Drache Kokosnuss: Eins, zwei, drei, Kultur!

VON KATHARINA WEIßLING

Bad Münder. In dem Buch, aus dem Autor Ingo Siegner den Drittklässlern der münderschen Grundschule vorlas, ging es neben dem sympathischen kleinen Drachen und seinen Freunden vor allem um die Geschichten dahinter. Wie wird man eigentlich Autor? Wie verdient man mit Büchern Geld und wie sieht so ein Zeichner und Figurenerfinder eigentlich an schlechten und genervten Tagen aus? Und wie war das so mit Ingo Siegners Schulzeit auf einem Dorf in der Nähe von Hannover?

„Eher so mäßig“, stellt Ingo Siegner rasch klar. Er wollte Profisportler werden. „Hat aber nicht geklappt“. In Rechtschreibung sei er aber immer der Beste gewesen. „Ich weiß auch nicht warum, aber ich weiß immer, wo ein Komma hin muss und wo nicht“. In anderen Fächern war das weniger klar und so gab es nach der Schule auch erst einmal eine Menge anderer Jobs (zum Beispiel bei einer Bank), bevor Siegner das machen konnte, was ihn heute so erfolgreich macht. Seine Bücher wurden millionenfach verkauft und in viele Sprachen übersetzt. „Das mit dem Zeichnen habe ich mir selber so beigebracht“, sagt Siegner, zeigt Fotos von seinen Farbpaletten, seinem Lichttisch und erzählt, wie manche Bilder sich so zusammensetzen. Da zum Beispiel, wo noch viel zu viel freier Raum war, sollte irgendwie noch eine Lampe hin. Weil seine Frau die eigene Esszimmerlampe hübsch fand und vorschlug, wurde es eben diese. Für sein nächstes Buch habe seine Lektorin ihm schon eine Geschichte über Waldbrände und Feuer löschen vorgeschlagen.

Sein eigenes Geschichten Erzählen, frei Variieren und damit für gute Stimmung sorgen habe mit seinem jüngeren Bruder begonnen. Als auch der schon erwachsen war, betreute Siegner im Nebenjob Kinder. Und einer der betreuten Jungs wünschte sich zum Geburtstag eine gezeichnete Geschichte von Siegner. Der machte sich tatsächlich ans Werk. Einmal fertig ging der damals 35-Jährige Siegner zum Copyshop. Von den zehn Exemplaren, die er in seinem Freundeskreis verteilte, landete eines in den Händen seines späteren Verlegers. Der wollte noch eine Geschichte, konnte ihm aber nicht sagen, ob er vom Geschichten schreiben würde leben können. „Die meisten Schriftsteller haben noch andere Berufe“, sagt der 56-Jährige. Und findet, dass er großes Glück hat: „Weil ich das mache, was ich gerne mache.“

Ruckzuck zeigt er den Kindern den Unterschied zwischen Maus und Matilda. Eigentlich sind es nur die Ohren und Stachelschweinstacheln auf dem Rücken. Die Maus habe eigentlich keine richtige Aufgabe in den Geschichten. „Ich fand nur früher selber so Suchbilder gut“, sagt Siegner. Die Freunde Matilda und Oskar dagegen machten alles viel einfacher. „Abenteuer lassen sich viel besser erzählen, wenn der eine Angst hat und der andere nicht“, verrät Siegner. Am Ende der Lesung nahm Siegner sich Zeit für Autogramme. Nicht nur sein Schriftzug, auch der kleine Drache grüßt darin freundlich. Und der Grundschule hinterlässt er ein echtes Original: Kinderhelden auf Rollschuhen.