Coronakonform ins Wasser

Das erfreut sich vieler Badegäste – manche Regeln sorgen für Kopfschütteln

VON KATHARINA WEIßLING

Bad Münder. Verrückte Zeiten im Rohmelbad: Der Sprungturm, ein klares Wiedererkennungszeichen des Freibades, ist verwaist. Darunter findet ein Art Zirkus statt. Die Schwimmer ziehen aufs geordnetste ihre Bahnen, Pausen oder Zickzack sind passé. Wer sich nicht daran hält, wird freundlich aber bestimmt vom Aufsichtspersonal an die aktuellen Corona-Regeln erinnert. Alles besser als eine Schließung des Bades aufgrund möglicher Verstöße gegen die selbst auferlegten und vom Gesundheitsamt abgesegneten Hygienemaßnahmen. Im Nichtschwimmerbad ist die Rutsche zwar gesperrt, die Regeln ansonsten aber lockerer.

„Nicht alles ist hundertprozentig logisch“, räumt Betriebsleiter Torsten Köberle ein. Zum Beispiel, dass im Vorraum mit Kartenautomat und Drehkreuz nur eine Familie sein dürfe, ganz gleich wie lang und eng die Schlange vor dem Bad bei Hochtemperaturen wird. „Da versuchen wir schon unser Bestes und lassen alle, die schon Karten haben übers Garten- und Kinderwagentor herein“, erklärt der Meister für Bäderbetriebe. Einfach klingeln, Bescheid sagen und per Summer öffnet sich die Pforte. Bargeld kassieren können und dürfen die Mitarbeiter allerdings nicht, eine extra Aushilfskraft für Stoßzeiten einzustellen, würde Kosten verursachen, die die Stadt eher scheut. Also herein ins Bad und das Beste daraus machen.

Es ist den Rettungsschwimmern und Fachkräften anzuhören, dass auch sie lieber anderes per Lautsprecher durchgeben würden als Ermahnungen. Ein Favorit ist die Ansage: „Der Eiswagen ist da“. Auch das kommt oft vor in dieser Saison ohne weitere Gastronomie, besonders an heißen Tagen, zur großen Freude der Familien im Bad. Sorten gibt es reichlich und lecker ist das handwerklich gemachte Eis auch. „Vieles läuft richtig gut“, freut sich Köberle. Und zählt gleich auf: Die Dauerkarten verkauften sich fast so gut wie das Eis, die Heizung per Sonnenkraft spare enorme Kosten und sorge dabei für angenehme Badetemperaturen bis zu 27 Grad. Zudem seien viele Schwimmer sogar begeistert von den optimalen Sportbedingungen in diesem Jahr.

Toben und Chillen verlagert sich indes ins Nichtschwimmerbecken. Dort gibt’s Volleyball genau so wie erste Schwimmversuche und eifrige Tauchgänge. Spielen ist hier nicht nur den Kindern vorbehalten sondern auch Jugendlichen und manchmal auch schwer angeschickerten Erwachsenen. Das ist dieses Jahr schon vorgekommen. Mit Notarzteinsatz und allem drum und dran. „So etwas fordert viel Aufmerksamkeit, die leider von den Kindern und anderen Aufgaben abgeht“, bedauert das Team. Damit die Schwimmanfänger endlich bis zum Seepferdchen und weiteren Abzeichen kommen, gibt es dieses Jahr endlich wieder Schwimmkurse. Sechs Stück sind angesetzt und alle Listen voll. „Das ist schon außergewöhnlich und Glück, dass wir tolle Externe gefunden haben, die den großen Bedarf decken“ sagt der Bademeister.

Schließzeiten sind noch so ein Thema. Wer vormittags eine Karte löst, muss nach der Reinigungspause von 14 bis 15 Uhr eine neue Karte lösen. „Da bitten wir einfach um Verständnis und darum, sich unsere Rahmenbedingungen vorher mal anzuschauen“, sagt Köberle. Immerhin habe er umgesetzt, dass die Reinigungspause, in der alle Innenräume desinfiziert werden, auf eine Stunde verkürzt wurde. Anders als in anderen Bädern gebe es auch keine aufwändigen Terminvergaben fürs Schwimmen.

Im Übrigen macht der Ton die Musik. Rumpöbeln, wenn Schwimm- und Besuchszeiten enden und die Mitarbeiter schon Müll aufpicken, sei kein besonders nettes Signal zum Feierabend. „Vielen ist auch nicht bewusst, dass wir hier lange Zeiten und keine allzu üppige Personaldecke haben“, erklärt der Chef. „Um die Becken morgens für Schwimmkurse freizugeben, muss immer eine Fachkraft vor Ort sein, da bin ich im Moment mit Ausnahme von Vertretungen aus anderen Bädern der Einzige“, sagt er. Andere Mitarbeiter seien wahlweise Rettungsschwimmer oder noch in Ausbildung. „Dafür bin ich sehr zufrieden mit diesem Team und hoffe, dass das bald in gute, nicht nur kurzfristige Verträge mündet“, sagt Köberle.

Dass die notwendige Sanierung des Nichtschwimmerbeckens einen so langen Vorlauf braucht, liegt dem Betriebsleiter selbst fast so schwer im Magen, wie manchen Kindern die Gummibärchen. Andererseits freut er sich riesig über die Baumaßnahmen an den frisch privatisierten Gastronomie-Räumen, die aufwändig umgestaltet werden. „Das ist unglaublich ,was hier passiert und wertet das Bad schon jetzt richtig auf“, bemerkt Köberle. Auf die Eröffnung im nächsten Jahr freuten sich viele. Sonnige Aussichten also fürs Rohmelbad. Und gut gepflegte Blumenpracht rund ums Babybecken sowieso.