Frei gestalten beim Sogetsu-Ikeba

Völksen. Ihr Künstlername ist So Syo. Das ist japanisch und bedeutet „Bambus im Wind“. Verliehen, so erzählt Barbara Beckedorf-Hille, wurde ihr der Name zusammen mit dem Lehrdiplom als Ikebana-Lehrerin. Das war 1978. Seitdem gibt die Völksenerin Kurse – in der Kunst des Arrangierens, aber auch für die Gestaltung von Collagen oder Reliefs.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Hölzerne Reliefs schmücken auch die Wände des Domizils der Hilles – ein norwegisches Holzhaus, das beide selbst entworfen haben.

Doch noch bevor die beiden eigens aus Norwegen angereisten Handwerker die ersten Bretter verbauten, hatte Beckedorf-Hille bereits den ersten Bambus im Garten gepflanzt. Einen Ableger jenes Bambus`, den sie gemeinsam zu ihrem Lehrdiplom bekommen hat und ihr ihren Künstlernamen gab. Den Namen habe sie bekommen, weil sie sich bei den schweren Prüfungen für das Diplom wie der Bambus zwar gebeugt habe, aber nicht habe brechen lassen. Inzwischen wächst eine dichte Bambushecke auf den grünen Grenzen zu den Nachbargrundstücken. Dazwischen steht eine japanische Laterne: Auch die hat die 79-Jährige selbst gestaltet und ihrem Mann zum Geschenk gemacht. Ins Auge fällt im Garten auch eine mit Kieselsteinen gleichmäßig bestückte Fläche. Das symbolisiert ein ruhiges Wasser, erklärt Beckedorf-Hille. Und trägt den Titel „Kleines Meer“.

Alle Steine liegen in Linien, wie eine gleichmäßige Welle. Gerade hat sie für Freunde ebenfalls einen steinernen Wasserlauf mit der Symbolik eines Flusses in deren Garten gestaltet. An kreativen Umsetzungen– und Steinen – mangelt es ihr nicht. Ebenso wie anderes Naturmaterial hat die Ikebana-Meisterin davon ausreichend gesammelt.

Und so kann sie auch den Teilnehmern der Kurse, die sie jetzt zum Herbst nach coronabedingter Pause wieder anbietet, Material zur Verfügung stellen. Jeder dürfe aber auch etwas mitbringen oder auch florale Elemente in ihrem Garten abschneiden. Denn der sei so angelegt, das alle nachwachse, sagt sie mit einem Schmunzeln.

Bevor es losgeht mit dem Gestalten, werden aber Diagramme erstellt, denn natürlich folgt auch das moderne Sogetsu-Ikebana ganz genauen Regeln mit vorgeschriebenen Maßen, Winkeln und Linien. Die stehen für „shin“ (japanisch für Himmel), soe (Mensch), hikae (Erde) und den Hilfslinien jushi. „Wichtig ist eine Asymmetrie“, so die Expertin. Als Einsteiger sei es am einfachsten, mit der Gestaltung einer flachen Schale zu beginnen, bei höheren Gefäßen die Regeln umzusetzen sei viel schwieriger, sagt Beckedorf-Hille. Sechs Teilnehmer gleichzeitig können in ihrem Atelier die ikebanische Kunst erlernen oder verfeinern, denn viele Schüler kommen schon seit Jahren zu ihr. „Unser Haus ist generalbelüftet“, sagt sie auch mit Blick auf Corona.

Wer Interesse an einem Kurs hat, der sechs Unterrichtsabende beinhaltet, kann einen Termin mit Beckedorf-Hille abstimmen unter 05041/ 801256.