Wo die Pfeile ins Schwarze treffen

Manchmal geht es verrückt zu im Dartsport. So steigen bei großen Zusammenkünften Mannschaften auch mal als Schlümpfe verkleidet aus dem Auto. Die Stimmung ist ausgelassen. Spieler ohne Spitznamen sind die große Ausnahme. „Geselligkeit spielt eine große Rolle“, sagt Dirk Westphal aus Bad Münder. Und doch: Vor der Dartscheibe ist jeder allein. „Von allen Sportarten die ich ausgeübt habe, ist es die einzige, in der es keine Ausreden gibt, dass ein anderer das Ergebnis negativ beeinflusst hätte.“

VON KATHARINA WEIßLING

Geschicklichkeit ist mehr gefragt als Kraft oder Ausdauer. „Vor allem aber geht es darum, mental fit zu sein“, sagt Westphal. Seit 2007 spielt er Dart in Vereinen organisiert. Den DBV Break07 e.V. in Bad Münder baute er mit auf. Seit 2018 ist Westphal Übungsleiter der Dartabteilung der Tuspo Bad Münder. Gerade hat er einen Trainerschein gemacht und ist damit einer von nur zwei vom Niedersäschsischen Dartverband ausgebildeten Steeldart-Trainern im Landkreis Hameln Pyrmont. Niedersachsenweit gebe es 18 sagt der Münderaner. „Zwingend nötig für die Vereinsarbeit war das nicht, aber jetzt weiß ich endlich, was hinter lange ausgeübten Tipps steht und auch mehr über die Entstehung des Sports. „Es ist eine Rand- aber auch schon lange eine Trendsportart“, berichtet der 58-Jährige.

1908 wurde vor Gericht in England geklärt, dass Darts es ein Geschicklichkeits- und kein Glücksspiel sei. Seither durfte Steeldart offiziell in Pubs gespielt werden, von wo aus sich das Wurfspiel mit der bekannten Einteilung und dem „Bulls Eye“ in der Mitte ausbreitete. „Jetzt finde ich, ist es an der Zeit, das Kneipenimage abzulegen“, betont Westphal und sieht ein paar Belege dafür, dass es in die passende Richtung geht. „Schaltet man den Fernseher an, sind zwei Drittel der Dartspieler übergewichtige ältere Männer, es kommen aber deutlich fittere Spielerinnen und Spieler nach“. Anders gesagt: Dart geht auch ohne Bier. Vor allem wenn es darum geht, Nachwuchs aufzubauen und zu fördern.

„Kinder dürfen ab acht Jahren Steeldart spielen und finden das auf Anhieb ziemlich faszinierend“, sagt Westphal, der auch seinen eigenen Kindern Steeldart beigebracht hat. Die Methoden sind spielerisch. Bevor die Darts Richtung Scheibe fliegen, wird zum Beispiel mit Holzdübeln auf einen Schuhkarton mit Loch gezielt.

„Rechnen können ist von Vorteil“, leitet Westphal zu den Regeln über. Bei Turnieren gelte es, seine Punkte strategisch runterzuspielen, entweder ab 501 Punkten oder aber ab 301 Punkten. Die Spieler werfen abwechselnd ihre drei Pfeile auf die Scheibe. Es gewinnt, wer zuerst genau Null Punkte hat. Dabei muss der letzte Wurf zwingend ein Double Out sein: Der Treffer muss in einem Feld landen, das verdoppelt wird, wie etwa das Bulls Eye in der Mitte oder die Zahlen im Double Ring außen. Eine heikle Angelegenheit. Denn einerseits spielt der Gegner sein Spiel, zweitens gehen nicht alle Wege mit drei Würfen auf.