Auf Knien durch die Halle gerobbt

„Wir sind gut durch die Krise gekommen“: Klaus-Dieter Winkel, Vorsitzender des TSV Gestorf, ist froh, dass in den Sportverein ein großes Stück Normalität zurückgekehrt ist. Ab dem 1. Juni durften die Sportangebote nach dem coronabedingten Lockdown wieder starten. Verändert hat sich trotzdem einiges.

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Abstand halten: Damit dieses Gebot in der Sport- und Gymnastikhalle an der Suderbruchtrift auch eingehalten wird, haben Klaus-Dieter Winkel und seine Frau Edeltraud Winkel Punkte auf die Böden aufgeklebt. „Wir sind auf Knien mit dem Maßband durch die Hallen gerutscht und haben die Markierungen aufgebracht“, erzählt die langjährige Übungsleiterin im Bereich Gesundheitssport mit einem Schmunzeln.

Und die Übungsleiter für die einzelnen Sparten des mehr als 800 Mitglieder starken Vereins benötigten neben großen Mengen an Desinfektionsmitteln auch viel Zeit. „Jedes Gerät musste desinfiziert werden“, so Edeltraud Winkel. Auch ein Wechsel der Geräte zwischen den Teilnehmern wie etwa beim Gesundheitstraining mit den neuartigen Sportgeräten Flexi-Bar, Brasils oder Smovey-Ringen durchaus üblich, entfiel.

Inzwischen sind die Bestimmungen, die die Winkels stets genau im Blick haben, etwas gelockert worden. Nun müsse nicht mehr jeder Hocker desinfiziert werden. Seinen Übungsleitern habe der Verein übrigens während des Lockdowns zwei Mal einen Obolus zukommen lassen – für die entfallenen Aufwandsentschädigungen.

Jetzt in den Sommermonaten sei das Training recht entspannt, berichtet der langjährige Vereins-Chef. Möglichst viele Angebote finden im Freien statt. Das sei wie im Urlaub, habe ihr jüngst ein Teilnehmer gesagt, berichtet Edeltraud Winkel. Auch in der „Außenstelle“ des TSV, der Grundschule Hinter der Burg in Sringe, wo Winkel „Osteoporose- und Wirbelsäulensport“ sowie „Koronasport und Diabetes“ anbietet, finden die Kurse wenn irgendmöglich im Freien statt. Zudem würden die Kurse entzerrt, damit sich die einzelnen Gruppen möglichst nicht begegnen.

Dass aber wieder Sport in der Gemeinschaft möglich ist, sorge bei allen Aktiven – von denen die Älteren inzwischen auch alle geimpft seien – für Erleichterung, so Vereins-Chef Winkel. Gerade auch der Austausch und das Miteinander seien wichtige Faktoren im Vereinsleben. Auch um sich in Ruhe austauschen zu können gab es jetzt vor den Ferien für die einzelnen Gruppen Gesprächsrunden mit Kaffee, Kuchen und coronakonformem Abstand. „Das verbindet die Teilnehmer“, weiß die erfahrene Übunsgleiterin Winkel.

Die vereinsinternen Ferien habe der TSV in diesem Jahr übrigens auf die Hälfte auf nurmehr drei Wochen reduziert, um den Mitgliedern mit Blick auf den langen Lockdown nun im Sommer ein verlängertes Trainingsangebot machen zu können.

Einen Mitgliederschwund musste Klaus-Dieter Winkel im Übrigen nicht verzeichnen. „Das war die ganz normale Fluktuation“, stellt er fest. Allerdings konnten im Lockdown keine neuen Mitglieder dazugewonnen werden, wie es bei einem normalen Verlauf eines Jahres immer der Fall sei.

Nach den Sommerferien geht es beim TSV wieder mit allen Angeboten an den Start. Nur Sportabzeichen werden wohl in dieser Saison keine abgenommen. Denn während alle Sparten wieder ganz normal in das Training gekommen seien, sei hier die Nachfrage eher zögerlich gewesen, berichtet der Vorsitzende des größten Springer Sportvereins.