Eintauchen in die Geschichte Eldagsens

VON ANNE BRINKMANN-THIES

Eldagsen. „Wir müssen aufschreiben, wie es einmal war, sonst weiß es am Ende niemand mehr“, sagt Anita Oppermann, Vorsitzende des Bürgervereins Stadt Eldagsen und Umgebung. Die Geschichte des Ortes liegt der gebürtigen Eldagserin sehr am Herzen. Die Suche nach historischem Fotomaterial begann für das Mitglied des Damenschießclubs mit dem 50-jährigen Jubiläum des Vereins vor sieben Jahren. „Damals habe ich 3500 Bilder eingescannt“, erinnert sieh sich schmunzelnd.

Und so hatte sie längst Übung im Sammeln historischer Fotos, von denen sie einige einfach geschenkt bekommen hat. Und im Recherchieren von Heimatgeschichte. Eine bewegte Geschichte etwa hat das Haus Marktstraße 1, in dem heute die Verwaltungsaußenstelle der Stadtverwaltung untergebracht ist und wo der Ortsrat tagt, erklärt Oppermann. Ursprünglich stand dort allerdings ein Brauhaus – Johann Weihe hatte am 11. Januar 1656 das Braurecht erhalten. Das Brauhaus wurde 1882 von der Stadt angekauft, da die Brauergilde sich aufgelöst hatte. Im Sommer 1883 wurde es abgerissen und neu aufgebaut.

Am 1. Oktober 1883 wurde das neue Gebäude mit Dienstwohnung an die Oberpostdirektion in Hannover vermietet. Hier hielten einst die Postkutschen, 1929 zog die Post in das Gebäude Lange Straße 74. Weil auch die neuen Flächen für den Bau neuer Postomnibus-Hallen zu klein wurden, kaufte die Post 1962 das Haus des Malers Sievers, um es abzureißen. Aus dem Postamt wurde am 30. Juli 1998 schließlich eine Postagentur und die Geschäfte konnten im Elektrogeschäft Baxmann bis zur Schließung am 30. März 2018 und heute im Rewe-Markt am Pfingstanger erledigt werden. Auch die Sparkasse war hier einmal zu Hause, bis sie die Kreissparkasse Springe, Hauptzweigstelle Eldagsen, in das neu erbaute Gebäude Lange Straße 72 umzog.

Viele Häuser mussten weichen, die Straßenbaubehörde begründete den Umbau damit, dass der Verkehr Vorrang habe und fließen müsse. So wie etwa das Gasthaus „Schwarzer Bär“ an der Langen Straße 66. Lange im Besitz der Familie Olpe wurde es 1969 an die Stadt Eldagsen verkauft und 1975 abgerissen wurde.

Am 7. Dezember 1879 wurde dem Schuhmacher Friedrich Olpe, „die Erlaubnis zur Ausübung der Gast- und Schankwirtschaft gestattet „. Er wurde zur Aufnahme verpflichtet, falls Reisende Quartier verlangen und diese zu verpflegen“. Hier hatte der FC Eldagsen sein Vereinslokal. Der Umkleideraum für auswärtige Mannschaftsspieler befand sich im hinteren Gebäude über Toiletten und Schweinestall. Wenn der Verein aufgestiegen war, wurden die Bordsteine schon einmal gelb und schwarz gestrichen.

Auch die Schützengilde von 1924 hatte im Schwarzen Bären ihr Vereinslokal, im Hinterhaus in der oberen Etage befand sich der 10-Meter-Luftgewehrstand. Dieser wurde im Jahr 1954 von den Mitgliedern der Schützengilde im freiwilligen Arbeitseinsatz über den Toiletten und Stallungen ausgebaut. Familie Olpe übernahm im Mai 1969 von Familie Knoop das „Hotel Berggarten“ in Eigentum.

In der Langen Straße 62 konnten die Eldagser in die Gaststätte „Der Raths Keller“ gehen, im Obergeschoss hatte der Magistrat, später die Stadtverwaltung der Stadt Eldagsen, sogar noch ihre Verwaltungsräume. Zwei Hausnummern weiter stand das Schuhhaus von August Sohns, in dem sogar zehn Zigaretten á fünf Pfennig gekauft werden konnten. Die Familie hat Eldagsen später aber verlassen. Die „alte Schusterherberge“ war eines der wenigen Häuser, die beim Überfall der Tyllischen Truppen 1626 nicht verbrannte. Ebenfalls noch vielen aus Geschichten in Erinnerung: Das Friseurgeschäft von „Putzer“ Louis Müller oder das Haus des Tischlers Heinrich Lauenstein. Anita Oppermann will weiter die Geschichte ihres Heimatortes lebendig halten. Anregungen und historisches Material sind bei ihr in den besten Händen.

Der Eldagser Bürgerverein verkauft die Karten mit alten Bildern der Häuser für je 2 Euro. Die Karten sind erhältlich im Optiker-Geschäft Hagemann. Sie können auch bei Anita Oppermann bestellt werden unter 05044/ 8371.