Schule in Corona-Zeiten

Wie übersteht eine Schule mit ihren Lehrkräften und Schülern eine solch lange Zeit voller Besonderheiten, Einschränkungen und Unsicherheiten?

VON HORST VOIGTMANN

„Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn einerseits ist die Schule intern sehr stabil. Alle, die hier arbeiten, verstehen sich als Solidargemeinschaft. Das trägt! Allerdings ist diese Situation sehr anstrengend, denn Lehrer sind ja auch Menschen mit Familie. Sie haben auch Kinder, die betreut werden müssen“, sagt Schulleiterin Malihe Papastefanou.

Derzeit laufe keine Stunde so, wie dies vor Corona gewesen sei. Die Sorge, was diese Zeit bei den Schülerinnen und Schülern an Wunden hinterlassen habe, steige an. Trotzdem freue man sich im Kollegium, dass die Schüler jetzt wieder in den Klassenräumen seien.

Schulsprecherin Felicitas Sommer, die von ihren Freunden Feli gerufen wird, fand die Zeit mit Onlineunterricht ganz gut. Sie hat das Gefühl: „Wir sind eigentlich alle auch ganz gut wieder reingekommen. Ich hatte immer den Eindruck, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer großes Interesse an dem hatten, was wir zu lernen aufbekamen. Es war auch nicht schwerer, den Stoff zu verstehen und die Aufgaben zu erfüllen, die wir in dieser Zeit lösen mussten. Wenn wir online eine Frage stellten, haben die Lehrkräfte uns innerhalb eines Tages geantwortet.“

Das Programm, mit dem der Unterricht im Lockdown lief, kannten viele der Schülerinnen und Schüler schon, bevor sie es dann einsetzen mussten. „IServ“ sei selbsterklärend, so die Schulleiterin.

Jetzt gehe es relativ schnell in die Normalität zurück. „Abgesehen von den Masken können wir wieder normal unterrichten.“ Andererseits ist gar nichts mehr wie vorher, weil viele Schülerinnen und Schüler diese Zeit als sehr belastend erlebt haben oder auch mit Konflikten nicht mehr so gut umgehen können. Kleine Probleme würden als schrecklich empfunden. „Andererseits machen einige Schüler ihre Probleme mit sich selber ab, anstatt sie anzusprechen“, beschreibt Malihe Papastefanou die derzeitige Situation.

Lehrkräfte seien derzeit damit beschäftigt, Schülerinnen und Schüler wieder miteinander ins Gespräch zu bringen und ein normales soziales Konfliktverhalten zu trainieren. Bei den Eltern-Gesprächen habe es Fälle gegeben, bei denen die Gesprächspartner den Corona-Maßnahmen gegenüber kritisch eingestellt waren, aber auch solche, die noch gerne größere Vorsicht gehabt hätten. Konflikte in dem Sinne habe es nicht gegeben. Aber es seien immer mehr Kinder in die Grundbetreuung der Schule aufgenommen worden, weil die Belastung der Eltern mit Home Office und Homeschooling in dieser Zeit auch so groß war. „Ich bin immer noch begeistert, wie viel Mühe sich die Eltern gegeben haben, in dieser Zeit die Kinder bei Laune zu halten.“ Was die Corona-Maßnahmen betreffe, setze sie um, was die Schulbehörde vorgeben, sagt die Schulleiterin. Sie versuche, so wenig Eingriffe in das Leben der Kinder vorzunehmen, wie es eben gehe. Dabei sei ihr wichtig, die Regeln so wenig wie möglich zu ändern. Immerhin müssen die Regeln in der KGS von 2000 Menschen verstanden und umgesetzt werden.

„Ein Schultag ist für die Kinder heute viel anstrengender, als vor der Pandemie und es dauert vermutlich noch einige Zeit, bis wir wirklich wieder einen normalen Schulalltag haben.“ Schulsprecherin Feli freut sich schon auf die Herbstferien. An die Zeit, in der nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler einer Klasse zusammen kamen, denkt sie nicht nur kritisch zurück: „Da war es oft auch sehr ruhig im Unterricht, aber es war auch ein bisschen blöd, weil nicht alle da waren, die in die Klasse gehören.“

Das KGS-Gebäude selbst habe sich bewährt, sagt Papastefanou. Es sei sehr funktional und gut zu belüfteten. Digital müsse allerdings noch nachgerüstet werden.