht nur durch das historische Gebäude. Der Spaziergang über das insgesamt rund 5500 Quadratmeter große Areal beginnt am Caféhaus und führt durch die verschiedenen Bereiche des liebevoll angelegten Geländes: Vom Kaffee- etwa in den Feengarten oder zu einem Pavillon. Gestaltet hat das Gelände Birgit Schlange nicht nur mit einer eine fein abgestimmten Bepflanzung, sondern auch mit passenden eisernen Elementen. Oft sind es ausgediente oder gar historische Teile, die sie dafür aus einem großen Fundus passend einbindet. Und so weht über das ganze Gelände, auf dem auch das private Fachwerkhaus der Familie steht – ebenso wie das Zentrum für seelische Gesundheit von Schlange sowie ein Gästehaus – der Hauch einer lebendig gehaltenen Geschichte.

Die Mühlen-Touren beginnen sonntags um 14 Uhr neben dem Café an der Gestorfer Straße (ausgenommen am 5. Dezember, wenn in Bennigsen der Weihnachtsmarkt stattfindet).

Anmeldungen dafür sind nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos. Kinder (bzw. deren Eltern), die Interesse haben, als Mühlengeist oder -maus Teil der Tour zu werden, melden sich unter 0160/5547471.