Artenpflege und Abenteuer

Baumkundige reisen von weit her an, um mehr über die Eigenschaften und die Nachzucht der Süntelbuchen zu erfahren. Vor Jahrhunderten waren die rot- oder grünblättrigen Bäume für Holzverarbeiter kaum von Interesse. Ihr eigenwilliger Wuchs in die Breite war manchen sogar suspekt, so sehr, dass es eine Zeit gab, in der die Buchen radikal weggesägt wurden und um ein paar Wurzeln beinahe ausgerottet worden waren in ihrer natürlichen Heimat im Weserbergland.

VON KATHARINA WEIßLING

Heute sieht es anders aus: Zwar lassen sich weiterhin keine gescheiten Bretter aus dem Holz sägen, doch Landesforsten und andere Wirtschaftsbetriebe interessieren sich für die besondere Widerstandsfähigkeit der genetisch leicht mutierten Buchen. Im Arboretum zwischen Nettelrede und Steinriepen ist ein beachtlicher Genpool dieser besonderen Buchen vorhanden. Die Mitglieder des Vereins kümmern sich seit Jahrzehnten darum. Forschung ist angegliedert und was anwächst und gedeiht, wird an geeignete Stellen weitergegeben.

Denn gerade jetzt, wo veränderte klimatische Bedingungen nicht nur flachwurzelnden Nadelbäumen sondern auch den engsten Verwandten von Fagus sylvatica schwer zu schaffen machen, kommen die vermeintlich „verhexten“, die mitunter verdrehten Exemplare ziemlich gut klar.

„Woran genau das liegt, wissen wir noch nicht sicher, aber es könnte daran liegen, dass sie eher in die Breite als in die Höhe wachsen und so nicht so viel Wasser hochzupumpen haben, um sich zu versorgen“, erklärt Michael Meier vom Freundeskreis Süntelbuchen.

Er ist einer derjenigen, die durch das umzäunte Gelände führen, wenn Besuch sich angemeldet hat. Besonders gern führt er persönlich diejenigen, an die er und viele seiner Kollegen am meisten glauben: Kinder und Jugendliche. Eine Stunde geht es durch das artenreiche Areal, in dem die unterschiedlichsten Pilze wohnen, zahlreiche Käfer zu entdecken sind, vielstimmige Vogellaute üblich und wo die Buchen den schönsten Unterschlupf bieten.

So begrenzt die Fläche des Arboretums auch ist, so leicht ist es, sich dort ein wenig zu verlaufen. Denn neben gemähten Pfaden und wunderbaren Aussichtspunkten über Bad Münder ist dichte Hecke, steht Baum an Baum. Hier und da lassen Tiere etwas fallen. Ein Stück Geweih, besondere Federn: das Arboretum bringt Wissenschaft, Artenschutz und Abenteuer auf wunderbare Art und Weise zusammen.

Als zehn Kinder in Begleitung von Verwandten durch die stattliche Metallpforte eintreten, lenkt Michael Meier ihre Aufmerksamkeit sofort auf einen besonderen Pilz. Einmal draufgetreten, staubt es nur so heraus und ein unangenehmer Geruch macht sich breit.

Dann geht es zum Tisch mit Anschauungsmaterial: Käfer die hier so leben, Eier der Vögel, die hier brüten und fliegen aber auch Dinge von schwerem Gewicht. Zur Kraftprobe laden ein Stück Elchgeweih, das ganz bestimmt nicht heimisch ist in Luttringhausen. Nicht minder schwer wiegt zur großen Überraschung ein rausgesägtes Stück Süntelbuchenast. Ob das im Wasser untergehen würde? Wahrscheinlich!

Sicher ist, dass das dichte Blätterdach der Süntelbuchen hervorragenden Schutz bietet vor Wind und Wetter. Traditionell einmal im Jahr übernachten Mitglieder der Waldjugend unter dem Schutz der besonderen Bäume im Arboretum.

Sie sind es, die vielleicht einmal Süntelbuchen in ihren Gärten pflanzen werden oder die Arbeit des Vereins fortsetzen und Vorzüge sowie Erkenntnisse über besondere Arten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen können. Wie es der Verein heute mit großem Engagement und sichtlicher Freude schon tut. Neben den Vortragenden wie Michael Meier und Hans-Joachim Rothe packen eine Vielzahl von Unterstützern im Arboretum an.

Der Verein ist gut vernetzt und finanziert seine Arbeit durch Spenden.