Paradies für Vögel und Insekten

Vor zehn Monaten, am 7. November 2020, waren fast 200 Helferinnen und Helfer dabei, als das Naturschutzprojekt Schiefer Brink förmlich aus der Taufe gehoben wurde.

VON HORST VOIGTMANN

Der Naturschutzbund Bad Münder hatte vom Land Niedersachsen die Mittel bekommen, um den Schiefen Brink, eine landwirtschaftliche Fläche zwischen Bad Münder und Böbber, zu erwerben, um es zu einem Gebiet zu machen, das mit seinen Pflanzen zu ein Tummelplatz und Lebensraum für Insekten, Kleintieren und Vögeln wird, die zum Teil auf der roten Liste stehen.

Mit viel ehrenamtlicher Arbeit wurde das Areal gestaltet. Büsche wurden gepflanzt, Magerrasen eingesät, Blumeninseln eingeplant und Obstbäume für eine Streuobstwiese gesetzt.

Für die gewünschten Bewohner dieses vier Hektar großen Gebietes wurde in der Zwischenzeit Material herbeigeschafft, das für sie und ihr Wohlbefinden wichtig ist. Jens Becker, zweiter Vorsitzender des NABU Bad Münder, weiß, dass zum Beispiel Eidechsen und Amphibien sich gerne in kleine Steinhaufen zurückziehen.

Käfer hingegen lieben es, sich im Totholz eine Bleibe einzurichten. Und die NABU-Kinder haben sogar schon festgestellt, dass ein Hase seinen Bau in einem Haufen aus Hackschnitzeln eingerichtet hat. Aber gerade ist der Bau leer, stellt einer der Jungen fest. Na klar, ist heute viel zu viel los im Vorgarten von Familie Hase.

Hans-Jürgen Imhoff ist mit einem alten Traktor dabei, Altholz in die Blumeninseln zu transportieren. Jens Becker hat ganz konkrete Vorstellungen, wie die schon abgelagerten Baumstämme liegen sollten, damit die Käfer sich eingeladen fühlen.

Kleine Steinhaufen sind eine Einladung für Bodenbrüter, weiß Thorsten Wichmann, der der Ornithologe in der Truppe ist. Er hat bereits seltene Vogelarten auf dem Schiefen Brink entdeckt, zum Beispiel den sehr seltenen Grauspecht, der zwar einen grünen Rücken hat, aber eine graue Brust. Auch das auf der Roten Liste als stark gefährdete Vogelart geführte Braunkehlchen hat Thorsten Wichmann schon entdeckt.

Viele Arten von Schmetterlingen haben schon ihren Gaukeltanz über der Wiese veranstaltet. Auch der Schwalbenschwanz, ein besonders seltenes Exemplar war darunter. Auch die jungen NABU-Mitglieder entdecken immer wieder Neues, hier eine Feder, dort ein Insekt.

„Mit dem Wetter im ersten halben Jahr waren wir sehr zufrieden. Ohne diese feuchte Witterung, wären uns viele Pflanzen eingegangen. Wir hatten wenig Verluste, nur drei große Bäume und mehrere kleine Heckenpflanzen“, sagt Jens Becker. „Mit Gießen hätten wir das gar nicht retten können.“

Im Herbst werden die drei Bäume, die eingegangen sind, ersetzt und wenn wir uns mit den Landwirten in der Nachbarschaft einigen können, werden dann auch noch 50 bis 70 Bäume, die möglichst alle alte Obstsorten tragen, gepflanzt.

Und dann kommt Jens Becker und hat etwas gefunden: „Das große Heupferd, das sieht man auch nicht mehr so oft. Die kleineren Exemplare kann man dann doch eher entdecken. Die gehören alle zu der Familie der Heuschrecken“, sagt Jens Becker. Die Schiefe Brink ist schon nach einem knappen Jahr ein Paradies inmitten einer geschundenen Welt geworden. Wir brauchen mehr von solchen Arealen!